Duisburg.

Über 80 Quadratmeter Bild, gemalt von Laien und Profis in der Öffentlichkeit der Straßengalerie – die Aktion „deckkraft open“ war ein besonderes Projekt im Lehmbruck-Museum. Gestern wurde das fertige Werk vorgestellt, morgen wird die Vernissage gefeiert. Für Museumsdirektorin Dr. Söke Dinkla steht bereits fest, das Museum „in Zukunft häufiger als Ort der Produktion zu öffnen und zu zeigen, was Kreativität ist“. Besonders gut habe ihr gefallen, dass es bei der Entstehung Zuschauer gab.

Über „ein geglücktes Projekt“ freut sich auch Museumspädagogin Sybille Kastner. Es habe „schöne Gespräche“ mit Besuchern gegeben, viele hätten ab liebsten sofort mitgemalt, einer sei nicht zu bremsen gewesen, berichtete das „deckkraft“-Künstlerduo Walter Eul und Marc von Criegern. „Wir haben es dann wieder repariert.“ Schließlich ging es bei „deckkraft open“ nicht um eine nettes „Wir malen jetzt mal was Buntes“, sondern um das Entstehen eines Bildes, das künstlerischen Ansprüchen genügt.

Prinzip des gesteuerten Zufalls

„Das war auch für uns ein Wagnis“, so das „deckkraft“-Duo, das zuvor lediglich Erfahrungen bei einer Aktion mit sieben professionellen Kollegen in Düsseldorf gesammelt hatte. So war zwar der Beginn wild „wie eine Kakophonie, wenn zehn Laienmusiker zum ersten Mal zusammen spielen“, aber während der zwölf Aktionstage haben die Profis zunehmend eingegriffen nach dem Prinzip des gesteuerten Zufalls.

Das sei auch eine Herausforderung für jeden Einzelnen gewesen. Von den 20 Teilnehmern im Alter von 16 bis 70 Jahren, die bei einem Casting ausgewählt worden waren, blieben drei nicht bis zum Schluss dabei. „Es ist schwierig, eine Stelle verschwinden zu sehen, in die viel Herzblut geflossen ist“, zeigen Eul und von Criegern Verständnis für den Ausstieg.

Individualität trotz „inneren Rahmens“

Bis zum Schluss dabei geblieben ist Alberto Llorente, von Beruf technischer Bauzeichner, dem das Entstehen des Bildes wie eine Achterbahnfahrt vorgekommen ist. Er hat am Ende das von den Profis geplante „Gerüst“ eingezogen, das das (wegen der Raumsituation übers Eck gemalte und geteilte) 27 Meter breite und über drei Meter hohe Bild zusammenfasst, strukturiert, ihm Tiefe gibt und zugleich die Wirkung eines Fensters erzeugt.

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Dieser „innere Rahmen“ gehört unter anderem zur Bildsprache von „deckkraft“. Zugleich ist auch auch viel Individuelles zu sehen, ging es doch zum Schluss nicht mehr ums Wegnehmen, sondern ums Bewahren: In ganz unterschiedlichen Techniken reichen auch die Motive vom romantischen Landschaftbild bis zum Pferdekopf, von surrealen Motiven bis zu abstrakten Gebilden, von posierenden Menschen bis hin zu geografischen Notizen.