Eigentlich sind Dieter und Vera Mootz aus Kamp-Lintfort gar keine echten Abba-Fans. Trotzdem sind sie am frühen Sonntagabend ins Theater am Marientor (TaM) gekommen, wo zum ersten Mal in NRW „Abba in Sinfonie“ geboten wird. Das Besondere hierbei: Neben Doubles für Anni-Frid, Agnetha, Björn und Benny befindet sich auch das Symphonieorchester der Staatsoper Plovdiv auf der Bühne. „Das ist das Reizvolle. Abba Musik mit einem Orchester haben wir so noch nicht gesehen“, sagt Dieter Mootz.
Zu Beginn des Konzertes motiviert die dunkelhaarige Anni-Frid--Darstellerin zum Aufstehen, Mitmachen, Klatschen und Tanzen. Es dauert allerdings eine Weile, bis der Funke überspringt. Schnell wird klar, dass Benni und Björn keine bedeutende Rolle einnehmen werden, hätten sie nicht auch schillernde Oberteile an, würden sie an Bass und Keyboard vom Orchester optisch verschluckt werden.
Bei „Fernando“ setzen allmählich einige Stimmen aus dem Publikum beim Refrain ein. Die Anni-Frid-Sängerin lässt nicht locker. Es sei doch erst am Vortag die Prinzenproklamation gewesen... zu „I have a dream“ könne man fantastisch schunkeln. Das scheint auch den Dirigenten des Orchesters, Nayden Todorow, zu überzeugen, der jetzt gut gelaunt auf seinem Podest von links nach rechts schwankt. Vor der Pause singen dann die Besucher von ganz alleine.
Dieter Mootz ist dennoch nicht überzeugt von der Show. „Das hat nichts mit Abba zu tun, das Orchester reißt die Sache raus“, sagt er. Er hat mit seiner Frau vor zehn Jahren „Abbamania“ gesehen, wovon er immer noch schwärmt. Die Stimmen seinen überhaupt nicht ähnlich und Björn und Benny hätten doch auch mitgesungen. „Ich hab schon zu meinem Mann gesagt, waren das nicht mehr als zwei?“, sagt Vera Mootz schmunzelnd. Mehr Begeisterung für die Musik und den Abend im TaM haben Monika Bernhard und Theo Lamers übrig. Zu zweit haben sie sich während der ersten Hälfte aus ihren Sesseln erhoben, um zu tanzen. „Ich kenne alle Texte auswendig“, sagt die 53-jährige Monika Bernhard strahlend. „Die Musik erinnert mich an meine Jugend.“
In der zweiten Hälfte steigt die Stimmung nicht nur durch bekanntere Hits sondern vor allem wegen einiger Kostümwechsel. „Steht doch mal alle auf in der ersten Reihe“, ruft die Anni-Frid-Darstellerin. „Und alle dahinter natürlich jetzt auch.“Und da fasst sich auch Dieter Mootz ein Herz: „Joa gut“, hört man ihn raunen, bevor er aufsteht. Etwas ulkig sieht es dann schon aus, wenn rund 200 Leute im Stehen abwechselnd den rechten und linken Arm heben und dazu „Mamma Mia“ singen. Als Zugabe gibt es das Lied „Thank you for the music“, diesmal bleiben die Hände aber unten.