Duisburg. Arbeitnehmer bei Thyssen-Krupp Steel in Duisburg erwarten ein “lupenreines Bekenntnis des Vorstandes der Thyssen-Krupp AG zum Stahlgeschäft“. Zugleich kritisieren IG Metall und Betriebsrat Äußerungen von Konzern-Chef Heinrich Hiesinger zur Verantwortung der Politik für mögliche Werksschließungen.

IG Metall und Betriebsrat üben heftige Kritik an Thyssen-Krupp-Konzernchef Heinrich Hiesinger: Der solle nicht Schuldzuweisungen über drohenden Folgen einer verfehlten Umlagepolitik zur Finanzierung der Energiewende und deren Auswirkungen auf die Stahlbranche „herausposaunen“. Vielmehr erwarteten die Arbeitnehmer ein „lupenreines Bekenntnis des Vorstandes der Thyssen-Krupp AG zum Stahlgeschäft“.

Mit seiner Warnung an die Politik, bei falscher Weichenstellung bei einer Reform bei der EEG-Umlage direkt an Betriebsschließungen in der Stahlindustrie die Schuld zu tragen, hat Hiesinger nach Auffassung der Duisburger IG Metall zu „erneuter Verunsicherung der Beschäftigten bei-getragen“.

Gewerkschaft empört über Vorwürfe

In der Sache gibt IG Metall-Bevollmächtigter Dieter Lieske dem Konzern-Chef aber durchaus Recht: „Wenn Herr Hiesinger anmahnt, die Industrie von drohenden Mehrkosten bei der Energiewende zu entlasten, ist dies berechtigt und wir können uns dem anschließen.“ Allerdings erwarte er, dass die Chef-Etage jetzt eigenen Aktivitäten entwickele: „Wir sehen vor allem aber auch den Thyssen-Krupp-Vorstand in der Pflicht, jetzt verstärkt politische Gespräche mit dem Ziel zu führen, dass die Stahlindustrie nicht mit Mehrkosten belastet wird, die Unternehmen in anderen Ländern nicht aufgebürdet werden und so die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Stahlindustrie zu sichern.“

Empört reagieren Gewerkschaft und Betriebsrat auf Hiesingers Vorwürfe, Thyssen-Krupp werde „die Entscheidungen für Werksschließungen abgenommen“, wenn die Ökostromumlage zum Nachteil der Stahlindustrie verändert werde: „Solche Vorwürfe sind zum jetzigen Zeitpunkt, in denen man die politischen Verhandlungen führen muss, verfrüht und nähren wieder den Boden für Spekulationen, ob Thyssen-Krupp in der finanziell angespannten Situation, hervorgerufen auch durch eigene, gravierende Managementfehler; noch zum Stahl-Geschäft steht. Das können wir in der derzeitigen Situation nicht gebrauchen“. Willi Segerath, Konzernbetriebsratsvorsitzender bei Thyssen-Krupp: „Ich erwarte, dass Herr Hiesinger nicht Belegschaften, die bewiesen haben, dass sie auch in schwierigsten Zeiten mit Stahl ein positives Ergebnis erwirtschaften können, enttäuscht.“