Duisburg. In Duisserns Wohnzimmer gehen die Lichter aus. Vergangenen Sonntag stand Heiner Cramer-Biermann als Wirt der traditionsreichen Duisburger „Wilhelmshöhe“ zum letzten Mal für seine Gäste in der Küche.
Wie der gebürtige Duisserner bestätigt, laufen derzeit Verkaufsverhandlungen mit einem von ihm namentlich nicht genannten Investor, der als neuer Eigentümer auch schon Pläne für das Grundstück der alten Henle-Villa haben soll.
Worüber sich Cramer-Biermann aber nicht informiert zeigt. Doch für seinen Familienbetrieb und für sein Elternhaus ist die Uhr abgelaufen. Am Kaiserberg endet damit ein Stück Duisburger Stadtgeschichte.
Eine schmerzliche Erfahrung
1923 pachtete sein Großonkel das alte Stammhaus der am Kaiserberg produzierenden Nationalbrauerei und 1952 übernahm Heinz Biermann die florierende Gaststätte am hoch gelegenen Duissernberg, dessen Sohn Heiner dann 1978 als junger Mann seine Aufgabe im Familienbetrieb fand.
Jetzt, 36 Jahre später, sitzen wir mit dem Chef des Hauses, das an dieser Stelle schon teilweise vor 1900 bestand und einst mit einem riesigen Biergarten mit 2000 Plätzen direkt am Wald durstige und hungrige Kundschaft angelockt hatte, am hölzernen Stammtisch. „Das ist schon ein blödes Gefühl“, sagt der Gastronom, der sein Geschäft aus „wirtschaftlichen Gründen“ aufgeben muss. Wie er betont, sei dies eine schmerzliche Erfahrung für ihn und seine Partnerin und für sein Team, das sich jetzt um neue Arbeitsplätze kümmern muss.
Jüngere Gäste bleiben aus
So ist Koch Jürgen Möllmann immerhin auch schon 28 Jahre in der „Wilhelmshöhe“, die immer mit ihrer gehobenen bürgerlichen Küche glänzte, die heute offenbar bei den jüngeren Gästen nicht mehr so gefragt ist. Für Familienfeiern, für die Kommunion, für die Goldene Hochzeit und viele Firmenfeste war die „Wilhelmshöhe“ in Duisburg und auch im benachbarten Mülheim immer eine gediegene erste Adresse.
Ein Gesellschaftszimmer mit historischen Jagdbildern und ein heller Raum mit großen Glasfenstern stehen als unterschiedliche Interieurs für die architektonische Geschichte des Hauses, das nun vor einer ungewissen Zukunft steht. Auch was mit den vorwiegend an Studenten vermieteten 21 Appartements geschieht, ist derzeit noch ungewiss und liegt in der Entscheidung des Käufers, der mit dem benachbarten parkähnlichen Grundstück der Henle-Villa, dem einstigen Privatsitz der Klöckner-Erben, und mit der daneben stehenden Villa eine der attraktivsten Wohn- oder Büroflächen in Duisburg erwerben würde.
Doch dies sind Spekulationen, an denen sich Heiner Cramer-Biermann nicht beteiligt. Wie seine Zukunft aussieht, weiß er nicht. Eines weiß er aber doch sehr genau: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich in Duisburg jemals an anderer Stelle kochen werde als hier.“