Duisburg. Im neuen Duisburg-Krimi mordet ein blutrünstiger Priester. Der Autor greift im Buch auch aktuelle Skandale auf und steht damit vor einem Dilemma.

Einen neuen Krimi hat der fleißige Hobbyautor Dieter Ebels am Start. In „Dionysius“, dem vierten Band seiner Duisburg-Krimis, bekommen es die Kommissare Silvia Muisfeld und Sven Sölbach mit einem ehemaligen Mönch zu tun, der direkt aus der Hölle zu kommen scheint. Zum Glück verstärkt ein echtes Sahneschnittchen ihr Ermittlerteam.

In einer schmucken Reihenhaussiedlung in Neumühl sitzt Dieter Ebels auf seiner schattigen Terrasse zwischen prächtigen Geranien und schaut den Meisen zu, die emsig ihre Brut füttern. „Das ist mein Lieblingsplatz, hier schreibt es sich am besten,“ sagt er zufrieden. Ebels ist ein sehr produktiver Autor, der es über die Jahre auf 25 Buchveröffentlichungen gebracht hat, darunter sind Thriller und Krimis, aber auch Biografien, gesammelte Sagen, Fotobände über Duisburg und sogar Kinderbücher. Weil er an seiner Heimatstadt hängt, kennt er deren Schokoladenseiten gut und hat sie im Band „Duisburg – Vielfalt an Rhein und Ruhr“ gemeinsam mit Heimatfotograf Heinz Pischke in Szene gesetzt.

Krimi spielt in Duisburg- düstere Mordserie „Im Stahlwerk“ In diesem Buch blättert er nun, wenn er irgendwo eine Leiche hinlegen möchte. „So fange ich gerne einen neuen Krimi an, ich habe in Gedanken jemanden umgebracht, und nun muss ich irgendwo hin damit“, verrät Ebels über seinen Modus Operandi, sein Vorgehensschema beim Schreiben. Beim Blättern blieb sein Blick diesmal auf dem Foto der kleinen, gerundeten Dionysius-Kapelle zwischen Mündelheim und Serm hängen, und schon hatte sein Krimi einen Titel und den Leichenfundort.

Dieses idyllische Plätzchen, die Dionysius-Kapelle im Duisburger Süden, ist im neuen Krimi von Dieter Ebels der Fundort einer enthaupteten Leiche.
Dieses idyllische Plätzchen, die Dionysius-Kapelle im Duisburger Süden, ist im neuen Krimi von Dieter Ebels der Fundort einer enthaupteten Leiche. © FUNKE Foto Services | Tanja Pickartz

In „Dionysius“ melden Passanten der Polizei eine Leiche, die vor der Kapelle sitzt und zum Entsetzen von Joggern und Buspassagieren den eigenen, abgetrennten Kopf auf dem Schoß liegen hat. Kein Wunder, dass das ebenso grausame wie sorgfältige Arrangement zunächst für einen Halloween-Scherz gehalten wird. Aber dem wegen Kindesmissbrauchs aus seinem Kloster verjagten Mönch ist es bitter ernst mit seiner Rache an den ehemaligen kirchlichen Vorgesetzten, und seine Liste ist lang…

Duisburger Autor begibt sich mit heiklem Thema in eine Zwickmühle

Wenn ein Autor lokaler Krimis ein so heikles Thema wie Kirche und den Missbrauch Schutzbefohlener als Hintergrundfolie für seine erfundene Handlung hernimmt, dann sind seiner Detailtreue enge Grenzen gesetzt. Unter keinen Umständen darf er in seinen Schilderungen realen Personen oder Geschehnissen zu nahe kommen. Eine Zwickmühle, weil Lokalkrimis ja gerade vom genauen Kolorit der näheren Umgebung leben.

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So spielt zwar das barocke Kapellchen im „Dionysius“-Roman eine tragende Rolle, aber Ebels hütet sich aus gutem Grund, seinem Mördermönch einen erkennbaren Orden zuzuteilen oder reale innerkirchliche Strukturen nachzuzeichnen. Deshalb bleibt sein Mörder eine wenig greifbare Figur, was dem Neumühler Autor gelegentlich den Vorwurf der Oberflächlichkeit eingebracht hat. „Solche Kritik stört mich überhaupt nicht, solange die Mehrzahl der Leser mir positives Feedback gibt“, entgegnet Ebels gelassen. Er möchte seine Fans vor allem mit spannend geschriebenen Geschichten unterhalten.

Mit schwulem Ermittler gegen gängige Vorurteile anschreiben

Mit Neuzugang Tiberius „Tibo“ Nowak hat er zudem eine Figur mit Botschaft in seinem Ermittlerteam platziert. Der sympathische Hamburger Kommissar mit dem Hang zu kleinen Schlaumeiereien wird von seiner Kollegin Silvia Muisfeld im Stillen unter den echten Sahneschnittchen eingeordnet. Er selber schaut aber lieber auf den knackig durchtrainierten Hintern seines männlichen Hetero-Kollegen. Dass der Neue im Team schwul und HIV-positiv ist, gibt Dieter Ebels die Chance, ganz nebenbei gegen immer noch gängige Vorurteile anzuschreiben. „Einige der nettesten Leute aus meinem Bekanntenkreis sind schwul, auf die lasse ich nix kommen,“ erklärt der gut vernetzte Autor.

Seine Freunde und Bekannten müssen allerdings immer auf ungewöhnliche Anfragen gefasst sein. Ebels veröffentlicht seine Krimis in einem Selbstverlag und nimmt auch die Titelbildgestaltung in die eigenen Hände. So hat er für den Band „Die Toten vom Wambachsee“ eine nackte „Leiche“ in einem Ruderboot treiben lassen. „Aber man darf hinterher nicht erkennen, dass ich das bin“, hat das scheintote Fotomodel zur Bedingung für ihre Mitarbeit gemacht. Auch die geköpfte Leiche auf dem neuen Titelbild erfreut sich nach wie vor bester Gesundheit. Den Kopf legte Dieter Ebels ihr mit einem Fotobearbeitungsprogramm in den Schoß.

>> VIERTER ROMAN DER DUISBURG-REIHE

Der Kriminalroman „Dionysius“ von Dieter Ebels gehört zu seiner Duisburg-Reihe und ist im April 2021 erschienen und darin der vierte Roman.

Kurzinformationen zum neuen Buch: Dieter Ebels, Dionysius, Verlag BoD – Books on Demand, 292 Seiten, ISBN: 9 7837 5348 2286. Es kostet 12,99 Euro.