Duisburg. . Ab sofort gibt es in Duisburg muslimische Notfallbegleiter, die Menschen bei traumatischen Ereignissen helfen können. Zwölf von ihnen sind jetzt fertig ausgebildet. Die Ehrenamtler werden von den Notfallseelsorgern hinzugezogen, wenn Betroffene etwa des Deutschen nicht mächtig sind.
Die Notfallseelsorge liegt seit jeher in Händen der beiden großen christlichen Kirchen. Tritt ein traumatisches Ereignis ein, sind häufig die Männer und Frauen von der Seelsorge schnell vor Ort und bieten ihre Hilfe all denen an, die etwas schreckliches erlebt haben. Längst gibt es aber eine gesellschaftliche Realität, die neue Maßnahmen erfordert: Über 30 Prozent der Duisburger haben einen Migrationshintergrund, die meisten davon stammen aus muslimisch geprägten Ländern. Nur logisch also, dass es auch muslimische Seelsorge geben muss - manchmal auch möglichst schnell.
Im Internationalen Zentrum am Flachsmarkt wurden am Samstagnachmittag die ersten zwölf ehrenamtlichen, muslimischen Notfallbegleiter feierlich in ihr Amt eingeführt. In Zukunft werden die Notfallseelsorger bei Bedarf einen Kollegen von der muslimischen Notfallbegleitung hinzuziehen. „Natürlich ist es manchmal so, dass es hilft, wenn man seine Muttersprache hört und die Trauernden wissen, dass der Gegenüber einen voll und ganz versteht“, sagt Nigar Yardim, die als Theologin zwei Einheiten der Ausbildung der neuen ehrenamtlichen Helfer leitete.
Freitod oftmals noch ein Tabu
Im Islam gebe es verschiedene Dinge zu beachten. Zum Beispiel betrachten viele Muslime den Suizid eines nahen Verwandten als Strafe Gottes. „Der Freitod ist ein Thema, das kaum behandelt wird. Deswegen gibt es auch viele Vorurteile unter Muslimen darüber und man muss in der Seelsorge dann besonders darauf eingehen“, meint Yardim und ergänzt: „Dann kann ein eigentlich gut gemeintes Wort schnell falsch verstanden werden und das wollen wir verhindern.“
Die Veranstaltung im Internationalen Zentrum geriet durch viele Reden etwas langatmig, aber es wurde deutlich, dass dieses Projekt für viele Leute von Bedeutung ist. „Es geht hier um Teilhabe und interreligiöses Miteinander“, brachte Bürgermeister Erkan Kocalar alles auf den großen gemeinsamen Nenner. Der evangelische Pfarrer und Notfallseelsorger Dr. Uwe Rieske geht gar davon aus, mit dem Abschluss der Ausbildung „eine Lücke im Stadtleben“ geschlossen zu haben.
Es gibt übrigens einen Grund, warum die Muslime sich nicht Notfallseelsorger nennen: „Wir wollten etwas eigenes schaffen und keinen besetzten Begriff verwenden“, erklärt Nigar Yardim.