Duisburg. Die meisten Duisburger werden am Dienstag nicht vom Streik überrascht. Doch wie reagieren die vom Streik betroffenen Menschen, wenn in der gesamte Stadt DVG-Busse und Bahnen still stehen? Die WAZ hat am frühen Morgen am Duisburger Hauptbahnhof und am Hildegardis-Gymnasium nachgefragt.
An diesem Dienstag stehen in der gesamten Stadt DVG-Busse und Bahnen still. Wir haben am frühen Morgen am Hauptbahnhof und vor dem Hildegardis-Gymnasium diejenigen befragt, die vom Streik betroffen waren. Ihr Verständnis hält sich in Grenzen.
Am Duisburger Hauptbahnhof stehen nur vereinzelt Menschen, die sich wundern, dass kein Bus kommt. Der Großteil aber hat sich anscheinend vorab über den Streik informiert. Die wenigen, die nichts wissen, sind am Hauptbahnhof gestrandet oder warten auf Arbeitskollegen, die sie mitnehmen. Eine der „Gestrandeten“ ist die Praktikantin Julia Pascher: „Ich werde wahrscheinlich wieder nach Hause fahren müssen. Zur Arbeit kann ich ja nicht. Es fährt nichts“, so die 19-Jährige.
Auch Jay Kishan ist ahnungslos und wartet vergebens auf einen Bus: „Ich wusste nicht, dass gestreikt wird. Das ist alles sehr seltsam. Ich weiß nicht, wie ich hier jetzt wegkomme“, so der 33-jährige Student. Besonders kalt erwischt wurde Crnjin Dusan (76), der an diesem Morgen ungläubig auf die Anzeigetafel schaut: „Ich muss zum Arzt! Wie soll das denn jetzt gehen?“, fragt sich der Rentner. Verständnis für den Streik hat er angesichts seiner misslichen Lage nicht.
"Es trifft immer die Falschen"
Einer, der mehr Glück hat, ist Markus Bernhardt: „Ich wusste, dass heute gestreikt wird, deswegen warte ich auch nicht auf den Bus, sondern auf einen Arbeitskollegen, der mich netterweise mitnimmt“, so der Gelsenkirchener, der in Duisburg arbeitet.
Auch vor dem Hildegardis-Gymnasium wird schnell klar: Viele sind vom Streik betroffen, aber auch vorbereitet. Boris Kurkek fährt nicht nur seine Tochter Sophie, sondern auch Helena, die Freundin der Tochter (beide 11), zur Schule: „Normalerweise fahren die beiden mit der Straßenbahn. Das ging heute nicht, also habe ich die Initiative ergriffen“, so der 46-Jährige. Ohnehin sei man ja früh genug über den Streik informiert worden: „Dann habe ich auch Verständnis dafür.“
Bei der DVG stehen alle Räder still
Weniger Verständnis hat da Uta Schuchardt, die ihre Tochter an diesem Morgen zur Schule bringt: „Ich verstehe schon, wenn man für sein Recht auf mehr Lohn streikt. Aber es trifft leider immer die Falschen“, findet sie. „Auch meine Tochter Anna hat sich schon gefragt, wie das eigentlich Schüler machen, wenn Eltern nicht spontan einspringen können wie bei ihr.“ Auch Birgitt Czech stellt sich diese Frage, während sie ihre Tochter Jill (12) zum Unterricht verabschiedet: „Die Kleine hat heute Drachenboot-AG. Ich werde sie natürlich fahren. Aber ob da jeder mal so eben einspringen kann?“