DuisburgNeuenkamp. In dieser Folge unserer Serie mit dem Titel „Wohn-Formen“ stellen wir Brigitte Wölke vor, die seit 1969 in einem der Hochhäuser direkt am Deich in Duisburg-Neuenkamp wohnt. Aus dem siebten Stock hat die engagierte Neuenkamperin den schönsten Rheinblick und ist zudem in ihrem Stadtteil verwurzelt.

Von der siebten Etage hat man einen herrlichen Blick auf den Rhein. In den Auen grasen die Schäfchen, auf dem Fluss zieht ein Containerschiff vorbei. Seit 1969 wohnt Brigitte Wölke in den weißen Hochhäusern direkt am Rheindeich. Aus Bissingheim zog sie damals her. „Da hat’s uns auch gefallen, aber mein Mann war kein Eisenbahner, deshalb haben wir dort keine Wohnung gefunden“, erinnert sie sich. Der Schwiegervater arbeitete indes bei der Stadt und stellte den Kontakt zu einem SPD-Ratsherrn her, der die Häuser 1969 neu baute. Inzwischen lebt sie hier seit 45 Jahren. Brigitte Wölke fühlt sich in ihrer 70-Quadratmeter-Bleibe wohl. In Neuenkamp ist sie längst verwurzelt.

Man kennt sich in Neuenkamp. Brigitte Wölke ist politisch aktiv und engagiert sich zum Beispiel für den Verein „New Kamp City“, der das Jugendzentrum in dem Stadtteil betreibt. „Ich war lange in der Schulpflegschaft. Wenn sie einen Posten haben, kommt der andere automatisch.“ Inzwischen ist der Sohn allerdings ausgezogen. „Neuenkamp ist wegen seiner Insellage so besonders.“ Immerhin hält der Bus direkt vor der Haustür, nur am Wochenende sei die Verbindung in die Stadt ein bisschen schlecht.

Wohnung glänzt in Terracotta-Farben

Ihre Wohnung glänzt in Terracotta-Farben. Das Schlafzimmer ist schön groß. Im Wohnzimmer steht eine Sitzecke, an der Wand hängen gemalte Bilder einer Auenlandschaft. „Das sind irgendwelche Auen, die Bilder haben uns gut gefallen“, verneint sie die Frage, ob es sich um ein Heimatgemälde handelt. Ins dritte Zimmer setzt sie sich gerne mit Gästen. Nach vorne hat sie bei gutem Wetter eine Sicht bis zum Oberhausener Gasometer. Der lugt zwischen den grünen Baumkronen hervor. Auch auf der Deichseite ist es im Sommer schön grün. „Das ist gut, dann hört man die Autos nicht so sehr.“ Eigentlich, findet Brigitte Wölke, sei die Wohnung ein bisschen groß für eine Person. „Aber finden Sie mal eine neue...“.

Immerhin hat der neue Vermieter, als er den Häuserblock kaufte, die Wohnungen kernsaniert – zumindest die, die zwischendurch leer standen. Ihr Badezimmer hat Brigitte Wölke allerdings selbst renoviert. Mittlerweile kennt sie nur noch wenige ihrer vielen Nachbarn. „Man grüßt sich im Flur, aber wir haben hier eine hohe Fluktuation.“ Zur Kontrolle lässt der Vermieter den Eingangsbereich sogar per Videokamera überwachen. Seitdem ist dort alles in Ordnung.

Gäste staunen über schöne Aussicht

Wenn Brigitte Wölke Besuch bekommt, staunen die Gäste übrigens meist über die schöne Aussicht, die man aus der siebten Etage hat. Sie selbst hat nach all den Jahren gar keinen Blick mehr für den Rhein. „Der fließt ja immer dort vorbei. Ich hab’ mich inzwischen am Rhein sattgesehen.“