Duisburg. Duisburg will familienfreundlicher werden. Der Unternehmerverband, die IHK und die Stadt Duisburg haben mit anderen Sozialverbänden ein Bündnis für Familie geschlossen. Der Anstoß kam von Seiten der Wirtschaft, die die Vereinbarkeit von Familie und Beruf in Duisburg in den Fokus rücken möchte.

Duisburg will familienfreundlicher werden. Der Unternehmerverband, die IHK und die Stadt Duisburg haben mit anderen Sozialverbänden ein Bündnis für Familie geschlossen. Der Anstoß kam von Seiten der Wirtschaft, die vor allem die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf in Duisburg in den Fokus rücken möchte.

„Vielleicht können wir so auch für ein besseres Image des Standorts sorgen“, hofft Wolfgang Schmitz, Hauptgeschäftsführer des Unternehmerverbandes. Politische Forderungen sollen allerdings erst einmal nicht mit der Gründung des Bündnisses verknüpft werden. Thomas Krützberg, Dezernent für Bildung, Familie und Kultur der Stadt Duisburg, stellt allerdings klar: „Wir machen das nicht nur, um uns einen weiteren Titel auf den Briefkopf zu drucken. Wir leisten schon einiges in Sachen Familienfreundlichkeit, können aber sicher noch besser werden.“ Die Partner wollen Firmen, die sich bereits für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ihrer Mitarbeiter stark machen, auszeichnen. „In vielen Fällen wissen wir gar nicht, wo etwas gut läuft“, so Schmitz. Die Vorzeige-Projekte wolle man ins Rampenlicht holen. In den umliegenden Städten hat der Unternehmerverband mit so einem Bündnis schon gute Erfahrungen gemacht.

Positives Beispiel: Siemens

Ein positives Beispiel, wo viel für die Vereinbarkeit von Kind und Karriere getan wird, ist Siemens. In Hochfeld hat das Unternehmen vor vier Jahren einen Betriebskindergarten gebaut und 1,3 Millionen Euro investiert. Inzwischen besuchen 52 Jungen und Mädchen zwischen vier Monaten und sechs Jahren die Einrichtung. „Momentan haben wir keinen Fachkräftemangel, aber mit Blick auf die demografische Entwicklung sind wir darauf angewiesen, dass verstärkt Frauen dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen“, erklärt Dr. Volker Evertz, Personalchef von Siemens in Duisburg. Aber auch Männer wissen es zu schätzen, wenn sie den Nachwuchs kurz vor Dienstbeginn in die Kindertagesstätte bringen können.

Das Bündnis für Familie bezieht sich übrigens nicht nur auf Kinder. Ein zweiter Aspekt ist etwa, Job und die Pflege älterer Angehöriger unter einen Hut zu bekommen. Dazu seien innovative Arbeitszeitmodelle nötig – und die sind wiederum ein Argument, um Fachkräfte in die Region zu holen, ist sich Schmitz sicher. Dies kann auch Dr. Stefan Dietzfelbinger, Hauptgeschäftsführer der Niederrheinischen Industrie- und Handelskammer, bestätigen: „Familienfreundlichkeit fördert das Image als zukunftsgerichtetes Unternehmen.“ Allerdings, und das wissen beide, kommt es auch auf die restliche Stadtentwicklung an, wenn man Fachkräfte und ihre Familien nach Duisburg locken will.

Zu Besuch im Betriebskindergarten

„Guck mal, Papa: Eis!“ Melissa streckt ihrem Vater Ali Mihmat ein Stück gefrorenes Wasser entgegen. „Stimmt, morgens ist es kalt“, sagt er. Melissa und Alissa besuchen den „SieKids“-Betriebskindertagesstätte, direkt neben dem Siemenswerk in Hochfeld. Melissa war eines der ersten Kinder, die hier betreut werden. Nun gibt es drei Gruppen mit 52 kleinen Besuchern. „Wir haben damals eine Umfrage gemacht, was sich die Mitarbeiter wünschen, um Job und Familie besser vereinbaren zu können“, erinnert sich Betriebsrätin Nadine Florian. Die Vorschläge, eine eigene KiTa zu eröffnen, sei vom Unternehmen positiv aufgegriffen worden.

„Wir haben bei Siemens schon immer sehr viel Wert auf Familienfreundlichkeit gelegt“, betont Dr. Volker Evertz, Personalchef von Siemens in Duisburg. Insgesamt bietet das Unternehmen in Deutschland rund 1300 Betreuungsplätze an – teilweise in selbstgegründeten Einrichtungen, teilweise in öffentlichen Kindertagesstätten, deren Plätze vom Konzern gebucht worden. Und das Engagement von Siemens hört bei der Einrichtung der KiTa nicht auf. „Müttern, die frühzeitig aus der Elternzeit zurückkommen, zahlen wir 500 Euro Betreuungszuschuss“, so Evertz. Außerdem gibt es einen steuerfreien Kinderzuschuss von 100 Euro pro Monat– und eine deutschlandweite Notfallhotline, die Tagesmütter vermitteln kann.

Forschen im Kindergarten

Auch, wer plötzlich Angehörige zu Hause pflegen muss, kann sich von Siemens freistellen lassen oder bekommt Experten vermittelt, die bei der Organisation der Pflege helfen. „Als großes Unternehmen haben wir es sicherlich etwas leichter“, so Evertz. Doch Betriebsrätin Nadine Florian, selbst Mutter einer Tochter, glaubt, dass auch kleinere Firmen etwas für die Mitarbeiter tun können. „In Industriegebieten könnten sich mehrere Betriebe zusammenschließen, um eine Kindertagesstätte zu eröffnen.“

Für den Vertriebsmitarbeiter Alo Mihmat ist es jedenfalls „großes Glück“, dass seine beiden Töchter in unmittelbarer Nähe betreut werden. „Man hat einfach ein besseres Gefühl.“ Zudem gab es vor fünf Jahren, als die Familie einen Platz für Melissa suchten, kaum Betreuungsmöglichkeiten für Kinder unter drei Jahren.

Aus den SieKids könnten übrigens einmal Forscher werden. In Laboren experimentieren die Jungen und Mädchen. Die Kleinen sollen neugierig auf Naturwissenschaften werden. „Seitdem die beiden im Kindergarten sind, stellen sie auch zu Hause unaufhörlich Fragen“, erzählt Mihmat lächelnd.

Einige Änderungen für mehr Familienfreundlichkeit kosten übrigens kaum Geld, weiß Nadine Florian. Nachdem auch ein paar Führungskräfte Väter sind, finden wichtige Besprechungen kaum noch am Abend statt.