Duisburg. Seit vergangenem Jahr ist bekannt, dass die Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik ihren Nachbarn, das Duisburger Klinikum, gerne übernehmen würde. Die Stadt liebäugelt mit diesem Plan, doch der private Krankenhausbetreiber Sana, der einen Anteil von 49 Prozent hält, denkt nicht daran, zu verkaufen.
Dr. Stephan Puke wurde am Montag in der Marathon-Ratssitzung als neuer Geschäftsführer des Klinikum Duisburg bestätigt und hat damit nicht unbedingt einen Traumjob angetreten. Das Klinikum hat im vergangenen Jahr rote Zahlen geschrieben, der Sanierungsstau von etwa 100 Millionen Euro drückt gewaltig auf das Haus. Eine Lösung ist zur Zeit nicht in Sicht. Das Gezerre um Mehrheiten am Klinikum geht weiter.
Da verwundert es nicht, dass sich die Berufsgenossenschaftliche Unfallklinik (BGU) Dienstag noch einmal zu Wort meldete und verkündete, dass es aus ihrer Sicht nun an der Zeit sei, das Klinikum Duisburg aus dem Entwicklungszustand herauszuführen. Seit vergangenem Jahr ist bekannt, dass die BGU ihren Nachbarn, das Klinikum, gerne übernehmen würde, um eventuell ein neues Vollkrankenhaus in Großenbaum zu bauen.
Sana will Anteil nicht verkaufen
Die Stadt liebäugelt mit diesem Plan und ist mit 51 Prozent Mehrheitsgesellschafter des Klinikums. Allerdings ein sehr zahnloser Mehrheitsgesellschafter. Denn der private Krankenhausbetreiber Sana besitzt zwar nur 49 Prozent an Klinikum, erledigt aber das gesamte operative Geschäft. Kolportiert wird auch immer, dass Sana ein Vorkaufsrecht hat, wenn die Stadt ihre Anteile verkaufen will. Die Stadt kommentiert das Vorkaufsrecht nicht, stellt sich auf den Standpunkt, dass Einzelheiten aus dem Vertragswerk mit Sana, wie auch anderen Fällen, grundsätzlich nicht kommentiert werden. Einen kleinen Hinweis aus dem Rathaus gibt es allerdings - eine Veränderung des Gesellschafterkreises sei nur im Einvernehmen mit Sana möglich. Nach Informationen der NRZ existiert ein nicht-öffentlicher Ratsbeschluss, nachdem ein externer Gutachter noch einmal über das Vertragswerk schauen soll, um Möglichkeiten für den Rückkauf der 49 Prozent von Sana durch die Stadt zu eruieren.
Sana wiederum denkt nicht im Traum daran, seinen 49-Prozent-Anteil am Klinikum zu verkaufen, wünscht bereits seit einiger Zeit, die notwendigen zwei Prozent - gerne auch mehr - von der Stadt zu kaufen, um endlich der Mehrheitsgesellschafter zu werden. Die Offerte von Sana aus dem Jahr 2012 liest sich erst einmal verlockend. Für zwei Prozent gibt es 12 Millionen Euro. Die Alternative: Der Kaufpreis sinkt auf 10 Millionen, dafür gibt es eine jährliche Dividende von 100.000 Euro für die Stadtkasse. In beiden Fällen verpflichtet sich Sana, den angelaufenen Sanierungsstau und vor allem die Brandschutzmängel zu beseitigen. Denn die Stadt kann ihren Anteil mangels Geld nicht bezahlen.
BGU-Chef will mehrjährige Hängepartie vermeiden
Doch diesen Vorschlag hatte die Stadt bisher immer mit Hilfe der rot-rot-grünen Mehrheit abgelehnt, denn die Begeisterung für die Managementleistungen von Sana halten sich in engen Grenzen. So merkte Martina Ammann-Hilberath, die Vorsitzende der Linksfraktion noch im November 2013 an: „Wir halten das Agieren des Sana-Konzerns nicht für zielführend.“ Dass mit Dr. Stephan Puke nun zum siebten Mal die Geschäftsführung in sieben Jahren Partnerschaft gewechselt hat, deutet nicht gerade auf langfristig ausgerichtete Strategien hin.
Kein Wunder, dass sich BGU-Geschäftsführer Dr. Hans-Peter Schlaudt Dienstag noch einmal in die Debatte eingeschaltet hat: „Die Diskussionen im vergangenen Jahr und die Ergebnisse der Kommunalwahl in Duisburg haben gezeigt, dass die Bevölkerung das Klinikum Duisburg in öffentlicher Trägerschaft sehen möchte, dies wäre eine grundsätzlich gute Entscheidung für die Gesundheitsversorgung in Duisburg und für die weitere Zusammenarbeit der beiden Kliniken.“ Eine mehrjährige Hängepartie will der BGU-Chef aber vermeiden. Er dringt auf eine schnelle Entscheidung, da die BGU ihr Interesse nicht über Jahre erhalten könne. Die Stadt müsse als Mehrheitseigentümer die Zügel in die Hand nehmen und steuern, auch im Interesse der Zukunft und der Leistungsfähigkeit des Klinikums.