Duisburg. . Ein personeller Engpass im Duisburger Jugendamt zwingt junge Eltern zur Improvisation. Eine Bearbeitungszeit von bis zu drei Monaten stellt auch die Walkos aus Wanheimerort vor große finanzielle Probleme. Dabei versprachen die Stadt-Mitarbeiter im Vorfeld, den Antrag in vier Wochen zu bearbeiten.

Duisburger Familien müssen derzeit ungewohnt lange auf Elterngeld warten. Wie die Stadt auf Anfrage mitteilt, führt ein personeller Engpass dazu, dass Anträge nicht mehr innerhalb der sonst üblichen vier Wochen bearbeitet werden. Familie Walko aus Wanheimerort hatte sich an die WAZ gewandt, weil sie nach der Geburt von Tochter Miriam zwei bis drei Monate auf das Geld warten muss – und nun finanzielle Probleme befürchtet.

Mitte Juli hatte Hauptverdiener Sebastian (34) den Antrag gestellt und ist nun schockiert: „Drei Monate können wir nur schwer überbrücken“, sagt der Netzwerkadministrator. Frau Jennifer (27) hat zwar bisher als Buchhalterin gearbeitet, konzentriert sich jetzt aber auf ihre Mutterrolle. Ihr Gehalt wird nur noch acht Wochen nach der Geburt von Miriam gezahlt. Danach wird es eng, sagt der Familienvater, der sogar von Existenzängsten spricht.

Nachhaken und Bitten nutzen nichts

Alles Nachhaken und Bitten beim Jugendamt nützte bislang nichts: „Mir wurde gesagt, dass das Jugendamt einfach nicht genug Personal hat und ihnen so die Hände gebunden seien“, sagt Sebastian Walko. Außerdem habe man ihm erklärt, dass man mit der Bearbeitung ohnehin in Rückstand sei: „Sie sagten, sie arbeiteten noch an Anträgen von Anfang Juni. Vor der Geburt meiner Tochter klang das noch alles ganz anders. Da war von Personalnot keine Rede.“

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Die Familie muss nun auch auf Erspartes zurückgreifen. „Ich hatte vorher alles so schön durchgerechnet, auch mit Verzögerungen gerechnet, aber doch nicht so lange“, sagt der frischgebackene Familienvater. „Wie soll es erst Alleinerziehenden gehen, die finanziell schwächer da stehen oder nichts gespart haben?“

Bei der Stadt bedauert man den Vorfall. Derzeit sei es aber wegen des personellen Engpasses im Jugendamt unmöglich, die Elterngeldanträge schneller zu bearbeiten. Eine Stelle etwa ist laut einer Stadtsprecherin nicht besetzt, neues Personal wird händerringend gesucht. „Die Bearbeitungsdauer verlängert sich aber auch, weil Kollegen urlaubs- beziehungsweise krankheitsbedingt ausfallen“.

Umdenken gefordert

Dass es im Sommer unter anderem durch Urlaube der Mitarbeiter zu personellen Problemen und damit zu solch langen Wartezeiten für Familien bei Elterngeldanträgen kommt, kann Sebastian Walko nicht verstehen: „Das ist doch einfach schlecht organisiert. Es muss dem Jugendamt doch klar sein, dass man umdenken muss, wenn Mitarbeiter Ferien machen“, sagt der 34-Jährige.

Sebastian Walko rechnet noch nicht einmal damit, dass die jetzt angegebene Bearbeitungsfrist von höchstens drei Monaten eingehalten wird: „Wahrscheinlich müssen wir noch irgendetwas nachreichen“, fürchtet er. Er ist zutiefst von der Stadt enttäuscht: „Man wundert sich, warum die Geburten zurückgehen und warum keiner Elterngeld beantragt. Aber man kann doch junge Familien nicht drei Monate auf ihr Geld warten lassen“, sagt der 32-Jährige.