Duisburg.
Wer ihn noch nicht hat, bekommt den Zahnschmerz spätestens, wenn der schrille Bohrer durch das Wartezimmer hallt: Geht es nach einer aktuellen Studie müsste dieses Geräusch in NRW sogar noch viel häufiger als bei den 258 Zahnmedizinern, die aktuell im Duisburger Stadtgebiet Patienten behandeln, erklingen. So stellt der „Stellenreport Medizin und Pflege“ eines Online-Jobportals für Ärzte und medizinische Fachangestellte fest, dass sich für fast die Hälfte aller Zahnarztstellen, die neu besetzt werden sollen, keine Kandidaten finden.
Dazu komme eine verzweifelte Suche nach zahnmedizinischen Fachangestellten, berichten die Studieninitiatoren um David Fickeisen weiter. Und kommen somit zu einer besorgniserregende Schlussfolgerung: „Das ist ein inakzeptabler Zustand. Damit stehen in NRW nach den weihnachtenlichten Süßigkeiten enorm lange Wartezeiten vor der obligatorischen Zahnuntersuchung an. Ganz zu schweigen von Notfällen, die von hoffnungslos ausgebuchten Klinik-Zahnärzten versorgt werden wollen“, so der Leiter von kliniken.de.
Unter Vollauslastung arbeiten
Bei der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Niederrhein (KZVNR) indes zeigt man sich angesichts dieser Aussagen überrascht, obgleich Pressesprecher Uwe Neddermeyer einräumt, dass die derzeit behandelnden Mediziner allerdings unter Vollauslastung arbeiten würden. Doch insbesondere die Schlussfolgerung einer zahnmedizinischen Unterversorgung könne nicht aufrecht gehalten werden, heißt es von der KZVNR. Neddermeyer: „Die zahnmedizinische Versorgung wird durch die Praxen gewährleistet, Zahnärzte in Kliniken machen nur einen sehr geringen Anteil an Behandlungen aus.“
Ein Blick auf die Duisburger Zahlen verdeutlicht das und offenbart, dass es keine Unterversorgung gebe, so Bastian Peltzer, zuständig für die Bedarfsplanung bei der KZVNR. 221 niedergelassene Zahnärzte, dazu 37 angestellte Mediziner, mache für Duisburg eine Versorgungsquote von 87 Prozent. Zur Erklärung: Ein gemeinsamer Bundesausschuss der Kassenzahnärztliche Vereinigungen hat einen Versorgungsschnitt innerhalb einer Stadt berechnet: 1680 Personen sollen so auf einen behandelnden Zahnarzt kommen. Dieser wird in Duisburg zwar überschritten, doch sei er mit 1860 Menschen pro Mediziner „noch absolut in Ordnung“, rechnet Peltzer vor. Erst ab einer Quote von 50 Prozent gelte eine Stadt als unterversorgt.
Versorgungsquote von 105 Prozent
Zum Vergleich: In Essen gibt es 365 behandelnde Zahnärzte was einer Versorgungsquote von 105 Prozent entspricht, in Oberhausen sind es 111 (85 Prozent) und in Düsseldorf gar 526 (115 Prozent). „Allerdings relativieren sich diese Zahlen auch, wenn man bedankt, dass viele Patienten sich in einer andere Stadt oder einem anderen Stadtteil behandeln lassen.“ So liegt die Versorgung im Dellviertel etwa bei 250 Prozent, Menschen aus Stadtteilen mit weniger Zahnärzten würden einfach hierhin ausweichen.
Bliebe noch das Problem mit der Wartezeit, in der kliniken.de-Studie etwas nebulös formuliert. Uwe Neddermeyer antwortet da klarer: „Es gibt selten bis nie irgendwelche Beschwerden, dass ein Patient zu lange auf seinen Termin hat warten müssen. Natürlich gibt es immer mal wieder Stoßzeiten, an denen sind die Praxen voller, beispielsweise vor, und nicht wie es in der Studie heißt, nach Weihnachten, aber das hat dann meist mit dem Bonuskarten der Krankenkassen zutun.“ Eine eigene Studie über das Warten auf einen Zahnarzttermin sei deshalb - auch mangels konkreter Beschwerden - nicht durchgeführt worden.