Duisburg. .

Cedric ist der Star seiner Klasse. Er hält sich für den ewigen Gewinner. Die hinkende Mira quält er ständig physisch und psychisch. Der belgische Autor Jan Sobrie entwickelt aus dieser Konstellation sein Stück „Remember Me“, das sich mit Gewalt, Mobbing und der Suche nach der eigenen Identität beschäftigt. Der Theater-Jugendclub „Spieltrieb“ brachte die Premiere beim Kinder- und Jugendtheaterfestival „Kaas & Kappes“ im Rheinhausener Komma-Theater heraus.

Einen fast leeren Raum hat Ausstatterin Anja Müller für das junge Ensemble geschaffen. Nur ein roter Ring auf dem Boden weckt Assoziationen an eine Zielscheibe oder Kampf-Arena. Ein paar hochformatige, auf Rollen montierte Netze begrenzen die Spielfläche. Sie werden später zu Sinnbildern der einengenden Ängste oder zu Cedrics Straßen-Gang. Rechts und links stehen Alu-Leitern, auf denen wie Tennis-Schiedsrichter zwei Krähen (Katharina Abel und Stefan Nachmann) hocken, die die Geschichte distanziert und mit trockenem Humor kommentieren und voran treiben.

Die veränderte Mira

Natascha Kalmbach hat das Stück, das schon 2010 bei Kaas & Kappes mit dem Dramatikerpreis ausgezeichnet wurde, ganz im Vertrauen auf die jungen Darsteller inszeniert. Leo Meier spielt den Cedric sehr körperbetont mit lässigem Selbstbewusstsein, hinter dem eine gewisse Brutalität durchschimmert. Seine Freundin Katrin, die stellvertretend für die Schar seiner Bewunderer steht, wird von Lynn Zudaire-Hennig überzeugend verkörpert. Sie ist Cedrics Komplizin, wenn er öffentlich aus Miras Tagebuch vorliest oder sie anderweitig demütigt. Julia Zupanc zeichnet die Mira als etwas verträumtes, schüchternes Mädchen, das sich mit gesenktem Blick und hoch gezogenen Schultern im Hier und Jetzt unwohl fühlt.

Alles wird anders, als Cedric und seine Gang Mira massiv bedrohen. Sie verletzt sich und bleibt mit Gedächtnisverlust liegen. Cedric reagiert panisch, seine Überheblichkeit ist zertrümmert, er wird zum Getriebenen. Auch das zeigt Leo Meier mit großem, stimmigem Körpereinsatz. Und dann tritt ihm noch eine veränderte Mira gegenüber. Die Schultern hängen nicht mehr, ihr Blick ist offen und suchend. Von den äußeren Verletzungen genesen, will sie ihre Vergangenheit wiederfinden, will wissen, wer sie in diese Lage gebracht hat.

Das Spieltrieb-Ensemble hat Sobries oft lakonisches Stück, das weniger Lösungen anbietet als Gespräche provoziert, überzeugend und mit einem unaufgeregten Grundton umgesetzt. Und es hat zwei Hauptdarsteller, die widersprüchlichen Gefühlslagen ihrer Figuren treffend transportieren. – Viel Beifall!

15. Dramatikerpreis vergeben

Zum Abschluss des Festivals „Kaas & Kappes“ wurden am Sonntag im Komma-Theater die Preisträger des 16. niederländisch-deutschen Kinder- und Jugenddramatikerpreises bekannt gegeben. Kulturdezernent Thomas Krützberg überreichte die mit insgesamt 7500 Euro dotierten Auszeichnungen an Jens Raschke aus Deutschland für das Stück „Was das Nashorn sah, als es auf die andere Seite des Zauns schaute“ und Adam Roel aus den Niederlanden für das Stück „Mensenvlees“ („Menschenfleisch”). 108 Texte aus sechs Ländern waren eingegangen; die Jury bestand aus Silvia Andringa (NL), Renate Frisch (D), Rob Vriens (NL) und Till Beckmann (D).

Bereits am Samstag wurden die Preisträger des 8. Jugendautorenwettbewerbs „Lampenfieber“ geehrt. Die Jury vergab drei erste Preise (je 80 Euro) für „Never Rising Sun“ von Makileny Vijayakumar, „Lova“ von Clara Sipf und „Blut und Kokosmilch“ vom Jugendtheaterclub „Consolisten“ in Gelsenkirchen sowie drei zweite Preise (je 20 Euro) für „Hidden Darkness“ von Marie Christin Klinnert, „Ein Penny für Mad“ von Rieke Koßman sowie „Zwischen Religion und Wissenschaft“ von Houda Ben Said.