Duisburg.

Mittwochabend, Innenhafen. Die Sonne bescheint die Marina und den Garten der Erinnerung, der sonst eher still daliegt. An diesem Abend aber wird getanzt. Die Choreographen Avi Kaiser und Sergio Antonino erobern mit ihrem Ensemble die Ruine. Das Ludwigforum bietet ihnen eine Bühne, die eigentlich keine ist. Ihre weiße oder beige-farbene Kleidung fügt sich perfekt in das Bild ein. Poetisch, ausdrucksstark und manchmal verstörend füllen sie den Raum.

Rund 80 Besucher sind gekommen, ab und zu bleiben Fahrradfahrer stehen und schauen sich verwundert um. Das soll so sein. „Wir konfrontieren auch Leute mit Kunst, die damit eigentlich nicht gerechnet hätten“, sagt Avi Kaiser. „Duistanz“ heißt die neue Reihe, das verbindende Motto der fünf Abende ist „About Sky(s)“ . Bis Sonntag setzen sie sich tänzerisch mit dem Garten der Erinnerung auseinander.

Mit Akkordeon und Gesang

„Man nimmt den Himmel anders wahr, weil er durch das Dach beschränkt ist“, erklärt Avi Kaiser das Thema und blickt in die Wolken. Es dauert eine Weile, bis man die Umgebung oder das Kläffen eines Hundes ausblendet. Doch dann zieht die Gruppe einen in den Bann. Mit weißen Kisten und Papierbahnen greifen die Tänzer Avi Kaiser, Sergio Antonino, Paola Fossa, Lihito Kamiya und Giada Scuderi die lineare Architektur des Forums auf. Mal wirkt es als könnten sie fliegen. Mit großen Bewegungen vermessen sie den Raum, rollen sich über den Boden, springen auf, breiten die Arme aus.

Oder stellen sich statisch hinter die Quader. In einer Szene beschränken sie sich selbst, indem sie auf knapp einem Quadratmeter knien, sich verschlingen und stapeln. Anmutig, kraftvoll und berührend ist das, was sie, eingerahmt von Rollen, dort zeigen. Sängerin Janin Roeder begleitet die Sequenzen mal mit Arien, dann wieder mit Sprechgesang. Akkordeonspieler Marko Kassl spielt etwa den „schwarzen Tiger Tango“. Alle Elemente harmonieren, dabei ist die Musik oft brachial, disharmonisch. Der Abend gefällt, ohne gefällig zu sein.

In der Choreographie nehmen sie die Linien der Architektur des Garten der Erinnerung auf.
In der Choreographie nehmen sie die Linien der Architektur des Garten der Erinnerung auf. © Fabian Strauch

Das Publikum nimmt in jeder Szene eine andere Perspektive ein, folgt den Tänzer quer durch den Garten. Am Ende schreitet die Compagnie die Rampe hinunter – so als wäre diese für nichts anderes gemacht. „Ich finde es eine tolle Idee, diese Bühne zu bespielen, außerdem liebe ich Akkordeon-Musik“, erklärt Dagmar Domeier. Am Ende bedauert sie, dass sie nur drei der fünf Abende Zeit hat. „So etwas muss man weiterempfehlen.“ Esther Krause-Paulus stimmt ihr zu: „Ich mag Tanz. Es war ein toller Abend, sehr stimmig auch mit dem Gesang und der Musik. Interessant finde ich auch die Zusammenarbeit mit der Jüdischen Gemeinde.“