Duisburg.

Alles leidenschaftliche Werben um das künftige Wohl und Wehe, die Sicherheit und die körperliche Unversehrheit von Hundertausenden von Innenstadt-Bewohnern in Duisburg, denen nur eine Anwohner-Initiative mit 20 Mitgliedern entgegen stünde, war gestern Abend im Rat der Stadt Duisburg vergebens:

Als nach langer Debatte im Ratssaal am Burgplatz die Abstimmung darüber aufgerufen wurde, ob denn nun auf dem Baugelände einer ehemaligen Sportanlage an der Mercatorstraße in der Innenstadt – gleich neben der nagelneuen Auffahrt zu Autobahn A59 und direkt am feinen Villen-Wohnviertel Curtiusstraße – Duisburgs neue Hauptwache der Berufsfeuerwehr samt einem ebenfalls projektierten Autohaus errichtet werden solle, erklärte eine ungewöhnliche Ratsmehrheit aus CDU, FDP, DWG, Grünen und den beiden Linken-Ratsleuten Keuer und Laakmann: Sie wünschen dort keine neue Hauptfeuerwache plus Autohaus.

Eine Frage des Gewissens

Die SPD-Fraktion, die Rest-Fraktion der Linken wie aber auch der Oberbürgermeister und der Planungsdezernent zeigten sich enttäuscht, schockiert und verärgert, dass hier ganz offenbar Einzelinteressen von tüchtigen Villen-Anwohnern über Sicherheits-Interessen von Tausenden von Einwohnern der Duisburger Innenstadt gestellt wurden.

SPD-Ratsherr Jürgen Brandt, der kurz vor der Abstimmung die breite Abwehr-Stimmung mit einem Appell noch einmal herumreißen wollte, brachte die Haltung der Feuerwachen-Befürworter klar, aber vergeblich, auf den Punkt: „Es geht um die Sicherheit der Menschen. Teile der Innenstadt sind bei Wohnungsbränden sichertechnisch entblößt, die Feuerwehr in der City braucht zu lange, um rechtzeitig am Brandort anzukommen. Das wissen wir schon seit einem Jahr. Würden wir die Wache dort jetzt bauen, käme sie trotzdem noch fünf Jahre zu spät.“ Würden man sie jetzt aber dort nicht bauen, verzögerten sich die Feuerwehr-Hilfsfristen für die große Teile der Duisburger Einwohner um weitere acht, oder zehn, oder um stattliche zwölf Jahre. Brandt: „Ich nehme das nicht auf mein Gewissen.“

Entweder-Oder-Sicherheits-Argument nicht gelten lassen

Die Ratsmehrheit indes mochte dieses Entweder-Oder-Sicherheits-Argument nicht gelten lassen. „Hier soll doch nur ein Projekt mit aller Gewalt durchgedrückt werden, unter der Überschrift „Sicherheit“ - und dann noch verquickt mit einem Autohaus“, kritisierte CDU-Fraktionschef Rainer Enzweiler. Es gebe viele Gründe dagegen. Und bei etwas gutem Willen gebe es auch viele andere taugliche Standorte für die Feuerwehr in der City, sagte er und zitierte aus einem Schreiben der Villen-Anwohner Curtiusstraße. Den mahnenden Brief des IHK-Hauptgeschäftsführers, der für Planungsicherheit für Investoren geworben hatte, kanzelte der CDU-Mann als „blanken Lobbyismus für einen bestimmtes Unternehmen“ ab.

Eine Frage welcher Mehrheit

Weitere Contra-Argumente, die am Ende allesamt das Pro-Argument der „Sicherheit“ überstimmten: Zuviel Feinstaub, zu wenig Grüner Ring, wieso Wache und Autohaus zusammen, wieso dieser und nicht ein anderer Standort zum Beispiel auf dem Güterbahnhof-Gelände, zu viel Tatütata.

Für OB Link waren dies alles „an den Haaren herbei gezogene Argumente, um das Interesse weniger Anwohner gegen die Bedürfnisse viele Stadtbewohner durchzusetzen. Link: „Die Sicherheit dieser Stadt gerät durch diese Abwehrhaltung in Gefahr.“ Jetzt muss ein neuer Standort gesucht werden.