Duisburg-Neumühl. Das Jugendzentrum Einstein in Neumühl ist erstmals in der Regelförderung der Stadt Duisburg. Davon profitieren die Jugendlichen im Stadtteil.
Der Verein „Offene Jugendarbeit“ (Ofju) aus Duisburg-Neumühl hat jetzt sein 20-jähriges Bestehen gefeiert. Pünktlich zum runden Geburtstag ist sein Jugendzentrum Einstein erstmals in die städtische Regelförderung aufgenommen worden. „Das ist ein Megagewinn für uns“, sagt die Gründerin und Vereinsvorsitzende Susanne Reitemeier-Lohaus. Durch den neuen Geldsegen können zwei hauptamtliche Fachkräfte eingestellt werden, die derzeit an einem neuen Konzept für das Jugendzentrum an der Albert-Einstein-Straße arbeiten.
Einen Sockelbetrag von 49.000 Euro jährlich kann Ofju jetzt als freier Träger der offenen Kinder- und Jugendarbeit bis auf weiteres einplanen, um damit 85 Prozent der Personalkosten zu bezahlen. Der Verein muss in Zukunft also nicht mehr ausschließlich mit Honorarkräften arbeiten und immer wieder zittern, ob beantragte Fördergelder fließen und auch im Folgejahr wieder gewährt werden. „Hamborn ist der jüngste Stadtbezirk, hat aber relativ wenige Jugendangebote“, erläutert Sven Michler-Temme, der zuständige Fachbereichsleiter im Jugendamt. Daher freue er sich, dass das Einstein in Neumühl jetzt beim neuen Verteilungsschlüssel bedacht wird.
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Der alte Schlüssel habe nämlich größtenteils noch den Stand aus den Siebziger Jahren, nach den Eingemeindungen, widergespiegelt und wurde seit 2015 „in einem aufwendigen Verfahren“ überarbeitet. Berücksichtigt wird nun etwa die Anzahl junger Familien, die Bevölkerungsentwicklung, wie viele Eltern alleinerziehend sind oder wie viele Familien von Hartz IV leben müssen. „Die Regelförderung ist wichtig, reicht aber trotzdem nicht aus“, betont Sven Michler-Temme. Daher springe die Stadt Duisburg weiterhin mit projektbezogenen Fördergeldern ein und helfe den Trägern, diese auch bei Land und Bund zu beantragen.
Lions Club ist auch künftig ein starker Partner für das Jugendzentrum Einstein
Das Jugendzentrum Einstein und Ofju haben zusätzlich einen starken, langjährigen Partner an ihrer Seite, der den Betrieb erst möglich macht. Der Lions Club Duisburg-Concordia unterstützt die Einrichtung seit 2008, hat maßgeblich dazu beigetragen, dass die inzwischen sechs Container zu einer beliebten Anlaufstelle in Neumühl werden konnten. Insgesamt 90.000 Euro hat der Club bereits überwiesen und wird künftig mindestens den Eigenanteil der geförderten Personalkosten von 8000 Euro übernehmen.
„Wir freuen uns einfach, dass das Einstein so gut angenommen wird“, sagt die Clubpräsidentin Annegret Angerhausen-Reuter und schwärmt geradezu von der „nachhaltigen Jugendförderung“, die Ofju betreibt: „Die Jugendlichen lernen hier soziales Miteinander, indem sie zusammen spielen, oder gesunde Ernährung beim gemeinsamen Kochen.“
Das neue Team der Einrichtung hat viel mit den Jugendlichen aus Neumühl vor
Dies soll beibehalten werden, betont der neue Einrichtungsleiter Felix Franken, den viele jugendliche Besucherinnen und Besucher bereits als Honorarkraft kennengelernt haben. Dem 22-jährigen Student stehen seit zwei Monaten als neue Kollegen die gelernte Politikwissenschaftlerin und angehende Sozialarbeiterin Ellen Drutschmann (26) zur Seite sowie seit wenigen Wochen der Freiwilligendienstler Leon Hardbeine (19).
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„Wir kommen gerade erst aus dem Lockdown, viele Angebote sind wegen Corona ausgefallen und laufen jetzt erst wieder an“, umreißt Ellen Drutschmann die aktuell größte Herausforderung für das Team, doch das Einstein bleibe ein Ort, „wo Jugendliche neue Menschen kennenlernen, von einander lernen, aber natürlich auch Konflikte austragen – auch Liebeskummer“. Die Teenager, ob Mädchen, Jungen oder junge Erwachsene, die seit dem Sommer allmählich wieder zu dem Neumühler Jugendzentrum kommen, werden selbst bestimmen, welche Themen und Aktionen ihnen wichtig sind – wobei der Sportplatz auf dem Gelände bereits wieder stark genutzt wird und der Kampf gegen den Klimawandel großes Interesse weckt.
Starkes Engagement gegen Rassismus und Diskriminierung
Der gesellschaftspolitische Schwerpunkt in der Jugendarbeit wird jedoch bleiben. „Wir werben für ein gutes Miteinander“, sagt Drutschmann, weshalb die Jugendlichen, die oft selbst Migrationshintergrund haben oder Fluchterfahrungen machten, etwa die kilometerlange Menschenkette der Initiative „Seebrücke“ unterstützten. „Das war ein stärkendes Signal: Im Einstein sind alle willkommen“, so die neue Mitarbeiterin, das gelte unabhängig von der Herkunft, der Hautfarbe, dem Geschlecht oder wen man liebt.
Die Ofju-Vorsitzende Susanne Reitemeier-Lohaus sieht die Arbeit des Jugendzentrums und seines „großen Netzwerks an Unterstützern“ auch als Gegenkraft zum Rassismus in Neumühl, durch das ein Aufschrei ging, als Flüchtlinge dort untergebracht wurden, und der den Stadtteil in eine Hochburg für Rechte gemacht hat.
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„Wir legen jetzt richtig los“, verspricht Einstein-Leiter Felix Franken, der jetzt ebenso wie seine Kollegin mit einer halben Stelle angestellt ist. Nach der Corona-Pause soll das Jugendzentrum wieder eine wichtige und beliebte Anlaufstelle für Neumühler Jugendliche sein.
>> NEUMÜHL MIT DEN AUGEN VON JUGENDLICHEN SEHEN
● Der Trägerverein Ofju wurde 2001 gegründet, das Jugendzentrum Einstein hat er 2007 aufgebaut. Seitdem hat es immer wieder Attacken von mutmaßlichen Neonazis gegeben. „Nach einer politisch motivierten Brandstiftung vor wenigen Jahren wäre das Einstein fast abgebrannt“, sagt Ofju-Chefin Susanne Reitemeier-Lohaus. Seither sind die Fenster vergittert.
● Das neue Team plant diverse Projekte mit den Jugendlichen. So sollen sie bei einem Stadtentwicklungsprojekt zeigen, wo in Neumühl sie gerne sind und wo ihre Angsträume sind. „Es gibt leider nur noch ganz wenige Orte, wo sich Jugendliche aufhalten können, ohne Geld dafür auszugeben“, kritisiert Ellen Drutschmann.
● Geöffnet ist das Jugendzentrum an der Albert-Einstein-Straße 2 für alle Jugendlichen ab zwölf Jahren immer montags, dienstags, mittwochs und freitags von 15 bis 20 Uhr sowie an unregelmäßigen Aktionstagen. Kontakt:0203 3986888.
● Vom neuen Förderungsschlüssel profitieren im Norden auch das Ev. Jugendzentrum Auf dem Damm und das Sterntalerhaus vom Jugendrotkreuz (beide in Meiderich) – das geht zulasten von Einrichtungen in Homberg und Rheinhausen.