Duisburg. Die Empfangsdamen sind die Herrinnen über die Schlüssel. Morgens schließen sie auf, abends ab. Wer im Rathaus ein- und ausgeht, den kennen sie. Bei ihrem Job machen sie aber nicht nur angenehme Erfahrungen. Sie waren auch schon mit Schicksalsschlägen konfrontiert.
Vom Oberbürgermeister bis zum Verwaltungsangestellten: Jeder muss im Duisburger Rathaus an den drei Empfangsdamen vorbei. Sara Noc, Monika Wehling und Maria Lietzau sind die Herrinnen über die Schlüssel im historischen Gebäude am Burgplatz. Am Morgen schließen sie die Pforte zum Rathaus auf, abends sind sie die Letzten, die gehen und die Türen hinter sich abschließen.
Auch die Mitarbeiter des Rathauses bekommen ihre Schlüssel von den drei Damen, um in ihre Büros zu gelangen. Selbst die Sekretärin von Sören Link ist keine Ausnahme. Nur der Oberbürgermeister selbst und seine Dezernenten können alleine im Rathaus ein- und ausgehen. „Sie arbeiten auch oft am Wochenende“, sagt Monika Wehling, „dafür brauchen sie natürlich einen Schlüssel.“
"Die Hälfte aller Bräute steht erstmal bei uns"
Dass sie die Duisburger Prominenz kennen, bleibt bei ihrem Job nicht aus. Von Landesministern wie Ralf Jäger über Führungskräfte aus der Wirtschaft bis zu den Ratsmitgliedern kommt jeder an ihnen vorbei.
Aber auch viele einfache Bürger stehen vor dem Empfangstresen im Foyer des Rathauses. Die meisten Menschen fragen nach dem Weg. Wo geht es zu dem Zimmer oder wo liegt das Standesamt, fragen die Menschen ständig. „Die Hälfte aller Bräute steht erstmal bei uns“, sagt Monika Wehling.
Und auch, wenn die 55-Jährige solche Fragen schon tausendfach gehört haben, genervt hat es sie noch nie. „Wenn wir den Bürgern helfen können, dann sind wir glücklich“, sagt Monika Wehling.
Der nächste Bürgers steht schon am Tresen
Und längst nicht alle Anliegen sind Alltag. Denn: Es schlagen bei den Empfangsdamen Menschen mit den unterschiedlichsten Problemen auf. Ein augenscheinlich geistig behinderter Mann bat Sara Noc schon um Hilfe, weil er seine Ehefrau tot im Fernsehsessel gefunden hatte. Die Nacht hatte der verwirrte Mann bereits draußen im Freien verbracht. Weinend erzählte er der Empfangsdame seine Geschichte. Sie half ihm weiter. „Trotzdem nimmt man solche Sachen auch nach Feierabend mit nach Hause“, sagt die 54-Jährige.
Solche extremen Fälle sind aber die Ausnahme. Viele Menschen besuchen das Rathaus auch nur, um sich die Architektur anzuschauen oder mal mit dem Paternoster zu fahren. „Meine Tochter hat gerade ihr Architektur-Studium abgeschlossen“, stellt sich ein Mann vor, „wir wollen uns jetzt mal das Gebäude anschauen.“ Monika Wehling sagt dem Mann, dass er sich ruhig umschauen kann und gesteht: „Es gibt hier so viele Details, die wir selbst noch nicht alle gesehen haben.“ Dabei arbeiten die drei Frauen fast alle bereits über zehn Jahre an der Pforte im Rathaus. Von 6.30 bis 20 Uhr arbeiten sie, aber „das Ende ist offen“, sagt Monika Wehling. Als eine Delegation aus China da war, kam sie um 2 Uhr aus dem Rathaus: „Da bin ich erst zum Frühstück wieder zu Hause gewesen“, sagt die Empfangsdame und lächelt. Der nächste Bürger steht schon an ihrem Tresen.