Duisburg-Obermeiderich. Die Kirche Maria Königin in Duisburg-Meiderich gilt als Schandfleck. Sie soll für Wohnungen abgerissen werden. Darüber entscheidet die Stadt.
Der Duisburger Architekt Dieter Düster will Meiderich von einem langjährigen Schandfleck befreien und auf dem Brachgelände der früheren Kirche Maria Königin ein Wohnquartier bauen. Ein Investor aus Willich hat dafür kürzlich das mehr als 6200 Quadratmeter große Areal in Ratingsee gekauft. Ob die Abrissbirne kommt und danach die Bagger rollen, entscheidet allerdings das städtische Bauamt, dem jetzt die Bauvoranfrage vorliegt.
„Das Grundstück schreit danach, dort Wohnbebauung zu entwickeln“, sagt Bezirksbürgermeisterin Daniela Stürmann und hat zusammen mit dem Meidericher Ratsherrn Bruno Sagurna (beide SPD) dem Architekten die größtmögliche Unterstützung zugesagt.
Die Vorfreude ist groß, obwohl es nicht der erste Anlauf ist, die Kirchenbrache anders zu nutzen. So sollte dort bereits eine Pflegeeinrichtung entstehen. Danach hatte die städtische Wohnungsbaugesellschaft Gebag mit dem Gelände vergebens geliebäugelt, bis schließlich ein Herner Investor das Grundstück kaufte, um dort ein Altenheim mit Kindergarten und Wohnungen zu bauen. Letztlich ließ er das Projekt jedoch fallen.
Maria Königin ist das Eingangstor nach Meiderich
Mit dem neuen Inhaber soll das nicht passieren. „Die Kraft ist da“, betont Dieter Düster, und verweist darauf, dass der Investor in Duisburg kein Unbekannter ist. So baue er derzeit beispielsweise am Sternbuschweg in Neudorf und demnächst in Buchholz. „Wir wollen möglichst schnell loslegen“, sagt Düster und kann es kaum erwarten. Denn als altem Meidericher habe ihn das verwucherte Grundstück stets gestört. „Jetzt wollen wir Meiderich aufräumen.“
Das hat sich auch Ratsherr Sagurna auf die Fahne geschrieben, dabei spielt die ehemalige Kirche für ihn eine entscheidende Rolle. „Jahrelang mussten wir mit ansehen, wie Maria Königin vergammelt“, erinnert sich der Sozialdemokrat, der als Junge sogar Messdiener in dieser katholischen Kirche war. Immer wieder habe er das Grundstück potenziellen Investoren angepriesen, etwa auf der Münchener Immobilienmesse Expo Real. „Jetzt haben wir da einen Dschungel“, bedauert Sagurna, dass sich die Natur die Kirchenruine bereits zurückgeholt habe. „Das ist das Eingangstor zu Meiderich, deshalb werden wir alles dafür tun, dass es dort jetzt weitergeht.“
70 Mietwohnungen sollen in Ratingsee entstehen
Entstehen sollen 70 Mietwohnungen – darunter 56 Sozialwohnungen – für Singles, Paare und Familien, die gut 50, 60 und 80 Quadratmeter groß sein werden. Geplant sind drei Stockwerke mit einem zusätzlichen Staffelgeschoss, so der Architekt, und mit bepflanztem Flachdach. Zudem werden alle Wohnungen barrierefrei gebaut, wenn auch nicht rollstuhlgerecht. Die Obergeschosse sind überdies per Fahrstuhl erreichbar.
„Der Glockenturm ist das Wahrzeichen von Ratingsee geworden, der muss stehen bleiben“, sagt Dieter Düster. Um das zu ermöglichen, werde der Turm für eine „mittlere fünfstellige Summe“ saniert. Doch die Glocken werden auch danach nicht mehr läuten. Dieses Wahrzeichen ist der Namensgeber für das Bauprojekt „Am Glockenturm“, und so könnte sogar später die Anschrift des Quartiers lauten. Denn der Turm steht auf einem kleinen, bislang namenlosen Platz.
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Das Vorhaben ist besonders attraktiv für junge Familien
Vorgesehen ist außerdem ein Spielplatz mit großer Wiese. „Wir müssen zwar viele wildgewachsene Bäume fällen, aber pflanzen auch viele Bäume neu“, verspricht Dieter Düster, ebenso, dass „ausreichend Stellplätze“ entstehen werden.
Nicht nur das neue Quartier sei für künftige Mieter sehr interessant, findet Daniela Stürmann, sondern auch die Lage. „Die Infrastruktur ist richtig gut“, wirbt sie für den Stadtteil und führt an, dass der Meidericher Bahnhof, wo man Busse, die U-Bahn und Züge nutzen kann, nur wenige hundert Meter entfernt ist, auch sind Kita, Grundschule, Gesamtschule und Gymnasium nicht weit entfernt. Das mache Ratingsee für Familien sehr attraktiv. Zusätzlich gebe es in der Gegend einen Baumarkt, einen Lebensmitteldiscounter, russischen Supermarkt, eine Schrebergartenanlage, einen Kanu-Club und natürlich das Trainingsgelände des MSV Duisburg.
Baubeginn im Sommer 2021 geplant
„Eigentlich kann gar nichts mehr schiefgehen“, gibt sich Dieter Düster optimistisch, im Sommer 2021 mit dem Bau beginnen will und mit dem Abriss der einstigen Kirche am liebsten in den nächsten Monaten, „damit dort keine Fledermäuse das Gebäude als Winterquartier auswählen“. Denn die geschützten Tiere könnten sonst das Bauvorhaben verzögern, das insgesamt gut 12,5 Millionen Euro kosten soll.
„Das Projekt nicht zu machen, wäre fahrlässig“, findet Ratsherr Bruno Sagurna. Doch nicht die Politik muss zustimmen, sondern das Bauamt auf Grundlage des Baugesetzes.
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