Duisburg. 26 Arztpraxen spenden Erlöse aus Zahngold an unterfinanzierte Hilfsorganisationen in der Stadt Duisburg. Ihr Dank geht an Patienten, deren ausrangierte Zähne Bedürftigen 63.000 Euro einbringen. So profitieren unter anderem die Straßenambulanz, das Kinderhospiz St. Raphael und der Kinderschutzbund.
Gezogene Zähne sorgen normalerweise nicht für sehr viel Freude, es sei denn, sie bringen Duisburger Bedürftigen 800.000 Euro ein. Diese Summe haben Zahnärzte über 17 Jahre lang mit dem Recycling von Zahngold ihrer Patienten gesammelt. Am Mittwoch sind noch einmal 63.000 Euro hinzugekommen. Wie jedes Jahr profitieren von den Edelmetallerlösen kleine, unterfinanzierte Hilfsorganisationen.
Dass ein paar Unzen olles Zahngold so viele Ehrenamtliche zum Strahlen bringen können, liegt an der Initiative der Mediziner Frank Wiskandt und Udo von Hoff. Sie haben die Erlöse der jährlichen Sammlung gezogener Goldzähne und Brücken aus 26 Arztpraxen an engagierte Organisationen aufgeteilt. Je 8000 Euro fließen an die Straßenambulanz, das Kinderhospiz St. Raphael, den Kinderschutzbund, die Alzheimergesellschaft, DLRG, Telefonseelsorge, den Bunten Kreis und den Verein Wildwasser.
Weitere Arztpraxen gesucht
Bei den Empfängern ist die Rührung groß: „Mit der Spende können wir ein Jahr lang Medikamente und Material für die Straßenambulanz finanzieren“, freut sich ihr Leiter Gerd Heimann. Im Verein Wildwasser wollte man die gute Nachricht erst kaum glauben: „Wir dachten erst an eine Scherz-Email“, berichtet Katharina Schäfer. Bei der Alzheimer Gesellschaft sind die Vorsitzenden Bettina Vootz und Orla Wunderlich schier überwältigt: „In elf Jahren haben wir noch nie eine so große Spende erhalten“, sagen sie, „jeder Cent ist für uns unglaublich wichtig, da wir trotz unserer kommunaler Aufgaben keine finanzielle Förderung erhalten.“
Mehr Licht für Stadthelden - ein Kommentar von Jasmin Fischer
Kleine Spende, große Wirkung: Für die Telefonseelsorge ist nächstes Jahr die Ausbildung der Ehrenamtlichen gesichert. Die DLRG, die auch im Winter Dienst an den vielen Freizeitgewässern Duisburgs schiebt, kann über dringend benötigte Funkgeräte nachdenken. Für acht ausgesuchte, ehrenamtliche Gruppen schaffen schon die kleinen Zahngoldgaben Duisburger Patienten dringend benötigte Luft zum Durchatmen.
Vielleicht inspiriert diese Botschaft den einen oder anderen, in Zukunft nicht allein an große Wohlfahrtsverbände, sondern auch an weniger bekannte Stadt-Helden zu spenden. Sie leisten in ihrer Nische genauso wertvolle Arbeit - man denke nur an die Alzheimer Gesellschaft -, bekommen aber abseits vom Rampenlicht der Großen wenig mit von den Spendengeldströmen zur Weihnachtszeit. Offizielle Fördertöpfe fehlen ihnen erst recht.
Der Dank der Organisationen gilt den vielen Patienten, die den Zahnärzten ihre Goldfüllungen zum Recyclen überlassen haben. Sechs zusätzliche Arztpraxen sind dieses Jahr zu den Goldsammlern hinzugekommen - nach dem Gusto der Vorsitzenden der Zahnärztlichen Initiative Duisburg trotz des glänzenden Ergebnisses eine optimierbare Quote. „Wenn sich weitere Zahnmediziner beteiligen würden, ließe sich noch mehr ausrichten“, so Wiskandt und von Hoff.
Aufwand hält sich für Praxen in Grenzen
Sie versuchen, jedes Jahr andere engagierte Gruppen mit Erlösen zu bedenken. „Dabei geht es nicht darum, wer am lautesten um Hilfe ruft“, sagt Hoff. Manch’ ahnungslose Organisation haben die Zahnärzte mit ihrer Spende schlicht überrascht. Dass die kleinen Goldgaben, von Patienten oft achtlos im Müll entsorgt, Jahr für Jahr eine so große Summe ergeben, begeistert bei der symbolischen Übergabe alle.
Für die Praxen hält sich der Aufwand in Grenzen: Das Zahngold muss hygienisch aufbereitet werden und geht dann zum Scheiden an eine hilfsbereite Dentallegierungsfirma. Da niemand bei der Aktion Profit macht, fallen die Erlöse höher aus als in Geschäften, die mit Ankauf von Altgold locken.