Duisburg. Das Gewerkschaftshaus am Stapeltor entstand in den frühen 50er Jahren. Die Sitzungssäle sind nach Opfern der Nazi-Diktatur benannt. An sie erinnert auch Kunst von Dani Karavan vor dem Gebäude, das noch einige andere Besonderheiten birgt.

Zwei wuchtige Baukörper an beiden Ecken, dazwischen ein Gebäudebogen, der sich zur Stadt und ihren Menschen zu öffnen scheint – Architektur, wie sie zum Zweck des Bauwerks nicht besser passen könnte. Schließlich ist das DGB-Haus am Stapeltor Anlaufstelle für 70.000 Duisburger, die Mitglieder in den einzelnen Gewerkschaften sind, die im Deutschen Gewerkschaftsbund zusammengeschlossen sind.

Die Industriegewerkschaften IG Metall und IG BAU haben ihre Zentrale unter einem Dach, ebenso der DGB selbst und der DGB-Rechtsschutz. Rund 50 Mitarbeiter arbeiten im DGB-Haus, das 1953 bezogen wurde. Obwohl noch relativ jung, steht es schon unter Denkmalschutz. Mit seiner „architektonisch qualitätsvollen und aufwenigen Gestaltung“ sei es „sichtbarer Ausdruck der sich neu formierenden Gewerkschaftsbewegung der Nachkriegsära“, heißt es in der Denkmalakte, die das Gebäude der „anderen Moderne“ zuordnet, die auch Ausdruck der konservativen 50er Jahre sei.

Von Nazis verschont geblieben

Vorgänger des DGB-Hauses war an der Ecke Stapeltor/ Philosophenweg die Zentrale des Christlichen Metallarbeiterverbandes, ein repräsentatives Gebäude für eine Vorläuferorganisation der heutigen Einheitsgewerkschaft. Und eine Ausnahmeerscheinung an dem Tag, als die Nationalsozialisten am 2. Mai 1933 brutal die Arbeitnehmer-Organisationen zerschlugen, ihre Häuser besetzten und plünderten. Nicht so in Duisburg, berichtet DGB-Sekretär Ulrich Rieger. Dort sei nämlich gerade der wenige Tage zuvor eines natürlichen Todes gestorbene Vorsitzende des Metallarbeiterverbandes, Franz Wieber, öffentlich aufgebahrt worden. Was offenbar auch Nazi-Horden beeindruckte.

Dafür tobten sie wenige Straßen weiter mit tödlicher Brutalität, drangen an der Ruhrorter Straße in Gewerkschaftsbüros ein und ermordeten vier Duisburger Gewerkschafter. Deren Namen, Julius Birk, Michael Rodenstock, Emil Rentmeister und Johann Schlösser, tragen vier Sitzungssäle im heutigen Gewerkschaftshaus. Und der repräsentativste Saal wurde nach Franz Wieber benannt.

Ebenfalls zu Ehren der vier frühen Opfer des Nazi-Terrors aus den Reihen der Duisburger Arbeiterschaft wurde auf dem großzügigen Platz vor dem DGB-Haus eine Kunstwerk von Dani Karavan installiert. Die Materialwahl drängte sich in der Stahlstadt Nr. 1 fast auf: Massive stählerne Platten stehen für jeweils einen Ermordeten, eine senkrechte Säule steht für die Gewerkschaften, die der Verfolgung getrotzt haben und nach 1945 zügig zum selbstverständlichen und selbstbewussten Teil der demokratischen Gesellschaft wurden.

Das in den letzten Jahren umfassend renovierte Gebäude gehört der Vermögens- und Treuhandgesellschaft des DGB.