Duisburg. Die Schienenproduktion bei TSTG in Duisburg ist vom Stahlkonzern Voestalpine zum Jahresende eingestellt worden. 268 Stahlarbeiter sind nun auf der Suche nach neuer Beschäftigung. Denn die Zeit läuft: Ein Jahr lang erhalten die Schienenwerker Arbeitslosengeld I danach droht Hartz IV.
Während der österreichische Stahlkonzern Voestalpine für die ersten neun Monate des laufenden Geschäftsjahres ein Betriebsergebnis von 573 Mio Euro meldet, sieht die Bilanz aus Sicht der früheren Mitarbeiter am Standort Duisburg trüber aus: 268 frühere Schienenwerker warten auf neue Beschäftigung.
100 weitere befinden sich in Altersteilzeit, bis sie mit 63 Jahren in Rente gehen können. Zum Jahresende hatte Voestalpine die Schienenproduktion bei TSTG in Bruckhausen geschlossen. Betriebsrat und Gewerkschaft IG Metall hatten bis zuletzt gegen die Stilllegung gekämpft, die nach ihrer Einschätzung aus wirtschaftlich nicht notwendig war. Große Hoffnungen hatten auf der Deutschen Bahn geruht, die aus Belegschaftssicht ein Interesse am Erhalt der letzten deutschen Schienenproduktion hätte haben müssen. Geregt hat sie sie sich aber nicht.
Mitarbeiter werden qualifiziert
„Der Betrieb ist dicht – das ist Fakt“, sagt Kenan Ilhan, bis Jahresende stellvertretender Betriebsratsvorsitzender bei TSTG-Schienentechnik. Der Personaldienstleister Peag kümmere sich jetzt um die Kollegen, Qualifizierungsbedarf werde festgestellt und dann qualifiziert. Schweißtechnik, Englisch, CNC-Programmierung, Staplerfahren – die Finanzierung wurde im Sozialplan mit Voestalpine festgeschrieben, rund eine Mio Euro sind im Topf, die Kollegen für ein Jahr gesichert.
15 TSTG-Mitarbeiter haben bereits neue Arbeitsplätze, berichtet Ilhan, vor allem höher qualifizierte wie etwa Ingenieure. „Die anderen sind auch qualifiziert“, sagt der Ex-Betriebsrat, „aber speziell für die Stahlindustrie.“
Blick in Richtung großer Nachbarn
Natürlich gehe der Blick der Kollegen in Richtung des großen Nachbarn: „Die meisten waren ja 20 Jahre bei Thyssen“, bevor Voestalpine die Schienenfertigung in Duisburg übernahm. Auch HKM im Süden sei gefragt. „Der Bedarf an Personal ist enorm“, weiß Ilhan von Gewerkschaftern aus den anderen Stahlbetrieben. Aber es werde eben auch auf die Kosten gesehen. Aber man erwarte, dass bei anspringender Stahlkonjunktur auch frühere TSTG-Beschäftigte eine neue Chance erhalten.
Denn die Zeit läuft. Ein Jahr lang bekommen die Schienenwerker noch 67 Prozent des letzten Gehalts als Arbeitslosengeld, was Voestalpine auf 85 Prozent aufstockt. Dann droht Hartz IV, wenn kein neuer Arbeitsplatz gefunden wird. „Ich habe jeden Tag Anrufe von Kollegen, die nach einem Job fragen“, sagt Ilhan, der selbst auch ohne Arbeit ist. „Aber ich betreue die Kollegen nach wie vor, zusammen mit der IG Metall.“
Der 52-Jährige ist nach wie vor im Ortsvorstand der Gewerkschaft und setzt auch auf die Mithilfe der organisierten Metaller, wenn’s um Ersatzarbeitsplätze für die Schienenwerker geht. Aber er rät den Kollegen auch dringlich, nicht auf Thyssen-Krupp zu warten, wenn sich Alternativen bieten.