Duisburg-Aldenrade. Rund um die alte B8 in Aldenrade finden immer wieder Autorennen statt. Dennoch halten Stadt und Polizei ihre Kontrollen nicht für wirkungslos.
Defekte Rücklichter, fehlende Plaketten, überfahrene rote Ampeln – das Ergebnis der Schwerpunktkontrolle am Freitagabend weckte kaum den Eindruck, als gebe es in Aldenrade ein Raser-Problem. Rund um die Walsumer Feuerwache konnten die Polizisten nur kleinere Ordnungswidrigkeiten feststellen. Nach der Kontrolle jedoch dauerte es nur wenige Stunden, bis wieder mal der Asphalt glühte und sich zwei Männer ein riskantes Autorennen durch den Stadtteil lieferten.
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Weit über 300 PS stark waren ihre Fahrzeuge laut Polizeibericht. Vom Kometenplatz rasten sie bis zur Holtener Straße, erst da konnten sie von den Beamten gestoppt werden. Für die Anwohner in dieser Gegend ist das Alltag, die lauten Motorengeräusche in der Nacht sind zur Gewohnheit geworden. So soll es schon am folgenden Abend das nächste illegale Rennen gegeben haben. Dieses ist der Polizei nicht bekannt, das grundlegende Problem freilich schon: „Wir führen rund um die B8 (heute L1, d. Red.) regelmäßige Kontrollen durch, und das ist auch absolut nötig“, sagt Sprecherin Caroline Dlutko.
Raser: Polizei Duisburg sieht nach Kontrollen kurzfristige Rückgänge
Den Eindruck vieler Menschen, die Raser würden sich daran nicht stören, teilt die Polizei nicht: „Wir beobachten nach den Kontrollaktionen immer wieder einen kurzfristigen Rückgang solcher Vorfälle“, sagt Dlutko. Deshalb sei es besonders wichtig, die Aktionen regelmäßig und auf allen Abschnitten der B8 durchzuführen. Man konzentriere sich keineswegs nur auf Hamborn, sondern habe auch den Walsumer Abschnitt im Blick.
Auch die Stadt meint, dem Problem angemessen zu begegnen. „In diesem Bereich von Walsum hat das Ordnungsamt in diesem Jahr bereits 14 Geschwindigkeitsmessungen durchgeführt“, sagt Sprecherin Gabi Priem. Dabei sei die Zahl der Geschwindigkeitsüberschreitungen eher gering gewesen, verglichen mit Messungen im restlichen Stadtgebiet. „Allerdings sind dort die Überschreitungen oftmals sehr hoch“, sagt Priem. Das schnellste Fahrzeug sei in diesem Jahr 114 Stundenkilometer schnell gewesen – mehr als das doppelte der erlaubten Geschwindigkeit.
Straße Richtung Walsumer Fähranleger ist bei der Poser-Szene beliebt
Den westlichen Teil der Dr.-Wilhelm-Roelen-Straße, in Richtung Fähranleger, sollen darüber hinaus einige einschränkende Verkehrsregeln schützen. Ab der Ecke Brusbachstraße ist die Weiterfahrt nur noch Anliegern erlaubt, die etwa zum Kraftwerk, zum Walsumer Hof oder eben zur Fähre wollen. Und das letzte Stück zum Anleger sperrt zwischen 21 und 6 Uhr eine Schranke ab. Sie zu öffnen und zu schließen, ist Aufgabe des Fährmeisters. Die Schranke, einst gewollt von Bezirksvertretung, Stadt und Polizei, soll die Störungen und Beschädigungen rund um den Fähranleger auf ein Minimum reduzieren.
Obwohl also ab der Brusbachstraße die Weiterfahrt eingeschränkt ist – bei Verstoß droht laut Polizei ein Bußgeld von 50 Euro – bleibt auch dieser Teil der Straße bei den PS-Fans beliebt. Dabei handele es sich nicht zwingend immer um Autofahrer, die sich dort Rennen leisten, erklärt Polizei-Sprecherin Dlutko. „Viele treffen sich dort, wollen einfach angeben mit dickem Auspuff oder Spoiler.“
Polizei will in der Corona-Zeit verstärkt gegen Raser und Poser vorgehen
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Diese sogenannte „Poser-Szene“, die man insbesondere vom Hamborner Altmarkt kennt, nehme man während der Corona-Pandemie noch einmal stärker wahr, so Dlutko. Clubs und Diskotheken sind geschlossen, eine Zeit lang waren es auch Bars und Restaurants. „Wenn die gewohnte Umgebung zum Flirten wegfällt, verlagern sich auch Dates auf die Straße. Manche versuchen jetzt erst recht, mit ihrem Auto Eindruck zu schinden.“
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Dass die Lärmbelästigung durch laute Motoren und Hupkonzerte seit dem Lockdown zunehme, hatten bereits Anwohner rund um eine Schwerpunktkontrolle Ende April in Hamborn geäußert. Polizeisprecher Stefan Hausch hatte danach angekündigt, das weiter zu verfolgen: „Wir werden in nächster Zeit immer wieder kontrollieren. Wir haben momentan keine Fußballspiele und auch keine Demonstrationen, so dass genügend Beamte zur Verfügung stehen.“