Duisburg. . Seit dem 1. Oktober 1993 sind auf Duisburgs Straßen Streetworker unterwegs. Anfangs waren es acht, inzwischen wurde ihre Zahl auf 16 verdoppelt. Die Feierstunde zum 20-jährigen Bestehen stieg aber erst am Freitag mit einer kleinen Verspätung.

Die Gespräche mit den Klienten fanden in den Anfangstagen fast immer im Auto statt. „Ein 3er BMW Diesel. Mit Standheizung. Das war im Winter wichtig“, erinnert sich Monika Jonischkat. Die 54-Jährige ist Duisburger Streetworkerin der ersten Stunde. „Bis heute finden die intensivsten Unterhaltungen im Auto statt. Erst dort tauen die meisten auf und erzählen. Dann fahren wir lange herum.“ Diese Touren haben sie inzwischen kilometermäßig einmal um die ganze Welt geführt.

Jonischkat erzählte das bei der Feierstunde „20 Jahre Streetwork“, zu der gestern über 100 Gäste ins Haus der Jugend in Rheinhausen geladen waren. Der runde Geburtstag hätte laut Jugenddezernent Thomas Krützberg eigentlich im Vorjahr gefeiert werden müssen, denn die ersten acht Streetworker nahmen zum 1. Oktober 1993 ihren Dienst auf der Straße auf.

Neben der Diplom-Sozialpädagogin Jonischkat, die bis heute in Bruckhausen tätig ist, gehört auch der in Neumühl wirkende Klaus Kaulen zu den noch aktiven Pionieren der Anfangszeit. In seiner launigen Rede erinnerte Krützberg an die dringende Notwendigkeit der Streetworker. Ihre Kapazität wurde inzwischen von acht auf 16 verdoppelt. Jeweils vier sind beim Verein für Kinderhilfe und Jugendarbeit sowie beim Verein ZOF beschäftigt, der Rest bei der Stadt.

Kein Konzept, kein Büro, kein Telefon

„Wir haben damals bei Null angefangen“, blickte Jonischkat zurück. Es gab kein festgezurrtes Konzept für die Arbeit, kein Büro, kein Telefon. „Das Einzige, was wir hatten, war die Neugier auf unsere Klienten“, sagte die Streetworkerin. Jeder von ihnen betreue pro Jahr im Schnitt etwa 200 Klienten. Mit jedem müssen zwei bis sechs Anlaufstellen gemeistert werden, um die jeweiligen Probleme in den Griff zu bekommen. „In 20 Jahren sind so etwa 36 000 Kontakte zustande gekommen“, so Jonischkat.

Ihren allerersten Klienten sprach sie in einer Pommesbude in Bruckhausen an. Er war damals 16, bereits mehrmals durch Gewalttaten aufgefallen. „Wir haben ihn zu Hause rausgeholt und einen Platz im betreuten Wohnen besorgt. Er hat seinen Weg gemacht“, erzählt Jonischkat. Weil er wollte. Denn es hänge immer vom Klienten ab, ob der seine Misere wirklich beenden wolle. Sehen tun sich beide bis heute.

Die Klienten müssen ihre Misere beenden wollen

Eine andere „Erfolgsgeschichte“ ist Stathi. Der heute 30-Jährige hatte auch eine schwierige Vergangenheit. Die Streetworker verhalfen ihn zum Neuanfang, besorgten ihm später ein Praktikum. Heute ist er Mediendesigner, verdient Geld, kann seine Tochter großziehen. Diese Geschichte verarbeitete er in einem starken Rap-Song, der extra für die Feierstunde gemixt wurde.

Und gab’s auch mal schöne Rückmeldungen von den Klienten? „Na, klar“, sagt Jonischkat und zitiert: „Ey, Streetworker, ich hab den Job!“ oder „Danke, ohne euch müsste ich immer noch draußen pennen.“