Herne. Das Projekt Crash Kurs NRW war nun schon zum zweiten Mal an der Mont-Cenis Gesamtschule. 150 Schüler wurden mit Bildern und Geschichten von Rettungskräften für die Straßenverkehr sensibilisiert. Einige Schüler konnten die Bilder nicht ertragen.


Am Ende der Vorstellung hat die 16-jährige Lena Tränen in den Augen. Sie kann nicht reden, möchte das Ganze erstmal verarbeiten. Es sind harte Bilder, die die Polizisten beim Crash Kurs NRW in der Mont-Cenis Gesamtschule zeigen. Schon beim ersten Video – ein gestellter Verkehrsunfall wegen zu hoher Geschwindigkeit – können viele der 150 Schüler nicht hinschauen. Die Videos sind gestellt. Die Geschichten und Bilder, wie von einem schweren Unfall an der Heerstraße, sind wahr.

Seit 2010 Jahren gibt es das bundesweit einzigartige Projekt Crash Kurs NRW. Einmal im Monat besucht eine komplette Polizeidienststelle eine Schule im Raum Bochum, Herne und Witten. Für Zehnt- und Elftklässler findet dann eine Präsentation statt, die vor den Gefahren beim Autofahren warnt. Ursprünglich komme das Projekt aus England, sagt Siegfried Klein, Leiter der Verkehrsunfallprävention Bochum. „Seit dort regelmäßig Schulen besucht werden, ist die Zahl der Unfallopfer um 50 Prozent gesunken.“ Neben Videos und Bildern erzählt unter anderem Notarzt Martin Placzek von besonders schlimmen Einsätzen.

Nach einer knappen Dreiviertelstunde wird es einem Jungen zu viel. Von einer Polizistin gestützt wankt er blass aus der Aula. Wenige Minuten später verlässt auch ein Mädchen tränenüberströmt die Veranstaltung. Auf solche Situationen ist die Polizei vorbereitet. Seelsorger kümmern sich um die beiden Schüler. Auch die 16-jährige Lena wirkt betroffen. Angespannt sitzt sie auf ihrem Platz und lauscht jedem Wort.

Zahl der Unfalltoten gesunken

Martin Placzek erzählt, wie er den Unfall an der Heerstraße im Januar 2011 erlebt hat. Er gehörte zu den ersten Rettungskräften, die am Unfallort eintrafen. „Einer lag auf dem Rücksitz. Tot. Erst auf den zweiten Blick haben wir die beiden anderen entdeckt. Sie waren quasi mit dem Auto verschmolzen“, sagt der Notarzt. Ein paar Jungs halten sich erschrocken die Hand vor den Mund als sie die Bilder sehen. Lena schaut auf den Boden.

Es ist das Ziel, Jugendliche für die Gefahren beim Autofahren zu sensibilisieren. Und das im Notfall auch mit drastischen Mitteln. Nach drei Jahren Crash Kurs NRW zieht Siegfried Klein ein vorsichtiges Fazit: „Die Zahl der jungen Unfalltoten ist bereits gesunken. Das kann natürlich auch am Blitzmarathon liegen, aber grundsätzlich tut unser Projekt sicherlich auch seinen Teil dazu.“

Seelsorger Hajo Witte erzählt den Jugendlichen von seinem Beruf. Zusammen mit einem Polizisten muss er den Angehörigen die Nachricht vom Tod des Unfallopfers überbringen. Er appelliert an die Schüler: „Fahrt vorsichtig. Seit verantwortungsbewusst. Ich möchte nicht eines Tages vor eurer Tür stehen müssen!“