Duisburg. Die entweihte Kirche Maria Königin soll einem Wohnquartier weichen. Die Meidericher sind froh, dass der “Schandfleck“ jetzt abgerissen wird.

Viele Jahre haben die Meidericher darauf gewartet, jetzt rollen die Bagger und reißen endlich die längst entweihte Kirche Maria Königin ab. Ein Investor aus Willich hat das gut 6200 Quadratmeter große Brachgelände in Ratingsee gekauft und baut dort ein neues Wohnquartier. Der Abriss soll zügig laufen. „Die Bauwirtschaft ist relativ unbelastet von der Corona-Situation“, sagt Architekt und Projektleiter Michael Paris. Das einstige Gotteshaus bis Ende Januar nicht mehr stehen.

„Der Glaube an das Projekt ist in Meiderich zurückgekehrt“, freut sich Ratsherr Bruno Sagurna beim Ortstermin mit weiteren SPD-Politikern. Zumal es nicht der erste Anlauf ist, die Kirchenbrache anders zu nutzen. Bereits vor Jahren war eine Pflegeeinrichtung geplant, danach hatte die städtische Wohnungsbaugesellschaft Gebag mit dem Gelände vergebens geliebäugelt, bis ein Herner Investor das Grundstück kaufte, um dort ein Altenheim mit Kindergarten und Wohnungen zu bauen. Auch dieses Vorhaben scheiterte. „Jahrelang ist viel angekündigt worden, aber wenig passiert“, so Sagurna. Umso größer sei nun die Freude über den Abriss.

Abriss der früheren Kirche Maria Königin

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Die Architekten Michael Paris (von rechts) und Dieter Düster führen die Ratsfrau Daniela Stürmann, Bezirksbürgermeister Peter Hoppe und den Ratsherrn Bruno Sagurna (alle SPD) über die Baustelle in Ratingsee und berichten über die Projektfortschritte.
Die Architekten Michael Paris (von rechts) und Dieter Düster führen die Ratsfrau Daniela Stürmann, Bezirksbürgermeister Peter Hoppe und den Ratsherrn Bruno Sagurna (alle SPD) über die Baustelle in Ratingsee und berichten über die Projektfortschritte.
Die Architekten führen Lokalpolitiker und die Presse über die Baustelle
Die Architekten führen Lokalpolitiker und die Presse über die Baustelle
In der Kirchenruine wird Ratsherr Bruno Sagurna nostalgisch. Als Junge war er hier Messdiener.
In der Kirchenruine wird Ratsherr Bruno Sagurna nostalgisch. Als Junge war er hier Messdiener.
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Dennoch wird er nostalgisch, als er mit der Gruppe die verwitterte Kirche betritt, deren Innenwände mit Graffiti beschmiert sind. Als Junge war er dort Messdiener. Zuletzt haben dort Obdachlose einen Unterschlupf vor Wind und Regen gesucht.

70 Wohnungen sollen in Ratingsee entstehen

Die Kirche, das Pfarrheim, die Kaplanwohnung und der benachbarte Kindergarten werden einem Gebäude mit vier Stockwerken inklusive einem Staffelgeschoss weichen. 70 Wohnungen entstehen an der Westender Straße, jeweils 50, 60 oder 80 Quadratmeter groß. Sie sind geplant für Singles, Paare und junge Familien. 56 Wohnungen davon werden zu Sozialwohnungen.

Anders als noch im vergangenen Sommer vorgesehen, wird auf dem Gelände auch eine neue Kita gebaut. „Das wünscht sich das Jugendamt“, sagt Architekt Dieter Düster. Demnach überlegen die Projektbeteiligten derzeit ebenfalls, betreutes Wohnen für Behinderte zu ermöglichen.

Duisburger Lokalpolitiker befürworten das Neubauprojekt

Auf dem Gelände werde nur noch der Glockenturm stehen bleiben, erläutert Dieter Düster. Dieser sei ein Wahrzeichen von Ratingsee und werde saniert und im Weiß-Blau des MSV Duisburg angestrichen. Ob aber auch die Glocken bleiben können, entscheide ein Statiker, der im Frühjahr die Aufhängung untersuche.

„Entscheidend ist, dass jetzt der Schandfleck weg ist“, sagt SPD-Ratsfrau Daniela Stürmann angesichts des begonnenen Abrisses. Ebenso wie viele Lokalpolitiker aus Meiderich begrüßt sie das Bauvorhaben, das insgesamt 12,5 Millionen Euro kostet. „Das Grundstück schreit danach, dort Wohnbebauung zu entwickeln“, sagte sie bereits im Juni 2020 und verwies auf die gute Lage: die Nähe zum Meidericher Bahnhof, zu vielen Einkaufsmöglichkeiten, Kitas und Schulen. Sie sieht das künftige Wohnquartier als schönes Eingangstor nach Meiderich.

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Der Neubau beginnt im September und die Wohnungen sind voraussichtlich im Spätsommer 2023 bezugsfertig, erläutern die beiden Architekten. Sobald der Abriss beendet ist, schützt ein Zaun das Gelände bis zum Baubeginn.

Das Projekt pausiere bis dahin jedoch nicht, betont Dieter Düster. „Dann beginnt richtig heftiges Arbeiten im Hintergrund“, etwa am Architektenplan, dem Statikgutachten und an den Ausschreibungen.

>> BAUARBEITER SUCHEN NACH ZEITKAPSEL VON 1961

Die katholische Kirche Maria Königin wurde 1961 gebaut, 2007 vom Bistum Essen aufgegeben und 2009 entweiht. Nach dem Abriss soll nur noch der Glockenturm erhalten bleiben.

Bislang steht der Glockenturm auf einem namenlosen Platz, den die Projektverantwortlichen gerne benennen wollen. „Am Glockenturm“ soll er heißen und zur Adresse der künftigen Mieter werden. „Kein Problem, das machen wir“, sagt Bezirksbürgermeister Peter Hoppe und will dies nun politisch auf den Weg bringen.

Der Grundstein der früheren Kirche soll samt Zeitkapsel bei den Abrissarbeiten geborgen werden. Die Architekten wollen sie anschließend der Meidericher Pfarrei St. Michael übergeben.

Der Investor aus Willich hat in Duisburg bereits 35 Sozialwohnungen am Sternbuschweg (Neudorf) gebaut und 32 Wohnungen an der Sternstraße (Buchholz).