Duisburg-Beeck. Die aufgegebene katholische Kirche St. Laurentius in Duisburg-Beeck wird mit Nebengebäuden denkmalgeschützt. Dennoch bleibt die Zukunft ungewiss.
Jetzt ist es beschlossen und offiziell: Die katholische Kirche St. Laurentius in Duisburg-Beeck wird, wie bereits lange erwartet, unter Denkmalschutz gestellt. Ebenfalls das benachbarte ehemalige Pfarrhaus, das später zum Franziskaner-Kloster wurde, und das einstige Josefhaus, in dem zuletzt das Pfarrzentrum der Gemeinde untergebracht war. Alle Gebäude hat das Bistum Essen bereits im Sommer 2020 aufgeben. Als bedeutende Kulturgüter sollen sie jedoch für die Nachwelt erhalten bleiben. Mit entsprechenden Gutachten haben die Fachleute des LVR-Amtes für Denkmalschutz im Rheinland sowie aus dem Duisburger Rathaus davon die Bezirksvertretung Meiderich/Beeck überzeugt.
Das Gebäude-Ensemble hat aus Sicht der Duisburger Expertinnen und Experten einen großen Aussagewert für das Leben der Menschen in der Zeitepoche „der hochdynamischen Industrialisierung und Städtebildung speziell im Ruhrgebiet um 1900“. Diese Einschätzung sehen sie auch durch den Gutachter Dr. Marco Kieser (Landschaftsverband Rheinland) gestützt. Demnach sei die Gebäudegruppe mit der Kirche im Mittelpunkt „ein sehr anschauliches Beispiel dafür, wie durch den enormen Zuzug von Menschen in der industriellen Hochphase auch eine völlig neue kirchliche Infrastruktur geschaffen werden musste“. Zudem zeigten die Bauten die „wichtige gesellschaftliche Rolle“ der katholischen Kirche und ihrer sozialen Einrichtungen – nicht zuletzt durch die prägnante Lage in Beeck, sondern auch durch „die hochwertige künstlerische Durchgestaltung“ der Gebäude.
St. Laurentius ist auch heute noch eine bauliche Dominante in Beeck
Nachdem Zuzug von katholischen Zechenarbeitern und ihren Familien aus ganz Deutschland Ende des 19. Jahrhunderts wuchs Beeck, und 1890 gründete sich ein Kirchenbauverein unter Vorsitz des Brauereibesitzers Theodor König, der die Baumaßnahmen finanziell unterstützte. Eine Spende des Bischofs Hermann Dringelstad aus Münster ermöglichte 1894 zunächst eine Notkirche an der heutigen Flottenstraße. Schließlich konnte 1904 der Grundstein von St. Laurentius gelegt und das Projekt nach zwei Jahren dann abgeschlossen werden.
Gleichzeitig entstand das Pfarrhaus (Baugesuch 1905) und schließlich 1912 an der Gotenstraße, hinter der Kirche, eine „Kleinkinderbewahr- und Nähschule“, das spätere Josefhaus. Der Architekt Heinrich Jennen aus Kleve entwarf die Neubauten und gestaltete auch den Umbau der Notkirche in ein Vereinshaus.
Die Kirche samt Glockenturm erlitt im Zweiten Weltkrieg aus Expertensicht nur „relativ geringe Kriegsschäden“ und nachdem sie der Beecker Architekt Jakob Bentgens wiederhergestellt hat, wenn auch nicht überall originalgetreu, bleibt sie „mitsamt ihren Nebenbauten [...] auch heute noch bauliche Dominante und Kristallisationspunkt des Viertels“, wie es in der Beschlussvorlage heißt.
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Während der Kirchenbau neugotisch ist, erwähnen die Denkmalschützer im Inneren anerkennend vor allem spätgotische Einflüsse: „Besonders bemerkenswert sind der Josefaltar und die Kreuzwegstationen aus der Werkstatt des Klever Künstlers Gerhard Brüx“. Der Josefaltar ist im Vorbild niederrheinischer Schnitzaltäre gestaltet. Hervorgehoben werden in dem Beecker Gotteshaus beispielsweise auch der Aufsatz des Marienalters und – als neuere Elemente – die Glasmalereifenster (1972) von Künstler Herb Schiffer.
Doch nicht nur St. Laurentius selbst, auch das ehemalige Kloster und das einstige Josefhaus seien für die Wissenschaft auch künftig noch interessant. Denn die beiden Nebengebäude des stadtbildprägenden Ensembles weisen regionale, qualitätsvolle Sonderformen eines spätgotischen Bürgerhauses am Niederrhein auf.
Großpfarrei sucht neue Nachnutzer für die aufgegebene katholische Kirche
Dass die Beecker Kirche nun als wichtiges Kulturgut unter Denkmalschutz gestellt wird, freut Christian Becker, den leitenden Pfarrer der Großpfarrei St. Michael natürlich. Doch dies erschwert ihm und seinem Team, einen Nachnutzer für die aufgegebene Kirche zu finden. Durch Mitgliederschwund und strenge Sparvorgaben des Bistums musste die Pfarrei schon einige Kirchen aufgeben, teils sogar abreißen und sprengen, um Wohnbauprojekte zu ermöglichen; dieser Schrumpfungsprozess, diese Neuentwicklung der Pfarrei ist noch nicht abgeschlossen.
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„Ein Abriss ist für uns die allerletzte Option, selbst für Kirchen ohne Denkmalschutz“, sagte bereits im Mai 2021 die Gemeindereferentin Christa Scholten-Herbst dieser Redaktion, doch für neue Nutzungen sei man offen, „von einer Bäckerei bis hin zur Kletterhalle“. So ist etwa die Antoniuskirche in Beeckerwerth eine Kulturkirche geworden, in der Musicals aufgeführt werden. Dagegen ist die Zukunft der St.-Laurentius-Kirche, des ehemaligen Franziskaner-Klosters und des Pfarrzentrums noch ungewiss: Die Großpfarrei sucht noch neue Nutzer.
>> MEHR UMSICHT BEI NEUEN BAUDENKMÄLERN GEFORDERT
● Die drei Beschlussvorlagen der Stadt Duisburg, durch die die Kirche St. Laurentius samt Glockenturm, das Pfarrhaus und das Josefhaus künftig als Baudenkmäler geschützt werden sollen, hat die Bezirksvertretung Meiderich/Beeck einstimmig mit einer Enthaltung beschlossen.
● Ebenfalls haben die Bezirksvertreter beschlossen, die ehemalige evangelische Kirche an der Apostelstraße 58 in Laar, die sich inzwischen in Privatbesitz befindet, unter Denkmalschutz zu stellen.
● Zu mehr Umsicht bei der Schaffung neuer Baudenkmaler rät jedoch der CDU-Ratsherr Ulrich Lüger. Zwar sei er grundsätzlich nicht gegen Denkmalschutz, aber „wir verurteilen den Eigentümer, bei Reparaturen erheblich mehr Geld auszugeben“. Fördermittel würden die Mehrkosten nicht decken. Gemeinden könnten schon heute geschützte Denkmäler nicht bezahlen. So erinnerte Lüger etwa an den geschützten Matena-Tunnel, „der ist jetzt zugeschüttet“.