Duisburg. Massenabwanderung der Rocker: Fast zeitgleich mit dem Geständnis von Ex-Satudarah-Chef Ali Osman sind in den Niederlanden mehr als 100 Anhänger des Clubs zu den Rockern von No Surrender übergelaufen. Der Club befindet sich auf Expansions-Kurs. Auch in Deutschland wollen die Rocker offenbar Fuß fassen.
Rocker kehren den Satudarah den Rücken. Henk Kuipers, führendes Club-Mitglied in den Niederlanden, ist zum Motorradclub No Surrender übergelaufen. Fünf Chapter folgten ihm, mehr als 100 Rocker sollen die Kutten gewechselt haben, berichten niederländische Medien. Das Überlaufen der Rocker könnte die Machtverhältnisse in der Szene nachhaltig beeinflussen.
Satudarah sei ihm zu diktatorisch geworden, begründete Kuipers seinen Austritt gegenüber der Zeitung De Telegraaf und kritisiert die Kontrolle durch einzelne Führungspersonen. „Das ist nicht der Zweck eines Motorradclubs“, so Kuipers.
No Surrender gilt als gefährlich
Der Austritt habe hingegen nichts mit den Straftaten im Satudarah-Milieu zu tun. Das seien die Taten von Einzelnen, nicht die des Clubs, behauptet der Rocker. Das sieht die Polizei freilich anders. Immer wieder fallen die Satudarah-Mitglieder im Zusammenhang mit Gewalt, Drogenhandel und Prostitution auf. Der Club wird scharf beobachtet und überwacht.
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Auch No Surrender gilt als brandgefährlich und wird mit schwerer Kriminalität in Verbindung gebracht. Experten zählen die Gruppierung zu den Outlaw Motorcycle Gangs (OMCG). Das sind „Gruppen, die sich bewusst außerhalb unserer gesellschaftlichen Normen stellen und eine hohe Gewaltbereitschaft haben“, so Thomas Jungbluth, Experte für Rockerkriminalität beim Landeskriminalamt.
Osmann packt für milde Strafe aus
In Rocker-Kreisen wird auch über einen Zusammenhang zwischen der Massenabwanderung und dem Geständnis von Ali Osman spekuliert. Der wegen Drogenhandels und Verstößen gegen das Waffengesetz angeklagte Ali Osman kam Ende Januar mit einer milden Strafe davon. Er wurde zu sechseinhalb Jahren Haft verurteilt, weil er einen Deal mit der Staatsanwalt geschlossen hatte. Der ehemalige Rocker-Boss packte über seinen Club aus. Unter Rockern gilt das als Bruch des Ehren-Kodex und als Todsünde.
Osman ging sogar noch weiter. Er forderte seine Rocker-Kollegen zur Abkehr auf. „Die Satudarah-Mitglieder sollten mich als Vorbild nehmen und den Club verlassen“, sagte er in der letzten Verhandlung. Das LKA bestätigte, dass sich die Rocker-Szene am Niederrhein seit dem Geständnis in Bewegung befindet.
Satudarah MCNo Surrender Chapter in Deutschland
Die Rocker von No Surrender könnten diese Dynamik nutzen, um ihr Gebiet zu erweitern. In Rocker-Foren wird bereits über die Gründung des ersten Chapters in Deutschland informiert. Eine Facebook-Seite für das deutsche Chapter „Death Country“ wurde am 29. Januar 2014 eingerichtet.
Das Landeskriminalamt nimmt zu diesen neuesten Entwicklungen vorerst keine Stellung. Auch die Polizei Duisburg will die Ereignisse in den Niederlanden nicht bewerten. Anzeichen für konkrete Auswirkungen auf die Rocker im Stadtgebiet gäbe es bislang nicht. "Wir behalten die Satudarah aber weiter im Auge", so ein Polizeisprecher.