Duisburg. Wegen des damals noch häufigeren Schiffsverkehrs erforderte der Brückenschlag im runderneuerten Innenhafen eine aufwendige Konstruktion. Heute wird die Brücke nur noch zu Revidions- und Wartungszwecken hochgezogen.
Wer die Besonderheit dieser Brücke erleben will, muss Geduld haben. Denn seit mit dem Umbau des früheren RWSG-Speichers zum heutigen Landesarchiv der letzte Nutzer der Frachtschifffahrt mit Sitz am hinteren Teil des Innenhafens Geschichte ist, muss die Buckelbrücke nur noch zu Wartungszwecken das machen, was sie zu ihrem Namen kommen ließ: Buckeln.
Das war 1999, dem Baujahr der eleganten Überführung, noch etwas anders. Am Innenhafen machten zwar deutlich weniger Schiffe fest als zu den Zeiten, als Speicher und Mühlen dem Standort den Spitznamen „Brotkorb des Ruhrgebiets“ eintrugen. Aber sie fuhren noch ab und an, oft mit Kurs auf den geräumigen Holzhafen, der gern zum Drehen genutzt wurde.
Ein sehenswertes Spektakel
Und genau auf diesen Schiffsverkehr musste die knapp 80 Meter lange Konstruktion der Brücke vom Garten der Erinnerung über die Sportboot-Marina zur nördlichen Innenhafen-Promenade Rücksicht nehmen – aber auch auf die Fußgänger als regelmäßige Nutzer, die nur ungern Treppen oder Rampen erklimmen, um Schiffen die nötige Durchfahrtshöhe zu garantieren. Die Lösung im Konflikt unterschiedlicher Interessenlagen präsentierte der Stuttgarter Architekt Prof. Jörg Schlaich: eine Brücke, die in normalen Zeiten ebenerdiges Überqueren des Hafenbeckens erlaubte, bei nahenden Schiffen aber den Buckel machte, um auf acht Meter mehr Höhe zu kommen.
Sehenswert ist das Spektakel immer wieder: Eine hydraulische Zugvorrichtung bewegt die vier Pylone landeinwärts, daran befestigte Stahlseile heben die 14 Betoneinzelteile des 150 Tonnen schweren Brückenstegs an, der plötzlich zur Steilpiste wird – und in diesen seltenen Momenten für Fußgänger und Radfahrer aus Sicherheitsgründen gesperrt ist. Heben und Senken dauert nur wenige Minuten, gesteuert von der Schwanentorbrücke.
Beeindruckende Architekten-Laufbahn
Nutznießer sind Spaziergänger und Radler, denen die damalige Oberbürgermeisterin Bärbel Zieling den „wunderschönen Rundweg“ im alten Hafen als Herz legte.
Jörg Schlaich gehört zur ansehnlichen Schar von Spitzenarchitekten, die für den Umbau des Innenhafens vom weitgehend verwaisten Industriestandort zum neuen innerstädtischen Quartier für Wohnen, Kultur, Arbeit und Freizeit gewonnen werden konnten. Er arbeitete unter anderem mit am seinerzeit revolutionären Dach des Olympiastadions in München. Im Revier zeichnete er verantwortlich für die Erzbahnschwinge in Bochum und die Grimberger Sichel, beide ebenso sehenswerte Brücken wie die Buckelnde.