Duisburg-Walsum. In Walsum bringen Raser Anwohner um den Schlaf und gefährden Verkehrsteilnehmer. Hilft eine Verkehrsregelung nach Hamborner Vorbild?
Nächtliche Autorennen mit heulenden Motoren, quietschenden Reifen und gefährlichen Situationen für andere Verkehrsteilnehmer sind seit Jahren ein Ärgernis in Duisburg-Hamborn. Inzwischen sind sie das auch in Walsum, besonders auf der ehemaligen B 8 (Friedrich-Ebert-Straße). Nun fordert die CDU-Fraktion in der Bezirksvertretung (BV) von der Stadt, nach Hamborner Vorbild die Einführung von Tempo 30 nachts mit ständigen Radarkontrollen zu überwachen.
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Der entsprechende Antrag bezieht sich auf den Abschnitt zwischen Kurfürstenstraße und Bezirksrathaus – und löste bei der vergangenen BV-Sitzung eine lebhafte Diskussion aus. Seitdem vor dem Hamborner Rathaus Tempo 30 gilt und streng überwacht wird, ebenso das Linksabbiegen bei roter Ampel, sei das Thema aus den Schlagzeilen, argumentierte die CDU. Tatsächlich scheint es aber auch dort nach wie vor nicht ohne zusätzliche Polizeikontrollen zu gehen.
SPD Walsum verweist auf kommendes Verkehrskonzept
Antonie Wondrak (SPD) gab zu bedenken, vor genau einem Jahr habe die Bezirksvertretung von der Verwaltung ein Verkehrskonzept für Walsum angefordert. Eine solche Prüfung sei darin inbegriffen, weshalb die Sozialdemokraten gerne noch auf das Ergebnis warten würden. Björn Pollmer (CDU) hielt dagegen: „Wir sehen da Dringlichkeit. Wenn wir jetzt nicht handeln, wird da vorerst nichts kommen." Betroffene Bürgerinnen und Bürger fühlten sich um ihre Nachtruhe gebracht.
Wie die CDU ausgerechnet auf dieses Teilstück der Friedrich-Ebert-Straße komme, wollte Bezirksbürgermeister Georg Salomon (SPD) wissen. Die ganze ehemalige Bundesstraße 8 sei doch betroffen. Pollmer antwortete, aus diesem Bereich hätten die CDU Beschwerden der Bürger erreicht.
Der Wendepunkt der Raser in Walsum ist unklar
Wenn, dann sollte die ganze Straße auf Walsumer Gebiet in den Blickpunkt genommen werden, hieß es bei der SPD. „Die Raser kommen aus Dinslaken und fahren bis Aldenrade", ergänzte Markus Laaks (Grüne). „Ja, aber hier ist ihr Wendepunkt", betonte René Klein (CDU). Er nannte als Wendepunkt aber nicht die Kurfürstenstraße, sondern die Haltestelle Schwan weiter südlich.
Außerdem, so Klein, seien in dem genannten Abschnitt viele Fußgänger betroffen. „Aber doch nicht zwischen 22 Uhr abends und 6 Uhr früh", wie die CDU es eingrenze, entgegnete wiederum Salomon und sprach sich für Tempo 30 auf der gesamten Friedrich-Ebert-Straße aus. Da es sich aber um einen Prüfantrag handelte und nicht um eine konkrete Festlegung, wurde er bei einer Enthaltung so auf den Weg gebracht. Damit sind jetzt die Fachleute der Stadt mit der Aufgabe betraut, die Situation genauer zu untersuchen.
Tempo 30 in Walsum: Fachleute sehen keine Handhabe
Drei ältere Vorstöße der Bezirksvertretung Walsum, Tempo-30-Strecken neu auszuweisen oder zu verlängern, wurden von diesen Fachleuten indes als unzulässig zurückgewiesen. Die Anträge waren im Juni jeweils von der SPD gestellt worden. Sie bezogen sich auf Dittfeldstraße und Schulstraße, die Fahrner Straße und die Aldenrader Straße. Im letzten Fall sollten vor allem Schülerinnen und Schüler der Realschule Fahrn besser geschützt werden.
Zu den drei erstgenannten Straßen teilten die Verkehrsexperten mit, die Freiheit der Autofahrer dürfe nur durch Tempo 30 eingeschränkt werden, wenn andere schutzwürdige Interessen gefährdet seien, zum Beispiel die Verkehrssicherheit oder die körperliche Unversehrtheit. Auf allen drei Straßen gebe es aber keine besondere Unfallhäufigkeit. Und ein durchschnittlicher Lärmpegel von 70 Dezibel(A) tagsüber sowie 60 dB(A) nachts, dessen Überschreitung krank mache, werde dort auch nicht erreicht.
Auf der Fahrner Straße gebe es bereits, teilten die Beamten mit, eine 250 Meter lange Tempo-30-Strecke. Länger als 300 Meter dürfe sie ohnehin nicht sein. Außerdem seien auf der Straße verschiedene andere Maßnahmen ergriffen worden, um Schüler zu schützen. So sei dort ein Fahrstreifen je Fahrtrichtung dem Autoverkehr ganz entzogen worden.
Eingabe zu Tempo 30 wurde längst umgesetzt
Von 56 Personen unterzeichnet worden war vor genau einem Jahr, im August 2020, eine Eingabe an die Stadt Duisburg, wonach die Tempo-30-Beschränkung auf Dr.-Hans-Böckler- und Dr.-Wilhelm-Roelen-Straße bis zu deren Kreuzung mit der Dittfeldstraße ausgedehnt werden sollte. Außerdem forderten die Anwohnerinnen und Anwohner ein Nachtfahrverbot für Lkw über 7,5 Tonnen Gesamtgewicht.
Nachdem die geforderte Geschwindigkeitsbegrenzung bereits im März eingeführt worden ist, teilte die Stadt in ihrem Antwortschreiben nun mit, dass es für ein Lkw-Nachtfahrverbot keine Handhabe gebe.
An zwei Donnerstagen Anfang September und Anfang Oktober 2020, so wird in dem Antwortschreiben berichtet, seien jeweils über 24 Stunden die Fahrten auf der Verbindung gezählt worden. Danach seien Lärmberechnungen durchgeführt worden. Ab einem durchschnittlichen Lärmpegel von 70 Dezibel(A) tags bzw. von 60 dB(A) nachts dürften Verkehrsbeschränkungen verhängt werden, weil solcher Lärm gesundheitsschädlich sei.
Ermittelt wurden auf der Dr.-Wilhelm-Roelen-Straße zwischen Dittfeld- und Friedrich-Ebert-Straße tagsüber bis zu 72,1 dB(A) und nachts bis zu 64 dB(A). Da Tempo 30 die am wenigsten in den Verkehr eingreifende Beschränkung sei, habe man sich dafür entschieden, um die Lärmgrenze zu unterschreiten. Ein zusätzliches Lkw-Nachtfahrverbot wäre aber unverhältnismäßig, heißt es.