Badeunfall im Rhein: So lief der Einsatz aus Sicht der DLRG
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Duisburg. Nach dem tödlichen Badeunfall im Rhein bei Duisburg blickt Martin Flasbarth auf den Einsatz aus DLRG-Sicht zurück und stellt klare Forderungen.
Um 17.48 Uhr schrillt am Mittwochabend der Pieper. Meldung der Feuerwehr: „Kind im Rhein.“ Martin Flasbarth (62) ist als Schreiner im Schlosstheater Moers zu diesem Zeitpunkt noch auf der Arbeit. Aber im Ehrenamt ist er Vorsitzender der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) im Bezirk Duisburg sowie der Ortsgruppe Rheinhausen. Er zögert deshalb keine Sekunde.
Für die Redaktion blickt der 62-Jährige auf die tragischen Ereignisse am vergangenen Mittwochabend aus seiner persönlichen Sicht zurück. Eine Jugendliche (17) war nach einem Badeunfall im Rhein bei Duisburg-Marxloh gestorben, für zwei vermisste Mädchen (13 und 14 Jahre alt) besteht keine Hoffnung mehr.
Badeunfall im Rhein bei Duisburg: DLRG-Einsatzkräfte wollen schnell vor Ort zu sein
Flasbarth fährt von der Arbeit direkt ins heimische Hohenbudberg und dann weiter zur Lkw-Halle an der Eschenstraße. Stadtweit sind Rettungskräfte alarmiert worden, aber dort in Bergheim versammeln sich in solchen Fällen maximal fünf Einsatzkräfte der DLRG-Ortsgruppe Rheinhausen. Am Mittwochabend stehen nicht alle zur Verfügung. Neben Flasbarth steigt nur noch ein weiterer Wasserretter in das entsprechend ausgerüstete Einsatzfahrzeug samt Rettungsboot auf dem Anhänger.
Mit Blaulicht und Martinshorn eilen beide zunächst zur Ruhrmündung an der Rheinorange in Kaßlerfeld. Um 18.20 Uhr, also keine halbe Stunde nach dem Alarm, lassen sie dort das Boot zu Wasser. Und trotzdem weiß Flasbarth als erfahrener DLRG-Mann schon zu diesem Zeitpunkt, wie gering die Chancen sind, Menschen jetzt noch lebend aus dem Rhein zu bergen. „Wir reden da von nur zehn Prozent“, so der 62-Jährige.
Knapp sieben Kilometer geht’s rheinabwärts zum Alsumer Steig in Marxloh. Die Unglücksstelle liegt etwa in Höhe von Rheinkilometer 789. Dort waren die drei Mädchen – wie offenbar zahlreiche andere Menschen zur selben Zeit – ins Wasser gegangen. Insgesamt 160 Rettungskräfte sind vor Ort. Die Feuerwehr Duisburg, Wasserschutzpolizei und DLRG werden auch von Feuerwehrleuten aus dem Kreis Wesel und aus Mülheim sowie der Thyssenkrupp-Werkfeuerwehr unterstützt. Taucherstaffeln und Strömungsretter sind ebenfalls im Einsatz.
„Wir sind mit vier bis sechs Booten in einer Linie quer zum Strom den Rhein abgefahren“
„Wir haben dann mit der Suche begonnen“, erklärt Flasbarth. „Dazu sind wir mit vier bis sechs Booten in einer Linie quer zum Strom den Rhein abgefahren – bis tief in den Kreis Wesel hinein. Ich habe auch ein Boot gelenkt. Meistens steht ein Strömungsretter im Bug, um einen guten Überblick zu haben.“ Gegen 22 Uhr wird die Suche abgebrochen, die die Polizei am Donnerstagmorgen fortgesetzt hat.
„Am späten Mittwochabend sind wir sind dann noch mit allen Rettungskräften vom DLRG im Alter von 18 bis 63 Jahren zum Ruhrorter Yachthafen gefahren“, sagt der Bezirksvorsitzende, „und haben dort den Einsatz nochmal besprochen.“ Flasbarth lassen solche Unglücke auch nach vielen Jahren nicht kalt.
Psychologische Hilfe steht zur Verfügung
„Ich war um 1 Uhr im Bett, und dann kreisen die Gedanken“, erzählt er. „Psychologische Hilfe brauchen mitunter die Jüngeren. Dafür stehen uns zum Glück Spezialisten der Berufsfeuerwehr zur Verfügung.“
Er ärgert sich einerseits immer wieder über den Leichtsinn vieler, die im Rhein baden und die Lebensgefahr unterschätzen. Andererseits bemängelt er die Ausrüstung der Wasserretter. „Wir benötigen nicht nur ein neues Fahrzeug, sondern auch ein größeres Boot, um schon dort im Notfall Menschen reanimieren zu können“, so Flasbarth. „Wir brauchen auch mehr PS an der Schraube, mindestens 150. Sonst können wir auf dem Rhein nicht viel ausrichten.“
Für Einsätze an Seen, an Baggerlöchern in Duisburg sei ebenfalls anderes, besseres Equipment wie tragfähige Schlauchboote erforderlich. „Das alles kostet Geld“, sagt der erfahrene DLRG-Mann. „Aber die Wasserrettung in Duisburg muss aufgerüstet werden. Da müssen wir dringend investieren.“
Badeunfall im Rhein- Alle Bilder des Rettungseinsatzes
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