Duisburg. Das Konsumklima ist laut Einzelhandelsverband derzeit positiv. Aber die Kaufkraft in Duisburg bleibt unterdurchschnittlich. Und der Online-Handel ist wahrscheinlich die größte Herausforderung für die Zukunft. Vielleicht aber auch eine große Chance.

„Besonders erfreut sind wir nicht“, kommentierte Wilhelm Bommann gestern die Absichten der Stadtspitze, die Parkgebühren in der Innenstadt anzuheben. Der Geschäftsführer des Einzelhandelsverbandes erinnerte an die Erhöhungen von Grund- und Gewerbesteuern in den letzten Jahren: „Das alles entzieht Kaufkraft. Und die ist in Duisburg nun mal nicht auf Düsseldorfer Niveau.“

Eine weitere Sorge der heimischen Einzelhändler: Die Idee, die Stadtkasse durch erhöhte Parkgebühren zu sanieren, könne sich auch auf die Stadtteile ausdehnen. Die seien eh schon geschwächt, wenn es zu den ebenfalls aus Etat-Gründen vorgeschlagenen Bibliotheksschließungen kommen sollte. Schon der Rückzug von Post und vielen Banken habe der Attraktivität vieler Stadtteilzentren spürbar geschadet.

Konsumlaune aus Sicht des Einzelhandels

Gleichwohl sei die Konsumlaune momentan aus Sicht des Einzelhandels „sehr positiv“. Bommann: „Wer Geld hat, meint es ausgeben zu können.“ Die aktuell sehr niedrigen Zinsen machten das Einkaufen attraktiv: „Die Leute gehen raus.“ Ohne „Aber“ ist die Freude aber nicht vor Ort. Die Duisburger Kaufkraft liege nach wie vor deutlich unter dem Bundesdurchschnitt, und zwar um satte zehn Prozent.

Dass manch ein Geschäft immer weniger abwirft oder manch ein Standort in den letzten Jahren an Qualität eingebüßt hat, ist für Bommann auch mit ein Grund für das immer wieder zu beobachtende Verschwinden alteingesessener inhabergeführter Einzelhandelsbetriebe. Vor 30 Jahren machte diese Kategorie des Handels noch 50 Prozent des Umsatzes, der Anteil habe sich aber bis heute halbiert. Gleichwohl gebe es nach wie vor auch erfolgreiche Einzelhändler, die auch auf stattliches Wachstum zurückblicken könnten.

"Platz für zwei Warenhäuser"

Und Sorgen bereiten ja nicht nur die Kleineren im Handel, sondern auch große wie Karstadt. Wieder hat Bommann einen 30-Jahre-Vergleich parat: Sechs Prozent Marktanteil hatten die Warenhäuser Anfang der 80er Jahre, aktuell seien’s noch 2,4 Prozent – „Tendenz schwieriger werdend“. Gleichwohl ist der Verbands-Geschäftsführer überzeugt: „Wir haben in Duisburg Platz für zwei Warenhäuser.“

Die große Herausforderung des örtlichen Einzelhandels ist derzeit der Online-Handel, der vorsichtig geschätzt auf sechs bis sieben Prozent Marktanteil kommt. Den 800 Duisburger Mitgliedern empfiehlt der Verband unter anderem, Online- und stationären Handel zu verknüpfen. Am PC kaufen und im Laden abholen. Oder im Laden anschauen, ordern und liefern lassen.

Ladenleerstände in bester City-Lage – das ist nach Einschätzung von Wilhelm Bommann vom Einzelhandelsverband teilweise auch zurückzuführen auf die städtischen Planungen von Duisburger Freiheit am Hauptbahnhof bis Factory Outlet in Hamborn.

Auswirkungen auf den Handel

Textilhändler zögerten natürlich, solange sie nicht wissen, ob das Outlet überhaupt kommt oder nicht und wann, mit neuen Investitionen und Modernisierungen. Ebenso sei es im Umfeld des Kriegergeländes, wo eine Möbelzentrum entstehen soll, in dem viel mehr als Möbel angeboten werden sollen. Und zwar auf recht großer Fläche. Bommann: „Das sind Sortimentsanteile, die in die Innenstadt gehören.“ Zudem treibe ihn die Sorge um, dass auf dem Gelände des früheren Güterbahnhofs mangels anderer Interessenten weitere Fachmärkte entstehen könnten – mit weiteren Auswirkungen auf den Handel in der nahen Innenstadt. „Solange nicht Planungssicherheit herrscht, macht das Investitionen nicht leichter.“ Vor allem große Filialunternehmen zögerten mit ihren Entscheidungen, was den Standort Duisburg angeht.

Dabei hätte Duisburg anknüpfen können an den Erneuerungsschwung durch den Foster-Plan für die Innenstadt und Neubauten wie „Forum“ und „Königsgalerie“. Dieser Weg eines „qualitativen Wachstums“ sei für die Stadt nach wie vor vorteilhafter als die Planung eines zweiten Handelsschwerpunktes im Stadtnorden.