Duisburg. . Für die WAZ-Leser öffnen sich in den nächsten Wochen wieder Türen, die sonst verschlossen bleiben. Zum Auftakt der zwölfteiligen Reihe „WAZ öffnet Pforten“ ging es in die Gemeinschaftsmüllverbrennungsanlage Niederrhein. Allein 140.000 Tonnen Müll aus Duisburg wurden dort im Vorjahr verarbeitet.

Von der Krankabine hat jeder den besten Blick in den überdimensionalen Bunker. Rund 700.000 Tonnen Müll , so haben es die WAZ-Leser zum Auftakt der Aktion „WAZ öffnet Pforten“ bei der Einführung erfahren, werden in der Gemeinschaftsmüllverbrennungsanlage (GMVA) Niederrhein in Lirich jährlich verarbeitet. Das entspricht einer Schichthöhe von 150 Metern in einem Fußballstadion. Und wer die Massen, die von riesigen Kränen bewegt werden, nun tatsächlich vor sich sieht, bekommt langsam eine leise Ahnung von der Dimension.

140.000 Tonnen haben die Fahrzeuge im vergangenen Jahr allein aus Duisburg zur Annahmestelle gebracht. Rückwärts fahren sie in eine Box, um dann die Klappe zu öffnen. Eigentlich müsste nur Rest- und Sperrmüll im Bunker landen. Doch nicht jeder trennt ordnungsgemäß. So werden auch Plastik oder Glas weiterverarbeitet.

Schlacke wird aufbereitet

„Das lässt sich nicht ändern. Wir verbrennen den Müll so, wie er zu uns gebracht wird“, erklärt Brigitte Köjer, die zusammen mit Harald Pöter die Führung übernommen hat. Beide sind frühere Mitarbeiter, wissen also, wovon sie reden – sehr zur Freude der WAZ-Leser.

Herold Topf etwa kennt die seit 1972 bestehende Anlage, die vor dem Umbau als Kohlekraftwerk der Concordia Bergbau AG diente, seit der ersten Stunde. Als selbstständiger Transportunternehmer habe er früher selbst Müll zur GMVA gebracht. Und weil er davor als Kranführer in der Thyssen-Hütte gearbeitet habe, sei er gerade vom Anblick aus der Krankabine begeistert.

Vom Bunker landet der Müll in einem Trichter und wird dann scheibchenweise weiter in einen Kessel geschoben. 1000 bis 1100 Grad ist es dort heiß, Luft wird von überall hineingeblasen, um das Feuer anzufachen, das aus dem Müll schließlich nur noch Asche beziehungsweise Schlacke werden lässt. Die wird vor Ort aufbereitet und später unter anderem für den Straßenbau verwendet.

Deutlich unter den Grenzwerten

„Holland hat früher unsere Asche auch zur Landgewinnung verwendet“, erzählt Harald Pöter aus dem Nähkästchen und erklärt weiter: „Die Rauchgase werden mit Wasser gewaschen und so nach und nach von Staub und Säuren befreit.“ Er betont: „Unsere Schadstoffemissionen liegen deutlich unter den Grenzwerten.“

Angesichts von hunderttausenden Tonnen Müll, die pro Jahr verbrannt werden, verwundert es nicht, dass die Anlage Strom, so Pöter, für 95.000 Haushalte erzeuge. Noch haben die etwa 200 Mitarbeiter, die im Schichtbetrieb 365 Tage im Jahr rund um die Uhr malochen, jede Menge zu tun. Allerdings, so Geschäftsführer Ingo Schellenberger, gehe das Müllaufkommen tendenziell zurück. Das liege unter anderem am demografischen Wandel, von denen Städte wie Duisburg oder Oberhausen eben besonders betroffen sind. Noch sei die Auslastung gut. Ohne den hohen Anteil Gewerbemüll, stellt Schellenberger klar, sehe das aber schon längst ganz anders aus.