Duisburg/Mülheim. Der Unternehmerverband in Duisburg hat eine aktuelle Konjunkturumfrage vorgelegt: Danach sind die Betriebe in der Region zufrieden, aber das Revier hinkt immer noch hinterher. Die Wirtschaft will ab Herbst mit den Städten Standort-Initiativen starten.
Der Wirtschaft in der Region geht’s gut, aber es könnte durchaus noch besser sein – das ist der Tenor einer Umfrage des Unternehmerverbands bei 350 Firmen, davon 90 aus der näheren Region.
Es gebe, so Wolfgang Schmitz, der Hauptgeschäftsführer des Verbands mit Sitz in Buchholz, eine „gewisse konjunkturelle Stabilität“, aber im Ruhrgebiet im Vergleich zu anderen Regionen ein „gebremstes Wachstum“. Unterm Strich positiv sei die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt: „Es werden mehr Arbeits- und Ausbildungsplätze geschaffen als abgebaut.“ Aber: Bei rund 60 Prozent der Unternehmen ändert sich bei der Personalstärke voraussichtlich nichts.
Investitionsneigung ist "nicht zufriedenstellend"
„Nicht zufriedenstellend“ ist für Schmitz die Investitionsneigung der Betriebe. Nur jedes fünfte Unternehmen habe im ersten Halbjahr 2014 mehr investiert als zuvor, nur jedes sechste wolle im zweiten Halbjahr bei den Investitionen zulegen. Schmitz: „Investitionen sind die entscheidende Voraussetzung für einen nachhaltigen Beschäftigungsaufbau.“ Daher sei auch die Politik gefordert, zusammen mit der Wirtschaft die Rahmenbedingungen für die Unternehmen zu verbessern.
„Wir sind die Träger der roten Laterne“, beklagt er die vergleichsweise hohen kommunalen Steuern, während zugleich marode Straßen und Brücken die wirtschaftliche Dynamik bremsten.
Industrie ins Blickfeld rücken
Mehr ins Blickfeld müsse vor allem wieder die Industrie rücken. High-Tech-Produkte aus dem Ruhrgebiet seien schließlich weltweit gefragt. Erforderlich sei dafür die zügige Modernisierung der Infrastruktur, Aufbau von Gewerbeflächen und ein verbesserter Austausch von Wissenschaft und Wirtschaft. Schmitz: „Allein mit Tourismus- und Kulturangeboten wird die Region ihre wirtschaftlichen Probleme nicht lösen können. Wir brauchen ein Bekenntnis zur Industrie.“ Vor allem in den Straßenbau müsse mehr Geld fließen, andere Regionen hätten offenbar eine bessere Lobby in Berlin.
Unternehmerschaft will sich selbst in die Pflicht nehmen
Bei Forderungen an die Politik will es die Unternehmerschaft aber nicht belassen, sondern sich auch selbst in die Pflicht nehmen. Mit Standort-Initiativen will man zusammen mit den Kommunen in der Region konkrete Projekte vorantreiben und auch Kooperationen über die Stadtgrenzen hinweg beginnen. Auftakt soll im Herbst sein. Die Vorbereitungen laufen schon.
In Duisburg und Mülheim habe man bereits mit solchen Initiativen begonnen, einerseits dem „Bündnis für Familie“, andererseits in Form einer Leitbilddiskussion. Schmitz: „Der Prozess läuft sehr erfolgreich.“
Den Augenmerk auf die Familie zu richten, ist nach Schmitz’ Einschätzung auch enorm wichtig für Unternehmen angesichts des immer deutlicher absehbaren Fachkräftemangels. Flexible Arbeitszeiten und andere Arbeitsbedingungen sollten überdacht werden mit Blick auf Eltern von Kindern, aber auch auf Menschen, die Angehörige zu pflegen haben.