Ein einziger Streuselkuchen ist das Kind. Windpocken! Und schon ist Familie Heide aus dem Takt gebracht, einem Lebensrhythmus, in dem Vater und Mutter voll berufstätig sind, zwei Paar Großeltern ebenfalls berufstätig, aber willens sind, einer Tagesmutter, die flexibel ist und viel macht, aber bei Seuchen auch abwinkt.
Soviel zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
Patentanwältin Dr. rer. nat. Anna Katharina Heide hat aber schon andere Situationen gestemmt. Die promovierte Biologin ist inzwischen selbstständige Patentanwältin in der Essener Kanzlei Ruhr-IP. Davor stand ein langer Weg in einen Beruf, der zu ihr passt. Denn „in der Forschung produziert man auch viel für den Mülleimer. Ich wollte aber Resultate sehen.“ Jetzt setzt sie an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Industrie an, wo Forschungsergebnisse in die Praxis umgesetzt werden, kann dank ihres Biologie-Studiums mit den Mandanten auf Augenhöhe fachsimpeln und mit ihrem juristischen Fachwissen die Produkte gegen Dritte schützen.
Ihr Karriereziel hatte die 33-Jährige immer fest vor Augen. „Einen richtigen Zeitpunkt für ein Kind gibt es da nicht“, erklärt sie. Da das Kind genau in der Zeit zur Welt kam, als sie ihr Amtsjahr in München absolvieren musste, nahm kurzerhand ihr Ehemann Christian das Elternjahr, kam mit in den Süden und betreute die kleine Elisabeth. Der Betriebswirt, der als Controller arbeitet, ist jetzt aber auch wieder voll im Job. Sollte ein zweites Kind kommen, wird neu gewürfelt, in wessen beruflicher Laufbahn eine Auszeit besser passt.
Home Office sei jedenfalls keine echte Alternative: „Das Kind verlangt dann doch meine Aufmerksamkeit“, erklärt Heide. Daher teilt sie ihre 100 Prozent auf Orte auf: Im Büro voll da zu sein für die Mandanten, zuhause voll da zu sein für das Kind. Der Haushalt bekommt in der Prioritätenliste nicht die volle Punktzahl, und Auszeiten als Paar könnten optimiert werden. Spaß am Erfolg haben und trotzdem das Töchterchen vermissen – „dieser emotionale Spagat wird immer bleiben“, weiß sie.
Die aktuelle Familien-Politik hat durch das Elterngeld zumindest die Auszeit im ersten Jahr möglich gemacht. Ansonsten „darf man keine Wunder erwarten“, sagt sie nüchtern. Es dauere einfach, das Angebot an Tagesmüttern und Kita-Plätzen zu erweitern, Fachpersonal zu qualifizieren. Ebenso geduldig müsse man mit den vielen Vorbehalten quer durch alle Generationen umgehen. „Das Wort Karriere ist oft zu negativ behaftet“, findet die Duisburgerin. Früher sei es da nur ums Geldscheffeln gegangen. „Aber ich arbeite noch mindestens 30 Jahre, da soll es mir auch Spaß machen.“