Duisburg. In drei verlassenen Gebäuden im Duisburger Norden wird randaliert und gezündelt. Anwohner haben Angst. Wer sucht diese Orte immer wieder auf?
Immer wieder Feuer, immer wieder Vandalismus, immer wieder Lärm: Drei große, leerstehende Gebäude im Duisburger Norden haben in den vergangenen Monaten und Jahren für Aufregung gesorgt. Keine drei Wochen sind die letzten Einsätze von Feuerwehr oder Polizei am St.-Barbara-Hospital in Neumühl und an der Anne-Frank-Schule in Röttgersbach her. An der Frankenschule in Vierlinden wurde zuletzt im Juli ein Einsatz bekannt. Anwohner spekulieren über Prostitution und Drogenhandel – aber wer hält sich wirklich an diesen Orten auf?
Ganz unterschiedliche Klientel würden sich in den Ruinen treffen, sagt Polizeisprecher Jonas Tepe auf Nachfrage der Redaktion. Das Duisburger Polizeipräsidium stehe im regelmäßigen Kontakt mit den Bezirksbeamten, tausche sich über die Situation rund um die berüchtigten Grundstücke aus. Demnach übernachten dort Obdachlose; vor allem aber hätten auch Jugendliche ein Interesse an solch abgelegenen Plätzen. Dort fühlen sie sich unbeobachtet und glauben, ungestört „die Sau rauslassen“ zu können.
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Prostitution an „Lost Places“ in Duisburg? Das sagt die Polizei
Dass vermehrt Prostituierte oder Dealer in den verlassenen Häusern ihren Geschäften nachgehen, kann Tepe nicht bestätigen. „Anwohner sind immer sehr empfindsam und rechnen schnell mit dem Schlimmsten.“ Nur, weil Kondome herumliegen, gebe es dort nicht automatisch auch Prostitution.
Anders als manche Nachbarn geht die Polizei nicht davon aus, dass vermehrt Menschen von außerhalb in den Ruinen ihr Unwesen treiben. Autos mit auswärtigen Kfz-Kennzeichen, von denen oft berichtet wird, wiesen jedenfalls nicht zwingend darauf hin. „Wir leben in einer Großstadt“, so Tepe, „dass man verschiedene Kennzeichen am Straßenrand sieht, ist normal und muss nichts bedeuten“.
Gleichwohl gibt es bei Freunden sogenannter „Lost Places“ einen Hang zum Tourismus – verlassene Anlagen und Gebäude werden in Internetforen angepriesen, daraufhin suchen Nachahmer diese auf. „Diese Orte haben für manche etwas mystisches und anziehendes“, weiß Tepe, und warnt, dass es „total gefährlich“ sei. Vor allem an aufgegebenen Industriestandorten kommt es immer wieder zu Unfällen.
Duisburg: Ruinen sollen abgerissen oder neuentwickelt werden
Die Sicherung dieser Orte obliegt den Eigentümern der Grundstücke. Im Fall der ehemaligen Schulen in Röttgersbach und Vierlinden ist das die Stadt Duisburg, im Fall der früheren Klinik in Neumühl sind es die Investoren, die dort ein neues Quartier bauen wollen. Zäune haben über Jahre nicht den gewünschten Effekt gezeigt. „Man muss sich immer Fragen: Kann man noch mehr machen“, sagt Tepe. Er bringt einen Sicherheitsdienst ins Gespräch, wenngleich er natürlich wisse, dass dies auch eine Kostenfrage ist.
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Auf Sicht werden wohl also nur Abriss oder Wiederbelebung der Gebäude eine Besserung bringen, und den besorgten Anwohnern wieder ein gutes Gefühl in ihrem Viertel geben. An der Anne-Frank-Schule wurde jüngst mit dem Rückbau begonnen. Und rund um das St.-Barbara-Hospital soll der Bau des „Neumühl-Quartiers“ zeitnah Fahrt aufnehmen. Im Fall der Frankenschule werden sich Nachbarn noch gedulden müssen – doch immerhin soll dort in diesem Jahr das Bieterverfahren zum Verkauf des Grundstücks endlich beginnen.