Duisburg. Dass der Boden in Duisburg vielerorts erheblich mit Cadmium und Blei belastet, ist schon lange bekannt. Seit Jahren gilt deshalb stadtweit die Empfehlung, auf den Anbau bestimmter Gemüse zu verzichten. Auslöser war damals der Dioxin-Störfall bei Berzelius Umwelt-Service im Jahr 1999.

Viktor Kullmann (Name von der Redaktion geändert) sorgt sich um die Qualität des Bodens in seinem Heimat-Stadtteil Neuenkamp. Er lebt dort in einem Haus mit Garten. Vor einem Jahr stellte die CDU-Fraktion eine Anfrage im Umweltausschuss zu den Belastungen der dortigen Böden.

Das Ergebnis erhielt Kullmann per Post: Es wurde bei mehreren Stichproben ein Mittelwert von 2,7 Milligramm Cadmium pro Kilogramm Boden gemessen. „Der gebietsbezogene Beurteilungswert für Hausgärten liegt dort bei 2,2 mg“, sagte Sven Westerkofsky, zuständiger Sachbearbeiter der Unteren Bodenschutzbehörde der Stadt. Das bedeutet: Es besteht Handlungsbedarf.

Auslöser war der Dioxin-Störfall von 1999

„Als ich gehört hatte, dass in Wanheim in Gärten der Boden ausgetauscht werden musste, wollte ich wissen, wie die Belastungen in Neuenkamp sind“, schildert Kullmann. Doch bei Messungen wurde nicht nur dort, sondern in ganz Duisburg festgestellt, dass der Boden zum Teil erheblich mit Cadmium und Blei belastet ist. Diese Messungen führte das Landesumweltamt zwischen 2000 und 2008 durch. Auslöser war damals der Dioxin-Störfall bei Berzelius Umwelt-Service (B.U.S.) im Jahr 1999. Nennenswerte Dioxin-Belastungen wurden nicht nachgewiesen. Aber eben Blei und Cadmium.

Daten und Fakten zum Bodenschutzgebiet

Bevor die Ausweisung eines Bodenschutzgebietes in Kraft treten kann, gibt es mehrere Beteiligungsverfahren – darunter auch eines für alle Bürger, die so Mitsprache haben sollen.

Die erarbeitete Satzung wird im Verfahren offen ausgelegt. Das Bodenschutzgebiet soll in drei Schritten eingeführt werden, aber nicht vor 2015.

Genau deshalb hat die Stadt vor einigen Jahren eine offizielle Empfehlung herausgegeben, die bis heute gilt. Für ganz Duisburg! Sie betrifft die Gartennutzung: Weil Nutzpflanzen besagte Schwermetalle aus dem Boden aufnehmen können, sollen Garten- und Kleingartenbesitzer auf den Anbau von Grünkohl, Endivie, Blattspinat, Mangold, Stauden- und Knollensellerie, krausblättrigen Salatarten und Markstammkohl verzichten, weil sich in ihnen die Schadstoffe verstärkt anreichern.

Boden verändern sich sehr langsam

„Bei den übrigen Schadstoffen gab es im Bereich Neuenkamp keine Überschreitungen des unteren Beurteilungswertes“, sagt Sachbearbeiter Westerkofsky. Dieser untere Grenzwert liegt für Blei bei 400 mg pro Kilo Boden (gemessen in Neuenkamp: 249,64 mg/kg). Bei Arsen sind es 40 mg/kg (gemessen: 16,63), bei Benzoapyren 3 mg/kg (gemessen: 0,52 mg/kg).

Diese Werte sind aber wie gesagt sechs Jahre alt. Gibt es denn regelmäßig neue Bodenstichproben? „Nein, Böden verändern sich nur sehr langsam“, so Westerkofsky. Es müsste ein vergleichbar schwerer Störfall wie damals bei B.U.S. vorliegen, damit neu gemessen würde.

Weil ein Großteil des Stadtgebietes von den Cadmiumbelastungen betroffen ist, plant die Stadt die Ausweisung eines Bodenschutzgebietes. Dafür wird derzeit eine Satzung erarbeitet, in der die „Spielregeln“ für den Umgang mit Böden in belasteten Gebieten geregelt sein sollen. „Und das dann rechtsverbindlich“, so Westerkofsky. Dann wäre es keine Empfehlung mehr, sondern Vorschrift, den Anbau von Gemüse einzuschränken. Und betroffen davon wären rund zwei Drittel des Stadtgebietes, so der Sachbearbeiter.