Duisburg-Beeck. Erstmals seit vielen Jahren steht ein Christbaum auf dem Marktplatz in Beeck und soll Weihnachtsstimmung verbreiten. Es gibt noch größere Pläne.
Der große Tannenbaum mitten auf dem Marktplatz ist seit Tagen ein deutliches Zeichen: In Beeck wird es weihnachtlich und herzlich in der Corona-Pandemie. „Mindestens zehn Jahre stand hier kein Weihnachtsbaum mehr“, freut sich am Nikolaus-Morgen Oğuzhan Göksügür über viele schöne Erinnerungen, die die Tanne in ihrem großen Steinständer hervorruft. Damit ist er längst nicht allein: „Früher war hier alles, man brauchte nicht nach Duisburg zum Weihnachtsmarkt“, erinnert sich Theresia Perz an längst vergangene Jahrzehnte, an dekorierte Geschäfte im Advent und natürlich an den riesigen Baum auf dem Marktplatz. Deshalb waren sie und Göksügür sofort dabei, als ihr SPD-Ortsverein nach zahlreichen Bitten der Beecker die Tradition des großen Christbaums wiederbeleben wollte.
„Gerade die Älteren vermissen und brauchen das“, sagt die Bezirksvertreterin Perz, zumal die Beecker Kirmes, der frühere Höhepunkt im Stadtteil, zuletzt deutlich kleiner geworden und nicht mehr ansprechend sei. Doch diese Adventsaktion, die mit Unterstützung der König Brauerei und der Sparkasse erst möglich wurde, ist gleichzeitig auch ein Experiment. „Wenn es erfolgreich angenommen wird, wollen wir die Netzwerke im Stadtteil wieder aufleben lassen und im nächsten Jahr ein Weihnachtsfest oder einen Weihnachtsmarkt feiern“, sagt Initiatorin und Ratsfrau Jülide Celenk, die ein rot-weißes Kostüm trägt und einen falschen Rauschebart unter der Corona-Maske.
Grundschüler schmücken Christbaum auf Beecker Marktplatz
Denn sie erwartet 14 Kinder der Grundschule Lange Kamp, die aus der immergrünen Tanne einen waschechten Christbaum machen wollen. Mit breitem Lächeln und Feuereifer hängen sie Schmuck auf, den die Zweit- bis Viertklässler mit ihrer Schulsozialarbeiterin Katrin Kammann in der offenen Freizeit, Kunst-AG oder im Förderunterricht eine Woche lang fleißig gebastelt haben.
Damit auch höhere Äste geschmückt sind, gewinnen sie den hochgewachsenen Polizisten Thomas Horstkamp als Helfer und nehmen ihm das Versprechen ab, auf seiner täglichen Streife auch jedes Mal am Christbaum vorbeizugehen und zu schauen, dass auch ja niemand die selbstgemachte Deko stiehlt. Denn die vielen Sterne, Bäumchen und Rentiere aus Filz, Pfeifenreinigern, Eisstielen oder Glitzerpapier, finden die Kinder, gefallen einem Dieb ganz bestimmt.
„Wir sind schon alle ein bisschen stolz“, sagt die neunjährige Hezno, die vor zwei Jahren aus dem Irak nach Duisburg kam, und genießt den dampfenden Kakao, den alle Schüler nach getaner Arbeit bekommen. Das Basteln und natürlich auch das Schmücken haben ihr und ihren Schulkameraden „sehr viel Spaß gemacht“ – trotz kalter Finger an diesem Dezembermorgen. Mitschülerin Yade hat zwar nur ungern ihren geliebten Matheunterricht ausfallen lassen, wollte den Ausflug aber trotzdem nicht verpassen. „Solche Aktionen sind in der Corona-Zeit Gold wert“, weiß Katrin Kammann. Jedoch sind die kleinen Dekorateure mit ihrem Werk nicht ganz zufrieden: Der gesamte Christbaumschmuck hängt tief unten. Ganz klar: Die Feuerwehr mit Leiterwagen hätten sie gebraucht.
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Doch Gespräche mit dem Nikolaus lenken die Grundschüler, von denen viele Flüchtlingskinder sind, von diesem kleinen Deko-Makel ab. Vom falschen Bart lassen sie sich ohnehin nicht täuschen. Jülide Celenk sprechen sie, ganz selbstverständlich, als Frau Nikoline oder als Miss Claus an und umarmen sie zum Abschied herzlich, bevor es für die jungen Ausflügler wieder zurück in den Unterricht geht.
Duisburger haben Sehnsucht nach Weihnachtsatmosphäre
„Auf diesen Tannenbaum haben alle hier lange, lange gewartet“, beschreibt Ilknur Yildirim die Sehnsucht nach Weihnachtsatmosphäre im Stadtteil. Sie arbeitet in der Trinkhalle am Markt und hat den Kindern für ihr Engagement spontan Lutscher geschenkt.
Nicht nur sie, auch viele Anwohner und Spaziergänger sind entzückt, dass es in Beeck endlich wieder etwas weihnachtlicher geworden ist; eine Lichterkette wird noch in den nächsten Tagen angebracht. Im kommenden Jahr soll es dann, da sind sich Nikoline und ihre erwachsenen Helfer einig, eine öffentliche Adventsfeier oder einen Weihnachtsmarkt geben.
>> GESCHÄFTSLEUTE UND VEREINE EINBINDEN
● Der Tannenbaum steht nur ausnahmsweise mitten auf dem Marktplatz, bei der Neuauflage im nächsten Jahr soll er wieder in das dafür angelegte Loch nahe der Trinkhalle eingelassen werden. Dieses ist jedoch aktuell zugeschüttet.
● Ob 2022 tatsächlich ein kleines Stadtteilfest im Advent stattfinden kann, darüber entscheidet – neben der Corona-Lage – auch das Engagement hiesiger Geschäftsleute und Vereine. Gespräche darüber stehen aber noch aus.