Duisburg. Bei der Bundestagswahl im vergangenen September gab es in Duisburg einige Pannen. Die Stimmauszählung dauerte zweieinhalb Stunden länger als erwartet. Damit das an diesem Wahlsonntag - mit Kommunal- und Europawahl - nicht passiert, hat Duisburg seine Wahlhelfer mit erstmals mit einem Film geschult.

30 Wahlhelfer gingen zu früh nach Hause, in acht Wahllokalen stand der Vorstand plötzlich alleine da, zu dem gab es Streit über die Vorgehensweise bei der Auszählung: Durch eine ganze Reihe von Pannen lag bei der Bundestagswahl vor acht Monaten das vorläufige Endergebnis erst um 0.38 Uhr vor - zweieinhalb Stunden später als erwartet.

Damit sich so etwas am Sonntag nicht wiederholt, hat sich Wahlamtsleiter Burkhard Beyersdorff eine eher ungewöhnliche Methode einfallen lassen, um die Wahlhelfer zu schulen: Die Stadt hat ein eigenes Schulungsvideo gedreht und ist damit neben Berlin bundesweit die einzige Kommune, die ihren Wahlhelfern den richtigen Ablauf mit eigenem Bewegtbild-Material vor Augen führt.

Europawahl muss zuerst ausgezählt werden

Zwölfeinhalb Minuten lang ist der Streifen, der die teilweise doch sehr komplizierten Abläufe leicht verständlich erklärt, und den sich die rund 3600 Wahlhelfer übers Internet auch kurz vor dem Urnengang zu Gemüte führen können. Wie wird genau gezählt, wie müssen die weißen, gelben, grünen und grauen Zettel genau sortiert werden, in welchen der Beutel kommen sie herein, der dann mit einem Kabelbinder gesichert, versiegelt und unterschrieben wird? Das Video zeigt anschaulich wie unterhaltsam das Vorgehen.

Die Stadt jedenfalls ist zuversichtlich, dass Pannen diesmal ausbleiben. Und obwohl mit Europa-, Kommunal-, Bezirksvertretungs- und Integrationswahl gleich vier Urnengänge abzuwickeln sind, soll das vorläufige amtliche Endergebnis für den Rat und die Bezirksvertretungen am Sonntag um 21.45 Uhr vorliegen, das für den Integrationsrat eine Stunde später. Die Europawahl muss laut Gesetz zuerst ausgezählt werden, das Duisburger Ergebnis will der Wahlleiter bereits um 20.30 Uhr bekannt geben. Kommunalwahlen 2014

20 Zahlen und Fakten zur Wahl 

Drei Urnengänge stehen am Sonntag an: Was man dazu wissen muss,
was die meisten nicht wissen und was manche schon immer wissen wollten:

20.347 Erstwähler dürfen am Sonntag für den Rat und die Bezirksvertretungen ihre Stimme abgeben. Bei der Europawahl haben sogar 21.424 junge Menschen die Chance auf eine Premiere an der Urne. Insgesamt sind 365.863 Duisburger für die Kommunalwahl 336.385 für die Europawahl und 90.392 für die Integrationsratswahl wahlberechtigt.

16 Jahre ist das Mindestalter für die Kommunalwahl, bei der Europawahl dürfen Deutsche und EU-Bürger ab 18 Jahren wählen.

188.888 Frauen können bei der Kommunalwahl ihre Stimme abgeben - rund 12.000 mehr als Männer. Ähnlich ist das Verhältnis bei der Europawahl. Dass die Wählermehrheit in Frauenhand liegt ist angesichts der Bevölkerungsverteilung wenig überraschend. Aber: Bei der Integrationsratswahl ist das Verhältnis umgekehrt, 44.391 Frauen und 46.001 Männer sind wahlberechtigt.

10 Stunden lang besteht am Wahlsonntag die Chance zur Stimmabgabe, die 323 Wahllokale haben von 8 bis 18 Uhr geöffnet. Mitzubringen sind der Wahlschein und vor allem der Personalausweis oder Reisepass. Wer sein Wahllokal nicht kennt, kann es unter Call Duisburg erfragen: 0203/94000.

74 Zentimeter lang ist der Stimmzettel für die Europawahl — wegen der Vielzahl der Parteien. Auf kommunaler Ebene passen die Bewerber um ein Mandat auf ein herkömmliches Din-A4-Blatt - was laut Wahlamtsleiter erhebliche Kosten spart. Insgesamt müssen 880.000 Stimmzettel gedruckt werden.

1 Kreuz darf jeder auf dem Stimmzettel machen, sonst ist er ungültig. Der Duisburger Politikwissenschaftler Karl-Rudolf Korte nannte das diese Woche in einem Zeitungsinterview eine „Unterforderung der Bürger“ und forderte eine Reform des NRW-Kommunalwahlgesetzes: Wähler sollten wie in anderen Bundesländern mehrere Stimmen haben, die sie gebündelt einem Kandidaten („Kumulieren“) geben oder sie auf mehrere verteilen können („Panaschieren“).

4 Kreuzchen auf alle vier Stimmzettel werden nur die wenigsten machen können: Die Integrationsratswahl richtet sich nur an in Duisburg lebende Nicht-EU-Bürger. Aber: Neben der neu eingeführten Wahlberechtigung für Doppelstaatler sind bei der Wahl zum Integrationsrat auch deutsche Staatsangehörige wahlberechtigt, die eingebürgert wurden — ohne Rücksicht auf den Zeitpunkt der Einbürgerung.

17 Direktkandidaten stehen maximal auf dem gelben Stimmzettel für die Wahl des Stadtrates. Die Zahl variiert zwischen den 36 Wahlbezirken, da nicht alle Parteien flächendeckend antreten.

18 verschiedene Parteien und Wählergruppen tauchen insgesamt auf den kommunalen Stimmzetteln auf - ein neuer Rekord. Die meisten Sitze im Rat haben derzeit SPD, CDU, Grüne, Linke und FDP, hinzu kommen die Einzelvertreter von BL, SGU, DAL, FW-BU und Junges Duisburg. Erstmals treten auch Piratenpartei und die AfD bei der Kommunalwahl an, hinzu kommen zwei Migranten-Gruppierungen. Auch die rechtsextremen NPD und Pro NRW treten in allen Wahlbezirken an.

36 Direktmandate sind für den Stadtrat zu vergeben. 2009 machten SPD (25) und CDU (12) das Rennen in den damals noch 37 Wahlbezirken unter sich aus. Inzwischen wurde ein Wahlbezirk aus Spargründen wegrationalisiert und zwei ganz im Süden zusammengelegt.

72 Sitze hat der Rat insgesamt, die Hälfte wird über die Reservelisten vergeben und nach der Stimmenzahl der Parteien erstmals über das Divisorverfahren verteilt.

17 statt zuvor 19 Sitze sind in den sieben Bezirksvertretungen zu vergeben, die auf einem gesonderten Stimmzettel (grün) gewählt werden.

3 Wahlhelfer müssen ständig im Wahllokal anwesend sein. Der Raum darf übrigens auch bei der Auszählung betreten werden - die muss nämlich laut Gesetz öffentlich erfolgen.

113 Wahlberechtigte sind in Binsheim, einem Teil von Baerl, zur Wahl aufgerufen: Das ist der kleinste der 323 Stimmbezirke bei der Kommunalwahl. Der größte liegt übrigens in Rumeln (Schulzentrum), dort sind es 2166 Wahlberechtigte.

60 Euro erhalten der Wahlvorsteher und der Schriftführer jeweils für ihren Einsatz, für Beisitzer gibt es 50 Euro. Die Vergütung liegt deutlich unter dem Mindestlohn von 8,50 Euro. Aber der Einsatz ist freiwillig, deshalb ist es auch nur ein „Erfrischungsgeld“, das an die 3800 Wahlhelfer im Laufe des Tages ausgezahlt wird.

200.000 Euro werden insgesamt an die Wahlhelfer ausgezahlt. Die drei Wahlen kosten die Stadt insgesamt rund 700.000 Euro. Zumindest bei der Europawahl wird aber der Großteil der Kosten zurückerstattet.

183 Fahrer sind alleine für die Integrationswahl nötig: Da die Stimmen nicht im Wahllokal, sondern an sieben zentralen Stellen in jedem Bezirk ausgezählt werden, müssen die Fahrer eine Stunde vorher im Wahllokal sein und die Stimmzettel dann nach 18 Uhr in einem Umschlag versiegelt zur Auszählung kutschieren. „Wir haben dafür erfahrene Wahlhelfer ausgesucht, die wir gut kennen“, sagt Wahlamtsleiter Beyersdoff.

33 mal wurde bisher erst die Android-Version des „VoteManagers“ heruntergeladen, mit dem sich die aktuellen Wahlergebnisse aus Duisburg und aus 320 weiteren Wahlämtern auch über mobile Geräte wie Smartphones und Tablets abrufen lassen. Die App gibt es auch für iPhones. Am Montagmorgen finden Sie die Ergebnisse, Stimmen und Analysen natürlich in Ihrer NRZ, die ganze Wahlnacht über auch ständig aktualisiert auf www.nrz.de/duisburg.

8 Tage wird es dauern, bis das endgültige amtliche Endergebnis der Kommunalwahl und der Integrationsratswahl feststeht: Das wird der Wahlausschuss in seiner Sitzung am 2. Juni um 14 Uhr öffentlich feststellen.

22 Tage nach der Wahl wird erstmals der neue Rat tagen und sich am 16. Juni um 14 Uhr zur konstituierenden Sitzung im Rathaus treffen - eine Stunde früher als üblich: Um 18 Uhr wird das erste WM-Spiel der deutschen Elf gegen Portugal angepfiffen. Die ersten Beschlüsse wird der Rat ohnehin erst am 30. Juni verabschieden. Dann wieder um 15 Uhr.