Duisburg. Ein Filmprojekt junger Duisburger mit Migrationshintergrund will das Image der Stadt verbessern. Die Beteiligten kämpfen zudem für mehr Teilhabe.
Seit Jahren engagiert sich der Duisburger Pädagoge Burak Yilmaz gegen Rassismus und Judenhass. Bei seinen jüngsten Filmprojekten geht er etwa mit muslimischen Jugendlichen auf Spurensuche jüdischen Lebens im Marxloh und dokumentiert die Geschichte ihrer Gastarbeiterfamilien. Er will „migrantisches Leben in Duisburg sichtbar machen“, zugleich mit Vorurteilen aufräumen und vor allem ein „anderes Bild unserer Stadt“ zeichnen.
Dabei unterstützt ihn als Projektteilnehmerin die 24-jährige Studentin Haticeela Tekeş, deren Duisburg „sehr facettenreich“ ist und ihre Heimat Marxloh für sie längst kein kriminelles Armutsviertel, sondern das geliebte Zuhause. „Ich habe gar keine Lust mehr auf die ganzen Vorurteile, ich bin glücklich hier zu leben“, betont die junge Frau und trotzdem weiß sie um Missstände, gegen die es zu kämpfen gilt. Teils gründen sie auf Rassismus, wie Yilmaz und Tekes beide aus Erfahrung wissen: So erhielten sie beide als Enkel von Gastarbeitern automatisch eine Empfehlung für die Hauptschule und wurden als perspektivlos abgestempelt. Andere bekommen allein ihres türkischen Namens wegen weder Mietwohnung noch Job.
Lebensleistung der Gastarbeiter werden kaum gewürdigt
„Migranten müssen mehr gesehen und mehr eingebunden werden“, fordert Haticeela Tekeş. Insbesondere, dass Deutschen mit Migrationshintergrund „von der Mehrheitsgesellschaft das Deutschsein abgesprochen“ bekommen, empfindet sie als Problem. Dazu zählt ebenfalls, dass die Lebensleistung der Gastarbeitergeneration nicht hinreichend anerkannt wird, findet die Marxloherin: „Unsere Großeltern sind hierhin gekommen, haben tolle Arbeit geleistet und Duisburg mitaufgebaut. Wir sind ihre Enkel, die Kinder des Ruhrgebiets.“
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Daher fordert der Burak Yilmaz schon lange, auch migrantische Geschichte strukturell in Duisburg zu verankern, etwa im Schulunterricht, im Stadtmuseum oder im Kultur- und Bildungseinrichtungen, denn „bislang tauchen Gastarbeiter in der Stadtgeschichte nicht auf“. Das will der Pädagoge ändern, nicht zuletzt durch seine Filmprojekte. Darin bildet er die Perspektive migrantischer Familien auf Marxloh und auf die übrige Stadt ab und kämpft damit gegen hartnäckige Vorurteile an.
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In Haticeela Tekeş hat er darin eine starke Mitstreiterin. Sie versteht sich Netzwerkerin und will das Leben und das Miteinander in ihrer Heimat mitgestalten, ob im Sportverein, in der Moschee oder im Lions Club. Jedoch hat sie Beitrittsangebote von CDU und SPD bisher abgelehnt, weil sie noch keine Partei komplett überzeugt habe, sie leere Versprechen ärgern und dass viele Lokalpolitiker aus Eigennutz agieren, statt das Gemeinwohl im Blick zu haben.
Allerdings lässt eine befreundete Ratsfrau nicht locker, so dass die 24-Jährige über einen Beitritt zumindest nachdenkt. „Ich kann mir das Kanzleramt gut vorstellen“, sagt Haticeela Tekeş und lacht. Doch egal, wohin ihr Lebensweg sie auch führen mag: „Ich bin und bleibe Marxloherin.“ Und darauf ist sie stolz.