Duisburg. 60 Kilo Marihuana wurden in einem Hochfelder Café binnen drei Wochen verkauft. Mit bis zu 1000 Kunden pro Tag ging es da zu wie in einem Coffee-Shop. Ein 45-Jähriger Mülheimer steht für seine Beteiligung am Drogenhandel in Hochfeld vor dem Landgericht in Duisburg.
In einem Lokal unter den Arkaden an der Wanheimer Straße in Hochfeld soll Anfang 2012 Hochbetrieb geherrscht haben. Durch Mundpropaganda und in sozialen Netzwerken im Internet sprach sich herum, dass dort Marihuana guter Qualität problemlos, wie in einem holländischen Coffee-Shop, zu erwerben war. 60 Kilo sollen innerhalb von nicht einmal drei Wochen an bis zu 1000 Kunden pro Tag umgesetzt worden sein. Vor dem Landgericht am König-Heinrich-Platz muss sich seit Dienstag ein Mitglied der Drogenhändlerbande verantworten.
Der 45-jährige Mülheimer war offenbar nur das kleinste Glied in der Kette: Seine Aufgabe war es, das aus den Niederlanden eingeschmuggelte Rauschgift zwischenzulagern, zu portionieren und abzupacken. Dafür nutzte er eine in Duissern angemietete Garage. Mit gerade einmal 8000 Euro Lohn speisten ihn die Chefs des illegalen Geschäftes für seine Beteiligung ab.
Die hatten zwischen dem 23. Januar und dem 10. Februar 2012 sechs Kurierfahrten Richtung Niederlande unternommen. Aus Apeldoorn und Tilburg wurden insgesamt 80 Kilo Marihuana eingeschmuggelt.
Polizei hob Bande aus
Die Polizei, die rasch Wind von dem schwunghaften Drogenhandel in Hochfeld bekommen hatte, sah den Hintermännern bei ihren letzten Unternehmungen auf die Finger. Telefone wurden überwacht, Kuriere observiert. Am 10. Februar schlugen die Ermittler zu. 21 Kilo Rauschgift wurden sicher gestellt.
Der bislang nicht vorbestrafte Angeklagte hatte bereits nach seiner Festnahme ein rückhaltloses Geständnis abgelegt. Vor Gericht wiederholte der Familienvater seine Angaben gestern. Außerdem verzichtete er auf 7000 Euro, die bei ihm als mutmaßlicher Lohn für die Drogengeschäfte beschlagnahmt worden waren.
2005 war der gelernte Maurer erstmals mit Drogen in Kontakt gekommen. Ab 2007 versuchte er durch den Konsum von Kokain vor allem seinen krankheitsbedingten körperlichen Verfall zu überdecken: Der Mann hat hochgradig Zucker, leidet unter Lymphknotenkrebs, wurde erst vor wenigen Tagen erneut operiert. Als Folge von Therapien erlitt er eine Hirnhautentzündung, durch die der entlang des Rückgrades verlaufende Hauptnervenkanal geschädigt wurde. Dem Verfahren stellte er sich nun trotzdem, um die Sache endlich hinter sich zu bringen, wie sein Verteidiger betonte.
Angesichts der Gesamtumstände droht dem Angeklagten nur eine Verurteilung wegen Beihilfe. Die übrigen Täter wurden bereits zu Gefängnisstrafen zwischen vier und knapp sieben Jahren verurteilt. Ein Urteil in dieser Sache wird für kommende Woche erwartet.