Nach Jahren des Blockierens stellt sich das Wilhelm Lehmbruck Museum den Rückforderungen von zwei Werken durch die Erben des jüdischen Kunstsammlers Alfred Hess. Die neue Linie, sich den Nachforschungen zur Herkunft der beiden Bilder der bedeutenden Expressionisten Nolde und Heckel nicht länger zu verschließen (NRZ berichtete gestern), trifft in der Kulturpolitik auf eine breite Zustimmung. Der Vorsitzende des Kulturausschusses Frank Albrecht (FDP) erklärt dazu: „Ich finde es richtig, dass das Museum aktiv Nachforschungen anstellt. Dabei ist auch eine unabhängige und neutrale fachliche Expertise von außen nötig. Wenn es dann eine zweifelsfrei begründete rechtliche Rückgabeverpflichtung gibt, sollte eine Rückgabe erfolgen.“

Ähnlich sehen das auch die kulturpolitischen Sprecher der SPD, Udo Vohl, und der CDU, Frank Heidenreich. Vohl betont zwar auf Anfrage der NRZ, dass die SPD-Fraktion sich mit den beiden Fällen inhaltlich noch nicht auseinandergesetzt habe. Dennoch betont Vohl: „Wir stehen solchen Dingen grundsätzlich positiv gegenüber. Wenn die Herkunft geklärt ist, werden wir im Rahmen der gesetzlichen Bestimmungen entsprechend handeln.“

Die Klärung der Provenienz ist auch für Heidenreich primär: „Man muss klären, wer der rechtmäßige Eigentümer ist. Sollte die Prüfung ergeben, dass die Bilder nicht rechtmäßig erworben wurden, werden wir sie zurückgeben.“

Über die Kehrtwende der personell neu besetzten Museumsführung zeigte sich selbst derjenige überrascht, der das Thema Ende des vergangenen Jahres per Antrag auf die Tagesordnung gesetzt hatte: Roland Busche, der ursprünglich für die Linke im Kuratorium saß, inzwischen aber die parteiunabhängige Wählergruppe „Deine Stimme“ gegründet hat. „Natürlich begrüße ich diese Entscheidung und diesen neuen Weg, den ich auch immer eingefordert habe“, erklärte Busche auf Nachfrage. Es sei ein mutiger Schritt, zu dem es aber auch des Falls Gurlitt bedurft habe, der dem Thema die aktuelle Brisanz und Aufmerksamkeit verliehen habe.

Busche sieht nach den personellen Wechseln ohnehin einen „Neuanfang“ im Museum. Sich wieder intensiver mit Lehmbruck zu beschäftigen, hält er dabei für den richtigen Weg: „Lehmbruck im Lehmbruck-Museum zu zeigen, ist eine originelle Idee, die Herrn Stecker wohl etwas verloren gegangen ist.“