Duisburg. . Haus der Familie, Kitas und offene Ganztagsgrundschulen sind bei der Evangelischen Kirche in Duisburg jetzt unter einem Dach. Das neue kirchliche Bildungswerk hat 210 Mitarbeiter und mit Marcel Fischell einen neuen Chef. Vorgänger Ulrich Schmitz hat das Haus der Familie 37 Jahre lang geleitet.

Der evangelische Kirchenkreis auf der rechten Rheinseite bündelt seine Familienbildung und Kindertagesstätten unter einem Dach. Diesem neuen „Evangelischen Bildungswerk“ gehören das Haus der Familie, bisher 13 (von 24) Kitas und elf offene Ganztagsgrundschulen an mit zusammen 210 fest angestellten Mitarbeitern und 450 Honorardozenten. Geschäftsführer Marcel Fischell (34): „Es gibt nur wenige Bildungseinrichtungen, die so breit aufgestellt sind.“

Mit der Neuorganisation ist eine prominente Personalie verbunden: Ulrich Schmitz (65) geht in Ruhestand, der das Haus der Familie 37 Jahre lang geleitet und in den letzten drei Jahren auch das Kindergartenwerk im Kirchenkreis Duisburg mit aufgebaut hat, das nun als einer von sechs Fachbereichen im neuen Zusammenschluss aufgeht. Mit Gründung des Bildungswerks würden natürlich Synergien gewonnen, erläutert Schmitz. Aber es werde keine Stelle abgebaut.

Gesellschaftspolitische Arbeit

Der Anspruch an die neue Konstruktion ist vor allem ein inhaltlicher: Schon immer habe das Haus der Familie gesellschaftspolitisch gearbeitet – über das normale Kursprogramm von Spiel- und Kochkursen hinaus. Als in Meiderich die Hütte geschlossen wurde, gründete sie Nachbarschaftstreffs und die Initiative AhA (Arbeitslose helfen Arbeitslosen), als es eine massive rechte Szene gab, wurden mit Partnern „Noteingänge“ für Opfer von Aggressionen geschaffen. Und als in der jüngeren Vergangenheit immer mehr Zuwanderer kamen, legte die Kirche Integrationskurse auf – Betreuung für deren Kinder eingeschlossen.

Der alte und der neue Chef des Bildungswerks

Ulrich Schmitz (65) lernte die Ev. Kirche „in Bierzelt-Gottesdiensten“ kennen: Er stammt aus einer Essener Schaustellerfamilie. Nach dem Pädagogik-Studium in Marburg und einer ersten Stelle im Revierpark Nienhausen bewarb er sich 1977 beim Kirchenkreis Duisburg. Er wollte zunächst nur fünf Jahre bleiben – doch nach Ablauf dieser Frist war gerade das neue Haus der Familie an der Lutherkirche fertig – „und wollte mit Leben gefüllt werden.“ Im Ruhestand will er sich ehrenamtlich engagieren.

Dr. Marcel Fischell (34), gebürtig aus Meiderich, hat in Duisburg Pädagogik studiert, 2012 seine Promotion abgeschlossen und am 1. August die Leitung des Bildungswerks übernommen. Vorgänger Schmitz hatte ihn vorgeschlagen. Der „mit Abstand jüngste“ unter mehreren Bewerbern wurde von den Kirchengremien einstimmig gewählt.

Schmitz: „Wir haben immer geguckt, was ist in Duisburg gerade los – und haben darauf reagiert.“ Die Erwachsenen- und Weiterbildung fühle sich dabei bis heute dem Geist Luthers verbunden, erklärt Superintendent Armin Schneider: Als der die Bibel ins deutsche Übersetzte, stieg in protestantischen Landesteilen die Lesefähigkeit der Bevölkerung.

Bildung ist kein Selbstzweck

Das Prinzip „Bildung ist kein Selbstzweck“ soll mit der neuen Organisation noch stärker in der Arbeit verankert werden, indem die Fachbereich von frühkindlicher Bildung über Integration bis zu Gesundheit und Ernährung mehr zusammen und auch in und mit den Kitas und Grundschulen arbeiten. Dabei möchte der neue Chef Marcel Fischell die Idee vom lebenslangen Lernen noch mehr betonen. „Wir helfen nicht nur lebenslang, sondern in allen Lebenslagen.“