Duisburg. . 600 junge Menschen sind in Duisburg noch unversorgt. Die Agentur für Arbeit rät zu mehr Flexibilität bei der Jobsuche. Der Betrieb Elektro Venn gab Studienabbrechern kurzfristig eine Chance. Dort machen seit Anfang August elf Jungen und ein Mädchen ihre ersten Schritte in der Berufswelt

Jan Schröer ist glücklich. Der 19-jährige Duisburger hat am 1. August eine Ausbildung zum Elektrotechniker begonnen – seinem Traumberuf: „Mein Vater ist auch Elektrotechniker. Ich hatte schon früh diesen Weg im Kopf“, sagt Schröer mit einem Grinsen auf den Lippen. Anders als Schröer sind in Duisburg zur Zeit noch 600 Bewerber ohne Ausbildungsvertrag.

Jedoch sind auch 540 freie Stellen vorhanden. In unterschiedlichsten Branchen. Die Agentur für Arbeit wünscht sich mehr Flexibilität auf der Suche nach dem richtigen Beruf. „Rechts und links zu schauen hilft“, sagt Ulrich Käser, der Vorsitzende der Geschäftsführung.

In Nachwuchs investieren

Elektro Venn in Neumühl stellte neben Jan Schröer dieses Lehrjahr elf weitere Azubis ein. „Damit ist das Unternehmen ein absoluter Vorzeigebetrieb“, lobt Käser. Der Geschäftsleitung von Elektro Venn, Lothar und Sohn Thomas Hellmann, ist wichtig, in den Nachwuchs zu investieren. Dem Thema Fachkräftemangel im Handwerk wollen sie offensiv begegnen, den Bedarf selber decken. „Unser Ziel ist es, mindestens 50 Prozent der Azubis übernehmen zu können“, sagt Lothar Hellmann. Die Hellmanns beschäftigen insgesamt 120 Mitarbeiter, davon 29 Azubis. „Dabei stellen wir nicht irgendwen ein, alle haben das Potenzial, bei uns zu bleiben“, erklärt der Sohn die Auswahl.

Dieses Jahr hat das Elektrounternehmen seine normale Anzahl von acht oder neun Ausbildungsstellen aufgestockt. Zwei Studienabbrecher (Elektrotechnik bzw. Maschinenbau) hatten sich beworben, als das Kontingent eigentlich schon erschöpft war. „Die konnten wir einfach nicht wegschicken“, sagt Hellmann-Junior. Das Handwerk wird in den nächsten Jahren einen Mangel an Meistern und legitimen Nachfolgern von Firmeninhabern erleiden, sind sich Käser und die Hellmanns einig. „Bewerber mit solchen Vorkenntnissen und so einer Perspektive sind selten“, sagt Lothar Hellmann. Hier wird dann individuell die Lehre und deren Zeitspanne dem Können des Azubis angepasst.

Neben elf männlichen Azubis hat auch eine junge Dame den Weg zu Elektro Venn gefunden: Melissa Kranz möchte Kauffrau für Büromanagement werden. Nach einem Praktikum im Chemielabor hatte sie ihren eigentlich Berufswunsch der Chemielaborantin verworfen. Zwei Praktika im Büro überzeugten sie vom neuen Weg – manchmal hilft es eben, rechts und links zu schauen.