Duisburg.
Jede Bombenentschärfung in Duisburg, Fernsehbilder mit russischen Soldaten auf der Krim, ein Silvesterknaller oder ein Gewitter – für Menschen, die den zweiten Weltkrieg oder die unmittelbare Nachkriegszeit erlebten, können solche Eindrücke nach Jahrzehnten plötzlich wieder traumatische Erlebnisse hervorrufen.
Das Institut für soziale Innovationen in Duisburg widmet sich im Rahmen des Modellprojekts dem Thema Alter und Trauma. Gefördert vom Land NRW und der Stiftung Wohlfahrtspflege sollen über drei Jahre neue Wege probiert werden, wie man Menschen erreichen kann, die plötzlich an Panikattacken leiden, von Erinnerungen überflutet werde – und wie ihnen langfristig geholfen werden kann.
Vorträge für ihre Mitarbeiter gebucht
Von 44 Duisburger Alteneinrichtungen zeigten bereits 33 Interesse, haben Vorträge für ihre Mitarbeiter gebucht oder Workshops für Betroffene und Angehörige, berichtet Dr. Udo Baer, der das Projekt wissenschaftlich begleitet. Der Diplom-Pädagoge und Gesundheitswissenschaftler will mit Interviews der Frage nachgehen, was Menschen während und nach dem Krieg geholfen hat, das alles zu überleben. „Es gibt viel über den Schrecken, aber wenige Studien über die Resilianzkräfte“, so Baer.
Er ist zugleich Geschäftsführer der Neukirchen-Vluyner Zukunftswerkstatt, die seit einigen Wochen eine Dependance in Duisburg unterhält. Sie beschäftigt sich seit über 30 Jahren mit all den Themen, „bei denen Worte nicht reichen“, wie Baer umschreibt. „Denn die Angst sitzt ja auch in den Knochen“, körperliche Reaktionen seien oft die Folge. Inhaltlich nimmt Demenz den größten Raum ein, aber auch Aggressivität im Alter sei ein nachgefragtes Thema.
Wo geht’s denn hier nach Königsberg? Wie Kriegserfahrungen nachwirken wird am Montag, 7. April, erklärt. In den Räumen des Semnos Zentrums (Blumenstraße 54a) halten Dr. Udo Baer und Gitta Alendt zu dem Thema von 14 bis 17 Uhr eine Veranstaltung ab.