Gladbeck. . Mit der Reihe „Crash Kurs NRW“ will die Polizei junge Menschen zu einem umsichtigeren Verhalten im Straßenverkehr bewegen. Wie? Mit schockierenden Bildern und erschütternden Unfall-Berichten. Das wirkt bei den Zehntklässlern vom Ratsgymnasium, der Anne-Frank-Realschule und Roßheideschule.
Zu schnell unterwegs. Abgelenkt von der SMS, die man rasch noch lesen muss. Nicht angeschnallt. In der Disco zu viel getrunken – und dann doch noch hinters Steuer gesetzt: Besonders viele schwere und tödliche Verkehrsunfälle werden von jungen Fahrerinnen und Fahrern verursacht. Nur all zu gerne möchte man dieser Statistik endlich eine positive Wendung verpassen. Die Polizei versucht es – mit einer drastischen Methode: dem Crash Kurs NRW.
Dunkel ist es in der Stadthalle. Auf den Stühlen haben die Jugendlichen aus den zehnten Klassen vom Ratsgymnasium, der Anne-Frank-Realschule und der Roßheideschule Platz genommen. Sie wissen, dass ihnen ziemliche üble Bilder und Berichte drohen, denn mit dieser Veranstaltung will die Polizei den Schülern die Folgen von schweren Verkehrsunfällen vor Augen führen. Mit Bildern von Unfällen, die tatsächlich passiert sind.
Über riskantes Verhalten rechtzeitig nachdenken
Mit „Crash Kurs“ will die Polizei vor allem Schülerinnen und Schüler der 10. Klassen an allen Schulen im Bereich der Kreispolizeibehörde Recklinghausen ansprechen.
Die Jugendlichen sollen möglichst noch vor dem Erwerb des Führerscheins über die möglichen Konsequenzen eines späteren riskanten Verhaltens im Straßenverkehr aufgeklärt werden. Im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums werden im Laufe eines Schuljahres ca. 40 Veranstaltungen angeboten.
Mit nachgestellten Filmen und Videos. Mit Berichten von Polizisten, Feuerwehrleuten, Notärzten. Und was sie zu sagen hatten, das schockte vielleicht noch viel mehr. Zum Beispiel Polizistin Bianca Jendreiko von der Ermittlungsgruppe Verkehr. Sie erzählt von einem Verkehrsunfall, dessen Bilder sie heute noch nicht aus dem Kopf bekommt.
Ganz kurz erst ist sie damals bei der Polizei, als sie nachts zu diesem Einsatz gerufen wird. Dunkel ist es, die Straße nur schlecht beleuchtet. Anwohner haben die Polizei gerufen, weil sie einen lauten Knall gehört haben. Sonst ist nichts bekannt. Mitten auf der Fahrbahn, erinnert sich die Polizistin, lag ein toter Mann (20) in seiner Blutlache. Wenige Meter weiter ein zertrümmertes Auto, der eingeklemmte Fahrer (20) wimmert leise. Er stirbt, kurz bevor der Notarzt eintrifft. Bianca Jendreiko: „Seine linke Hand hatte er noch am Lenkrad. In dem Autowrack haben wir eine Wodkaflasche gefunden. Sie war nicht zerbrochen.“ In der Stadthalle – eine fast schon unheimliche Stille.