Duisburg.
Wenn unter dem Motto „Una notte a Venezia“ neapolitanische Canzonen, spanische Schlager und russische Volkslieder gesungen werden, dann ist „Die Nacht der 5 Tenöre“ angebrochen. Im knapp zur Hälfte gefüllten Theater am Marientor wurde die Unterhaltung größer geschrieben als die Kunst.
Immerhin steht in der ersten Hälfte des Programms, das zuverlässig von den Plovdiver Symphonikern unter Nayden Todorov begleitet wird, tatsächlich die italienische Oper im Mittelpunkt. Dabei zeigt sich aber schnell, dass die Einordnung eines Sängers in die Stimmgattung „Tenor“ nicht gleichzeitig ein Gütesiegel ist. Georgios Filadelfevs quält sich mit gepressten Tönen und engen Spitzentönen durch eine Arie aus Jules Massenets „Werther“.
Sänger virtuos am Keyboard
Später demonstriert der griechische Sänger, wo seine eigentlichen Stärken liegen: beim Schlager „Die Spanierin“ singt er gut gelaunt über die Bühne tänzelnd. Zudem gefällt sein virtuoses Können am Keyboard, als er sich in Lucio Dallas „Caruso“ selbst begleitet. Filadelfevs haut so in die Tasten, dass das Keyboard beinahe zu Boden geht.
Stoyan Daskolov aus dem bulgarischen Plovdiv stellt sich mit einem emotionslos vorgetragenen „E Lucevan le stelle“ aus Puccinis „Tosca“ vor und verschleppt dabei noch die Tempi. Auch im russischen Volkslied „Schwarze Augen“ fehlt ihm das nötige Feuer.
Zuverlässig absolviert Luigi Frattola seine Auftritte mit verschiedenen Liedern, seine Stimme klingt allerdings eng. Wuchtig und kraftvoll präsentiert sich Orfeo Zanetti als Manrico aus Verdis „Troubadour“. An italienischen Opernhäusern singt er nur Nebenrollen, hier steht er mit dem Ohrwurm „Granada“ im Mittelpunkt und erhält viel Beifall.
Vincenzo Sano als größte Überraschung
Die größte Überraschung des Abends ist Vincenzo Sano, der Senior des Quintetts. Als der grauhaarige Sänger die Bühne betritt, fragt man sich, wie der ältere Herr den Abend durchstehen wird, doch Sano ist ein ausdrucksstarker Interpret, der sich mit viel Leidenschaft in Leoncavallos „Bajazzo“ stürzt. Seine Mittel setzt er geschickt ein und kann so das Publikum für sich begeistern. In den Ensemble-Stücken spielt er den eitlen Griesgram und hat so die Lacher auf seiner Seite: Nachdem ihm die Kollegen immer wieder die Einsätze wegschnappen, stopft er ihnen mit einer Banane den Mund.
Moderiert wird der Abend von der Sopranistin Andrea Hörkens, die kenntnisreich durch das Programm führt. Ihre Sprechstimme klingt angenehm und farbenreich, während sie in der Arie der Mimi aus „La Boheme“ weniger auf eine gefühlvolle Interpretation als auf den richtigen Sitz der Töne achtet. Andrew Lloyd Webbers „Amigos para Siempre“ liegt ihr da wesentlich besser.
Als Zugaben dürfen die Tenor-Klassiker „O sole mio“ und „Nessun dorma“ nicht fehlen. Das Publikum hatte seinen Spaß.