Duisburg. .

Es sieht aus wie Erdbeerquark, was da auf dem Plastikteller liegt. „Zu wenig Pink“, findet Theresa, die mit dem Pinsel in der Masse rührt. Noch Zeit genug, die Mischung zu verändern. Kurz vor dem Start der Kunstaktion „deckkraft open“ sind die 22 Teilnehmer spürbar kribbelig. Dr. Söke Dinkla, Chefin im Lehmbruck-Museum, bringt es bei der Begrüßung am Donnerstag Abend auf den Punkt: Obwohl noch nicht zu sehen ist, herrscht großer Andrang.

„Willkommen im Atelier“

Zu sehen sind im grellen Licht, des WDR-Fernsehteams in diesen letzten Minuten vor dem Start in der Straßengalerie: 22 Menschen in schwarzen Overalls, weiße Leinwände auf Keilrahmen in einer Länge von 20 und Höhe von dreieinhalb Metern, ein Gerüst, Kisten voller Acrylfarben, Pinsel jeder Breite, ein Ständer mit Schablonen, Sprühflaschen, Wassereimer, Kreppband – Maluntensilien in Mengen eben. Und Besucher, die bei dieser besonderen Veranstaltung der Reihe „Plastikbar“ erleben wollen, wie 20 Laien und zwei Künstler die ersten Striche zu einem monumentalen Gemeinschaftsbild setzen. „Willkommen im Atelier“, sagt Söke Dinkla.

50 Bewerber hatte es für die Aktion „deckkraft open“ der beiden Künstler Walter Eul und Marc von Criegern aus Düsseldorf gegeben. Sie haben 20 Teilnehmer ausgewählt, die bis zum 13. Februar dreimal pro Woche am Bild weitermalen. „Mutig“ findet das Kunstvermittlerin Sybille Kastner. Schließlich wird hier nicht im stillen Kämmerlein gearbeitet, sondern unter den Augen von Museumsbesuchern, aber auch Passanten, die das Geschehen von der Düsseldorfer Straße aus beobachten können. Mutig auch, weil alle hinnehmen müssen, wenn andere Teilnehmer ihre Beiträge übermalen. Kunst ist nicht sozial, nicht demokratisch. Doch das Gemeinschaftserlebnis suchten schon die Expressionisten, denen das Museum noch bis zum 9. Februar eine Ausstellung widmet, die zur Aktion angeregt hat.

Hüfner malt gerne Landschaften

Theresa Weber (17) kommt aus Krefeld, will nach dem Abi Kunst studieren und ist neugierig, was passiert. Sie wirft erstmal einen Kopf, Mond und Sterne auf die Leinwand. Ulla Hüfner (61) ist erst vor zwei Monaten von Borkum, wo sie viele Jahre gelebt hat, nach Friemersheim zu ihrer Familie gezogen. Sie malt gern Landschaften („Italien und die Inseln“) und hat sich eine Schablone geschnappt. Felix Kastner (20) bereitet sich am Albert-Lange-Berufskolleg auf seine Fachhochschulreife für Gestaltung vor: „Das hilft mir bestimmt“, sagt er und freut sich, „mal was Freies“ zu machen. Georg Welzenbach (62) ist Hobbymaler und findet es „eine ganz wunderbare Erfahrung, im Museum mit 20 Leuten zu arbeiten und zu sehen, wie aus der weißen Leinwand was wird“.

Was wird? Das entwickelt sich in den nächsten vier Wochen. Am Donnerstag wurde die erste Schicht, die Grundierung, aufgetragen. „Wir wollen nicht nur ein bisschen zusammen malen, sondern ein großartiges Bild schaffen“, sagt Walter Eul. Und Söke Dinkla stellt sich „etwas Farbkräftiges“ vor. Ein erster Farbrausch setzte schon nach wenigen Minuten ein.

Gemalt wird jeweils donnerstags, samstags und sonntags während der Öffnungezeiten. Das Ergebnis wird mit einer Vernissage gefeiert am Donnerstag, 13. Februar, um 19 Uhr. Wie Söke Dinkla sagt, kann das Bild dann noch für einige Zeit in der Straßengalerie bleiben.