Duisburg-Meiderich. Nachdem die Kirche Maria Königin abgerissen ist, haben sich die Pläne für das Wohnbauprojekt in Duisburg-Meiderich noch einmal stark verändert.
An den Schandfleck, die Kirchenruine Maria Königin, erinnert nur noch ihr stählerner Glockenturm. Das entweihte Gotteshaus in Duisburg-Meiderich und die Nachbargebäude auf dem früheren, verwucherten Brachgelände sind schon seit über einem halben Jahr abgerissen. Dort, an der Westender Straße, entsteht ein neues Wohnquartier. Dieses Projekt ist nun einen entscheidenden Schritt weiter, hat sich aber inzwischen auch gewandelt.
Der Bauantrag ist neuerdings bei der Stadt Duisburg eingereicht. Darin sind aber einige Änderungen eingearbeitet, die stark von der Ursprungsplanung abweichen, die im vergangenen Sommer vorgestellt wurde. Anstelle von 70 Mietwohnungen werden nur noch 46 gebaut. Sie sind zwischen 55 und 85 Quadratmeter groß und überwiegend Sozialwohnungen. Neu in dem Wohnquartier ist einerseits betreutes Wohnen für behinderte Menschen, 16 Plätzen sind geplant. „Wir sind mit einem Träger in intensiven Gesprächen“, sagt Architekt Dieter Düster.
Neue Kita mit vier Gruppen entsteht in Meiderich-Ratingsee
Abriss der früheren Kirche Maria Königin
Auf eine Anregung aus dem Rathaus hin sieht der geänderte Entwurf außerdem nun auch eine Kindertagesstätte mit vier Gruppen vor. Betreiben wird diesen Kindergarten allerdings die Stadt nicht selbst, sondern ein privater Träger. Auch hier laufen Verhandlungen. „Der Träger steht noch nicht fest, aber ich bin guten Mutes, dass wir einen guten finden werden“, so Düster weiter.
Bevor er jedoch auf dem mehr als 6200 Quadratmeter großen Gelände in Ratingsee baut, will er geklärt haben, ob der Glockenturm aus Stahl, Wahrzeichen für den Ortsteil, bestehen bleiben kann. Das wollen Statikexperten vom Duisburger Ingenieurbüro Walter herausfinden und waren für ihre Untersuchung mit einem Hubwagen auf dem Areal. „Von dem Glockenturm geht keine Gefahr aus“, fasst Düster die Ersteinschätzung der Statiker zusammen. „Wir wissen jetzt, dass der Turm nicht einsturzgefährdet ist, das ist die wichtigste Aussage.“
Hoffnung geplatzt: Kein Glockengeläut bei MSV-Heimsiegen
Dennoch gibt es einen Wermutstropfen, denn insgeheim hatten die Projektbeteiligten gehofft, dass künftig wieder die Glocken läuten – vielleicht sogar bei Heimsiegen des MSV Duisburg. Bereits vor dem Abschlussbericht der Fachfirma, die auch die Holzkonstruktion für die Glocken im Stahlturm geprüft hat, ist klar: Sie sind nicht mehr zu retten ohne eine kostspielige neue Halterung, die nicht im Budget vorgesehen ist. Sie werden also nie wieder läuten. Immerhin drohen sie nicht, zeitnah herunterzustürzen und müssen daher auch nicht sofort entfernt werden, wie Dieter Düster erläutert: „Es ist keine Gefahr im Verzuge.“
Welche Maßnahmen dagegen notwendig sind, um den Glockenturm dauerhaft zu erhalten, hängt von der weiteren Datenauswertung des Ingenieurbüros ab. Sicher ist aber bereits: An der Westender Straße muss demnächst eine Stahlsanierungsfirma ans Werk.
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Ob allerdings auf dem inzwischen von Bauschutt befreiten Gelände der früheren Kirche Maria Königin tatsächlich ein neues Wohnquartier entstehen darf, darüber muss erst noch die Stadt Duisburg entscheiden. Genehmigt ist der Bauantrag noch nicht.
Architekt Dieter Düster ist aber zuversichtlich, dass die Genehmigung erteilt wird. Deshalb plant er den Baubeginn in Ratingsee fürs Jahresende oder für Anfang 2022.
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>> INVESTOR HAT BEREITS IN DUISBURG GEBAUT
● Hinter dem Wohnungsbauprojekt „Am Glockenturm“ in Ratigsee steht ein Investor aus Willich, der in Duisburg bereits 35 Sozialwohnungen am Sternbuschweg (Neudorf) gebaut hat und 32 Wohnungen an der Sternstraße (Buchholz).
● Nach dem Stahlturm von Maria Königin ist nicht nur das Bauprojekt benannt, er soll auch namenstiftend für das Quartier werden. Denn er steht auf einem namenlosen Platz, der künftig „Am Glockenturm“ heißen und die Adresse für die neuen Mieter liefern soll. Bezirksbürgermeister Peter Hoppe will sich für diese Namensgebung in der Bezirksvertretung einsetzen.