Duisburg-Hochfeld. Als Mevlüt Akkurt den Turm in den 90er Jahren kaufte, gab es nur noch eine leere Röhre. Der Geschäftsmann wollte Büros in dem ehemaligen Wasserturm unterbringen - entschied sich dann aber für Wohnungen. In der sechsten Etage wohnt seine Tochter Hatice Üre. Der Grundriss gleicht einer Blume.

Die Aussicht von der Dachterrasse des Wasserturms ist grandios. 47 Meter oder 206 Stufen hoch liegt das Café, in dem sich jeden Morgen die Familie Akkurt trifft, bevor die Gäste in dem Frühstückscafé eintrudeln. Ende der 90er Jahre hat Mevlüt Akkurt das Baudenkmal gekauft, damals wollte er in dem Hochfelder Industriegebiet eine neue Adresse für Büroräume schaffen. Doch die Nachfrage entwickelte sich nicht so, wie gedacht – Mevlüt Akkurt investierte also in Wohnungen. Inzwischen lebt die ganze Familie in dem Denkmal.

In der sechsten Etage, 30 Meter über Hochfeld, residiert Tochter Hatice Üre mit ihrem Mann auf 150 Quadratmeter. Der Grundriss der Wohnung erinnert an eine Blume. Vom Flur gehen die runden Räume ab. Das stellte die junge Familie beim Einzug vor ungeahnte Herausforderungen.

Runde Möbel im Internet

„Ich habe früher in einer Studentenwohnung in Bochum gewohnt und wollte ein paar meiner Möbel mitnehmen“, erinnert sich die Mutter einer kleinen Tochter, die inzwischen im Büro ihres Vaters mitarbeiter. Doch: Wie stellt man ein Eckregal an eine runde Wand? Auch Bilder zu befestigen, stellte sich schnell als schwierig heraus. „Die Wände sind sehr weich, sie wurden nach innen gedämmt, da hält leider nicht viel.“ Nur einige Zwischenwände, die nachträglich eingezogen wurden, sind gerade – und bieten Möglichkeiten, etwas Eckiges zu stellen.

Im Internet schaute sich Hatice Üre nach einer passenden Couch um. Sie sollte ebenfalls rund sein und sich an die Wand schmiegen. „So viele Modelle gibt es da gar nicht.“ Bei einem Internet-Auktionshaus wurde sie fündig, schlug zu – und hoffte, dass die Ledergarnitur auch genauso gut aussehen würde wie auf den Fotos. Zum Glück passte alles. Nun hat die gesamte Familie plus Besuch auf der geräumigen Sitzlandschaft Platz. „Mein Lieblingsplatz ist allerdings der Hocker“, verrät Hatice Üre lächelnd.

Extra-Lösung für außergewöhnliches Wohnhaus

Die Wohnung ist individuell. „Als wir damals den Turm gekauft haben, war das eine leere Röhre. Wir mussten dann erst die Etagen einziehen“, erinnert sich Mevlüt Akkurt. 1917 wurde der Turm gebaut, der genau zwischen dem Güterbahnhof Hochfeld und dem Hauptbahnhof lag und die Dampflokomotiven mit frischem Wasser versorgen sollte. Der Behälter fasste 1000 Kubikmeter Wasser. Doch als die Bahn ihren Betrieb in den 60er Jahren von Dampf- auf E-Loks umstellte, war es vorbei mit der Funktion. Bis die Familie Akkurt ihn aus seinem Dornröschenschlaf weckte. Die Wände waren damals aus Stahlbeton gezogen. „Das haben wir gemerkt, als wir die Fenster vergrößern wollten. Tagelang haben wir versucht, die Mauern zu bearbeiten“, erzählt Akkurt.

Aber in diesem außergewöhnlichen Wohnhaus braucht alles eine Extra-Lösung. Die Küche in der Wohnung von Hatice Üre, mit freistehender Kochinsel in der Mitte des Raumes, hat die Familie vom Vormieter übernommen. Früher war die sechste Etage an eine Firma vermietet, die Kochtöpfe testete. Ins verwinkelte Bad sollte unbedingt eine Wanne, das war Millimeter-Arbeit.

Türkischer Tee mit Fernblick

Im Rahmen unserer Serie haben wir auch den Wasserturm an der Paul-Esch-Straße in Hochfeld besucht. Fotos: Lars Fröhlich / WAZ FotoPool
Im Rahmen unserer Serie haben wir auch den Wasserturm an der Paul-Esch-Straße in Hochfeld besucht. Fotos: Lars Fröhlich / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
In den 90er Jahren wurde der Turm umgebaut.
In den 90er Jahren wurde der Turm umgebaut. © WAZ FotoPool
In der obersten Etage hat Mevluet Akkurt Ende der 90er Jahre ein Café eingerichtet.
In der obersten Etage hat Mevluet Akkurt Ende der 90er Jahre ein Café eingerichtet. © WAZ FotoPool
Türkisches Frühstück tischt seine Familie hier jeden Tag, außer dienstags, auf.
Türkisches Frühstück tischt seine Familie hier jeden Tag, außer dienstags, auf. © WAZ FotoPool
In 47 Metern Höhe hat Mevluet Akkurt ein türkisches Cafe mit Aussicht über das Duisburger Stadtgebiet eröffnet. Das betreibt er zusammen mit Tochter  Hatice Uere.
In 47 Metern Höhe hat Mevluet Akkurt ein türkisches Cafe mit Aussicht über das Duisburger Stadtgebiet eröffnet. Das betreibt er zusammen mit Tochter Hatice Uere. © WAZ FotoPool
Dazu gibt es Fernsicht. Kostenlos. Vom Wasserturm hat man eine 360-Grad-Ansicht - hier in Richtung Innenstadt.
Dazu gibt es Fernsicht. Kostenlos. Vom Wasserturm hat man eine 360-Grad-Ansicht - hier in Richtung Innenstadt. © WAZ FotoPool
Ein Blick in Richtung Rheinhausen, deutlich erkennbar die Brücke der Solidarität, die Kirche St. Marien und der Turm der alten Kupferhütte.
Ein Blick in Richtung Rheinhausen, deutlich erkennbar die Brücke der Solidarität, die Kirche St. Marien und der Turm der alten Kupferhütte. © WAZ FotoPool
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Noch ein Aussichtspunkt - einer, der aber eventuell nicht mehr lange exisiert: der Stadtwerke-Turm.
Noch ein Aussichtspunkt - einer, der aber eventuell nicht mehr lange exisiert: der Stadtwerke-Turm. © WAZ FotoPool
Muradiye Altun (li.) und Fatma Keser blicken über den Rhein nach Rheinhausen.
Muradiye Altun (li.) und Fatma Keser blicken über den Rhein nach Rheinhausen. © WAZ FotoPool
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Alle Fotos: Lars Fröhlich/WAZ FotoPool
Alle Fotos: Lars Fröhlich/WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
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In einem anderen Zimmer schläft Elanur, die kleine Tochter. „Meine Prinzessin“ steht an ihrer Tür. Durch die Fenster in der Außenfassade fällt Sonnenlicht und setzt das rosa-funkelnde Prinzessinnen-Reich in Szene. „Am liebsten hätte mein Mann gar nichts auf der Fensterbank stehen, damit er die Aussicht genießen kann.“ Bis nach Oberhausen oder zum Flughafen kann man von der Paul-Esch-Straße bei guter Sicht gucken.