Duisburg. In Duisburg sitzen seit Freitag die beiden Ex-Chefs des Satudarah MC vor Gericht. Schwer bewaffnete Polizisten sicherten die Verhandlung. Am Rande registrierte die Polizei Verstöße gegen das Kuttenverbot, ein Satudarah-Anhänger wollte eine Fahne des Rockerclubs an einem Kirchturm anbringen.

Sie wollten doch nur Freundschaft, Grillabende und Motorradfahren. So stellten sich die niederländischen Satudarah-Rocker Anfang Juni 2012 in Duisburg vor, als sie sich in Rheinhausen mit dem Motorrad-Club Clown-Town vereinigten. Prostitution und Drogenhandel seien kein Thema, erzählten die Rocker damals den Journalisten auf einer Pressekonferenz in ihrem Vereinsheim.

Daran mag man zurückdenken, im Schwurgerichtssaal 201 des Duisburger Landgerichts, in dem am 17. Januar der Prozess gegen die beiden damaligen Chefs des Duisburger Satudarah-Chapters begonnen hat. Beteiligung am Drogen- und Waffenhandel sowie die Anstiftung zu mehreren Anschlägen mit Sprengstoff und Schussswaffen wirft die Staatsanwaltschaft Ali Osman (38) und Baris T. (25) vor.

Verteidiger hält Ali Osman "für einen netten Rheinhauser Jung"

Wie gefährlich die Angeklagten wirklich sind, ist unklar. "Ich kann das nicht ganz beurteilen, aber ich halte meinen Mandanten für nicht gefährlich", sagt Jörg Spiekermann, der Ali Osman verteidigt. Dann fügt der Anwalt hinzu: "Ich halte ihn für einen netten Rheinhauser Jung."

Satudarah-Chefs in Duisburg vor Gericht

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Ein großes Polizeiaufgebot sicherte den Platz rund um das Landgericht Duisburg. Auch auf dem Dach des Citypalais waren Beamte postiert. Die Stadt hatte vor dem Prozess ein Kutten-Verbot verhängt.
Ein großes Polizeiaufgebot sicherte den Platz rund um das Landgericht Duisburg. Auch auf dem Dach des Citypalais waren Beamte postiert. Die Stadt hatte vor dem Prozess ein Kutten-Verbot verhängt. © Stephan Eickershoff/ WAZ FotoPool | dpa
Ein großes Polizeiaufgebot sicherte den Platz rund um das Landgericht Duisburg. Auch auf dem Dach des Citypalais waren Beamte postiert. Die Stadt hatte vor dem Prozess ein Kutten-Verbot verhängt.
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Ein großes Polizeiaufgebot sicherte den Platz rund um das Landgericht Duisburg. Auch auf dem Dach des Citypalais waren Beamte postiert. Die Stadt hatte vor dem Prozess ein Kutten-Verbot verhängt.
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Polizei und Staatsanwaltschaft hingegen sind der Ansicht, hier zwei dicke Fische im Netz zu haben. Deshalb auch die Sicherheitsvorkehrungen. Vermummte und mit Maschinenpistolen bewaffnete Spezialkräfte der Polizei bringen die beiden, die seit ihrer Verhaftung bei einer Razzia in den Haftanstalten Düsseldorf und Wuppertal einsitzen, in einer Blaulichteskorte ins Gericht. Als sie durch den Gefangentrakt in den Saal geführt werden, halten die Reporter ihre Mikrofone in Richtung Ali Osman. "Herr Osman, wie geht es Ihnen in der U-Haft?" Der ehemalige Satudarah-Präsident antwortet mit einem knappen "Gut". Mit einigen Minuten Verspätung beginnt der Prozess schließlich.

Vorwurf - Schmuggel und Handel mit Kriegswaffen und Drogen

Die Liste der Anklagepunkte ist lang, So lang, dass sich die beiden Staatsanwälte das Verlesen der Anklageschrift teilen. Wegen 15 Tatbeteiligungen hat sich Ali Osman vor der sechsten Strafkammer zu verantworten, 13 Tatvorwürfe sind es bei Baris T. Der ehemalige Vize des Duisburger Satudarah-Chapters sitzt selbstbewusst auf der harten Gerichtsbank. Hin und wieder blickt der 25-Jährige in den Zuschauerraum und quittiert die juristisch notwendige haarkleine Aufzählung mit einem Grinsen.

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Denn auch der kleinste Drogenfund von nur wenigen Gramm Kokain oder Marihuana bleibt vor Gericht nicht unerwähnt. Auch wenn es im Gesamtpaket der Vorwürfe, das etwa den Schmuggel vollautomatischer Waffen und kiloweise Kokain und Speed beinhaltet, nahezu mickrig wirkt. Ali Osman verfolgt die Verlesung der Anklageschrift mit verschränkten Armen, das Ohr immer nah an der Dolmetscherin, die alles für ihn auf Türkisch übersetzt. Ab und zu blickt er lächelnd ins Publikum und nickt.

Mögliche Einigung auf Strafrahmen für Duisburger Satudarah-Chefs

Sagen wollen die beiden Angeklagten am ersten Prozesstag erst einmal nichts. Doch sie hoffen auf eine Verständigung, schließlich habe Ali Osman auch mehrere Aussagen bei der Polizei gemacht, gibt der Vorsitzende Richter Plein bekannt. Nach Ende der öffentlichen Verhandlung ziehen sich Richter, Staatsanwälte und Verteidiger zu einem internen Rechtsgespräch zurück. Die Ergebnisse sollen am nächsten Prozesstag bekannt gegeben werden. Erwartet wird, dass sich Kammer, Verteidiger und Staatsanwaltschaft im Vorfeld auf einen möglichen Strafrahmen einigen.

30-Jähriger wollte Satudarah-Fahne an Kirchturm hängen - Strafanzeige

Ein riesiges Polizeiaufgebot, mehr als 25 Einsatzfahrzeuge stehen zu Prozessbeginn rund um das Gerichtsgebäude in der Duisburger Innenstadt. Hundeführer patroullieren, auch auf dem Dach des City-Palais stehen schwer bewaffnete Polizisten mit schusssicherer Weste und automatischen Waffen.

Trotz dieses Aufmarschs von Sicherheitskräften in der Duisburger Innenstadt schafft es ein Satudarah-Unterstützer in die ehemalige Liebfrauenkirche, die direkt an das Amts- und Landgericht grenzt, einzudringen. Ein 30-Jähriger, den die Polizei vorläufig festnahm, versucht, öffentlichkeitswirksam eine Fahne mit Satudarah-Logo an dem Kirchturm anzubringen. Nach einem Platzverweis erwartet den Nicht-Duisburger ein Strafverfahren wegen Hausfriedensbruchs.

Auch wegen des zuvor von der Stadt Duisburg verhängten Kuttenverbots müssen die Polizisten am ersten Prozesstag einschreiten. Drei der zehn Satudarah-Anhänger, die die Gerichtsverhandlung aus dem Zuschauerraum heraus verfolgten, tragen zunächst eine Kutte unter ihrer Jacke. Sie dürfen erst ins Gerichtsgebäude, nachdem sie diese ausgezogen haben, so Polizeisprecherin Daniela Krasch. Bis auf diese beiden Vorkommnisse verläuft der Polizeieinsatz ruhig.

Das Duisburger Landgericht hat für den Prozess zunächst drei weitere Verhandlungstage am 21., 23. und 28. Januar angesetzt.